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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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reichen Bürgern,
Adeligen und dem Klerus vorbehalten sein“, erklärte sie ernst.
    Francesco
nickte. „Ich stimme Euch zu. Jedermann, ob Mann oder Frau, sollte seinen gottgegebenen
Verstand nutzen und den eigenen Intellekt schulen. Aber wozu benötigt Ihr die vielen
Schiffe? Wollt Ihr Handel treiben?“ Es war offensichtlich, dass Francesco sich
auf neutrale Konversation beschränken wollte.
    „Ich
betreibe längst Handel mit den karibischen Antillen. Doch nun möchte ich
vermehrt in den Handel mit Amerika eintreten. Erst kürzlich habe ich ein größeres
Landgut in North Carolina erworben. Dort wird überwiegend Tabak und Baumwolle
angebaut. Einen Großteil des Tabaks werde ich nach Italien importieren, die
Baumwolle hingegen verkauft sich sehr gut vor Ort.“
    Wieder
nickte Francesco. „Ihr könnt natürlich all diese Pläne verwirklichen, aber Ihr
solltet das nicht alleine tun. Ihr benötigt jemanden an Eurer Seite. Wenn ich
Euch den Rat geben darf, folgt Eurer Bestimmung und verheiratet Euch möglichst
bald wieder.“
    „Verzeiht,
aber da Ihr mir eben selbst geraten habt, meinen Intellekt zu schulen… Warum
sollte es meine Bestimmung sein, zu heiraten? Erklärt es mir, ich möchte dies
gerne verstehen.“
    Ihre
unverblümte Forderung brachte Francesco kurz aus dem Konzept. Da er sich nicht
die Blöße geben wollte, lange über eine treffende Antwort nachzudenken, tappte
er geradewegs in Emilias Falle: „Es ist nun einmal die Bestimmung einer jeden
jungen Frau, ihr Geschick in die Hände ihres Gemahls zu legen und, so Gott
will, ihm gesunde Kinder zu gebären.“ Zugegeben, ihm selbst klangen die Worte
seltsam schal in den Ohren.
    „Aha“,
machte Emilia daraufhin nur und Francesco entging keinesfalls, dass sich ihre
herrlichen kornblumenblauen Augen kaum merklich dunkler gefärbt hatten. Die
Farbe erinnerte ihn an jene des Gewitterhimmels, kurz bevor das Unwetter über
Mensch und Tier hereinbrach. „Und wer“, fragte sie nun ungewöhnlich sanft, „Ist
es genau, der über die Bestimmung der Frauen bestimmt? Gott? Die Bibel? Oder
vielmehr die Herren dieser Welt, zu denen Ihr Euch zählen dürft?“
    Francesco
erwiderte ihren Blick: „Ist es nicht vielmehr die weibliche Natur an sich, die
hierfür die Voraussetzungen schafft? Uns Männern wurden diese anatomischen
Möglichkeiten bekanntlich nicht übertragen.“ Er wusste sich auf höchst
sensiblem Terrain. Schon blitzte in einem fest verschlossenen Teil seines
Gehirns die wunderbar weibliche Anatomie Emilias auf, dessen Vollkommenheit zu
bewundern er bereits zweimal in den Genuss gekommen war.
    Auf Emilias
vollen Lippen spielte ein spöttisches Lächeln. „Mit anderen Worten, Ihr schiebt
die Verantwortung wieder einmal auf Gott ab, denn er hat bekanntlich den
Menschen erschaffen – so lehrt es uns die heilige Schrift. Habt Ihr Euch jemals
die Frage gestellt, dass eine Frau vielleicht nicht heiraten möchte und keine
Kinder gebären will? Aber hat sie die Wahl? Nein, das hat sie nicht!“, feuerte
Emilia selbst die Antwort auf ihn ab. „Die Kirche, die Ihr repräsentiert, Herr
Jesuit, gesteht ihr als einzige Wahl zu, den Schleier zu nehmen und ihr Leben
als Nonne zu beschließen. Hinter hohen Mauern, wohlgemerkt. Gebt es zu! Weder
hat die Frau die Wahl, noch hat sie Rechte! Auf Gedeih und Verderb ist sie der
Willkür ihres Vaters, ihrer Brüder und ihres Ehemannes ausgesetzt!“, rief sie
ohne sich die Mühe zu machen, ihren Zorn länger zu unterdrücken.
    „Ich kann
Eure Haltung sehr gut nachvollziehen, Herzogin, und auch Eure Verbitterung. Ich
bedaure zutiefst, was Ihr durch Eure unglückselige Verheiratung mit dem Herzog
von Pescara habt erdulden müssen. Doch Ihr seid die Mutter eines Sohnes, der
der Erbe eines großen Vermögens ist. Aus beidem erwächst Euch eine große
Verantwortung. Es ist Eure Pflicht, dieses Erbe für Euren kleinen Sohn zu
bewahren.“
    Emilias
Augen hatten sich bei seinen Worten verengt: „Und damit schließt sich der
Kreis, nicht wahr? Ihr sagt es selbst: Es ist meine Pflicht zu heiraten, um das
Erbe für meinen Sohn zu bewahren. Ihr haltet mich also dazu nicht für fähig.
Oh, Ihr Männer!“, rief sie. „Ihr gestaltet Euch die Welt, so wie sie Euch
gefällt. Nun, seid erstens versichert, dass ich keineswegs verbittert bin,
sondern lediglich fest entschlossen, mein Leben von nun an selbst in die Hand
zu nehmen. Zweitens missfällt es mir, dass Ihr mir die Fähigkeit absprecht, das
Erbe meines Sohnes zu verwalten und

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