Das Hexenkreuz
offiziellen Vertreter des Kirchenstaates sehr
um Schadensbegrenzung bemühen und die Umstände Eures Todes zu verschleiern
suchen, kursieren bereits erste Gerüchte darüber, dass hochrangige Mitglieder
des Klerus unrühmlich darin verwickelt sein könnten. Der eine oder andere Gast
forderte deshalb eine lückenlose Aufklärung Eures Todes. Besonders der
spanische Botschafter Moñino hat sich vehement für eine genaue Untersuchung
eingesetzt.“
„Das sind in
der Tat keine gute Nachrichten“, bemerkte Pater Baptista. „Je weniger Aufhebens
um den Tod der Fürstin Wukolny gemacht wird, umso schneller geriete die
Angelegenheit in Vergessenheit. Aber im Grunde war dies zu erwarten, der Mensch
ist nun einmal so: Anstatt sich um das eigene Schicksal zu sorgen, fallen sie lieber
wie Hyänen über das anderer her. Und immer wieder dieser vermaledeite Spanier.
Was mischt er sich überhaupt ein? Hat sein Land nicht genug eigene Probleme, um
die er sich sorgen sollte?“, bekundete er ungewöhnlich scharf sein Missfallen.
Prinz
Galitzin bedachte Pater Baptista mit einem halben Lächeln. „Botschafter Moñino
scheint fürwahr ein spitzer Stachel im Fleisch des Ordens des heiligen Ignatius
zu sein.“
Der Pater
begnügte sich mit einem Schnauben zur Antwort. Emilia hatte den Schlagabtausch
amüsiert verfolgt. Doch die nächsten Worte des Russen ließen sie vor Schock
erstarren.
„Übrigens,
liebe Fürstin. Ich bin heute Nachmittag dem jungen Principe Colonna begegnet. Ich
glaube, Ihr kennt ihn. Er hatte von Eurer Verhaftung erfahren und mich um
Intervention beim Papst ersucht. Bei der Zarin Katharina, als ich ihm
mitteilte, dass er zu spät käme und wir Euch heute Morgen zu Grabe getragen
haben - ich schwöre, er hat mich angesehen, als wollte er mich auf der Stelle
töten. Der arme Mann. Er hat die Nachricht wirklich sehr schwer aufgenommen.
Ich habe ihm noch Wein zur Stärkung angeboten, doch er hat mich nicht weiter
beachtet. Er ist auf sein Pferd gesprungen und davongeprescht, als wäre der
Teufel persönlich hinter ihm her. Aber Fürstin, was ist mit Euch? Ist Euch
nicht wohl?“, rief er angesichts der jähen Blässe der jungen Frau bestürzt.
„Na bravo!
Wenn die Dinge schief laufen, dann aber gründlich“, sagte Donna Elvira laut in
die Runde. Sie kniete sich vor der bleichen Emilia nieder, die sich wie eine
Puppe versteift hatte und ins Leere starrte.
Pater
Baptista sah zwischen dem Russen und Emilia einige Male hin und her. Sein
beweglicher Geist zog seine eigenen Schlüsse. „Sieh mal einer an, so ist das
also“, murmelte er in sich hinein.
„Na, na,
meine Kleine. Atmet tief durch. Dies ist keinesfalls eine Tragödie
Shakespearescher Ausmaße. Keiner von Euch ist schließlich tot, oder?“, suchte
Donna Elvira Emilia zu beruhigen.
Pater
Baptista eilte ihr zu Hilfe: „Ich pflichte Donna Elvira bei. Sobald die Nebel
sich verzogen haben, werden wir alle wieder klarer sehen können…“ Er fixierte
Emilia mit seinen Augen und zwang sie unerbittlich in den Bann seiner
Persönlichkeit.
Emilia war
bewusst, dass sie sich gegenüber Pater Baptista zusammenreißen musste. Er war
noch immer der Vorgesetzte von Emanuele und Francesco. Mühsam rang sie sich ein
höfliches Lächeln ab: „Verzeiht einer schwachen Frau, Pater Baptista. Zu viel
ist in kürzester Zeit auf mich eingestürzt, dass mich dieses letzte
Missverständnis wohl etwas zu sehr außer Fassung gebracht hat.“
Pater
Baptista erwiderte das halbe Lächeln: „Da gibt es nichts zu verzeihen, liebe
Herzogin. Auch der junge Colonna wird erfahren, dass nichts ist, so wie es
scheint.“
„Eine
verwirrende Aussage - vor allem, wenn sie aus dem Munde eines Priesters stammt.
Aber ich Danke Euch Pater, dass ihr für mich die Realitäten des Lebens ins
rechte Licht rückt. Was also ratet Ihr?“
„Das
Naheliegende, Fürstin. Wohin es unseren jungen Heißsporn auch versprengt haben
mag, so ist der Principe doch seiner Familie eng verbunden. Euer Bruder
Emanuele sollte bei seinem Vater, dem Fürsten Colonna, einen Brief für ihn
hinterlegen und ihn bitten, auf schnellstem Wege Kontakt mit ihm oder meiner
Person aufzunehmen. Wir werden dann den jungen Mann über die Umstände des
Missverständnisses aufklären. Was haltet Ihr davon?“
„Sehr viel.
Ihr seid der Beste!“ Emilia sprang auf und drückte dem verdutzten Baptista
einen dicken Kuss auf die große Nase - eine Behandlung, die er sich
augenscheinlich nicht ungern gefallen ließ. „Ähm, nun
Weitere Kostenlose Bücher