Das Hexenkreuz
schweigen.
Seine Vollblut-Arroganz stand jedoch auf tönernen Füßen. Als Emilia sich ihm
näherte, zuckte er nervös mit den Ohren. Der gleiche junge Bursche öffnete ihr
den Pferch und hinderte gleichzeitig die anderen herandrängenden Vierbeiner
daran, auszubüchsen. Emilia fand sich sofort von einer Gruppe neugieriger
Ziegen umringt, die sich munter daran machten, an ihrem Rock zu knabbern. Der
Junge vertrieb sie lachend mit einem Weidenstock.
Emilia griff
nach dem Zügel des Arabers. Er ließ ein freudiges Schnauben hören. Sie wusste,
dass die Stute dem Hengst ohne weitere Aufforderung nachfolgen würde. Ferrante
verabschiedete sich nun von ihr, um sich auf die Vorstellung vorzubereiten.
Emilia
tauchte in die lindernde Kühle des Waldes ein. Sie lehnte sich an einen Baum
und genoss die Ruhe, als ihr am Horizont eine Staubwolke auffiel. Auf der
Straße von Osten schien sich ein schneller Reitertrupp zu nähern. Kein Zweifel,
dessen Ziel war Zigeunerlager. Die Schar, ein halbes Dutzend berittener
Soldaten, preschte rücksichtlos mitten in das Lager hinein. Mütter griffen nach
ihren kreischenden Kindern und rannten wild zwischen den Wagen davon. Die
Männer des Lagers liefen herbei, vorneweg Ferrante.
Instinktiv
zog sich Emilia mit den Pferden tiefer zwischen die Bäume zurück. Ihr Herz
schlug wie rasend. Sie beobachtete Ferrante, der seinen Männern mit einer Geste
zu verstehen gab, hinter ihm zurückzubleiben. Hoch aufgerichtet, mit leicht
gespreizten Beinen, stellte er sich den Soldaten entgegen. Der Anführer sprach
hoch zu Pferde mit ihm. Die Männer waren zu weit entfernt, als dass Emilia sie
hätte verstehen können. Sie konnte aber sehen, wie Ferrante während des kurzen
Wortwechsels nickte und etwas erwiderte. Dabei zeigte er mit der Hand auf die
Landstraße in Richtung Westen.
Der Anführer
warf ihm eine Münze zu und winkte seinen Soldaten. Sie wendeten und stoben
davon. Ferrantes Männer umringten ihn sofort wie eine Mauer. Auch aus der Ferne
sah es für Emilia nach einer hitzig geführten Diskussion aus, in dessen Zentrum
der Ägypterfürst stand. Schließlich löste sich Ferrante von ihnen und wies
seine Leute an, zu ihren Verrichtungen zurückzukehren. Widerwillig zogen sie
ab. Ferrante verharrte noch einen Moment und suchte aufmerksam den Horizont ab,
wohin die Berittenen verschwunden waren. Emilia begriff, dass er sich zunächst
vergewisserte, dass diese den Köder geschluckt hatten. Danach wandte er sich um
und schlug ihre Richtung ein.
„Was ist?
Was wollten diese Soldaten von Euch?“, rief Emilia ihm zu. Anstatt ihr zu
antworten, baute sich Ferrante vor ihr auf. Er musterte sie auf eine Art und Weise,
die nur als unverschämt bezeichnet werden konnte. Gemächlich wanderten seine
Augen von ihren langen Beinen über ihre Hüften und Taille zu ihrem Oberkörper
hinauf und verweilten dann auf ihrem Gesicht. Emilia konnte nicht verhindern,
dass sie unter seinen forschenden Blicken errötete. Sie ärgerte sich über sich
selbst und suchte Zuflucht in der Arroganz des Adels: „Was soll das? Ich habe
Euch eine Frage gestellt. Wollt Ihr mir wohl antworten, Zigeuner?“, rief sie
grob.
Er lächelte
nur spöttisch und bannte sie weiter mit seinem Blick. Funkelnd hielt sie ihm
stand. Plötzlich bewegte er sich mit der Geschwindigkeit eines Raubtieres auf
sie zu und riss ihr mit einem triumphierenden Laut die Kappe vom Kopf. Ihr
dicker glänzender Zopf glitt wie eine geschmeidige Schlange ihren Rücken hinab.
„Schuft“, rief Emilia und stürzte sich auf ihn. Lachend fing er ihre Hände ab,
presste sie an seinen harten Körper und… küsste sie! Emilia wehrte sich wie
eine Furie gegen diese Behandlung. Plötzlich aber fand ihr verräterischer Körper
Gefallen an seinem Tun, ihr Verstand setzte aus. Ferrantes drängende Lippen
eroberten die ihren. Seine forsche Zunge drang in ihren Mund und löste nie
gekannte Empfindungen in ihr aus. Schon glitten seine Hände ihren Rücken hinab
und erkundeten die köstlichen Rundungen ihres Pos. Er stöhnte und in heftigem
Verlangen presste er seine Hüften an sie. Der Funke sprang auf Emilia über und
wuchs zu einem Feuer heran, das ihr Innerstes versengte. Sie wusste nicht, wie
ihr geschah und kam nicht dagegen an. Ferrante löste sich kurz von ihr. Mit dem
Zeigefinger hob er ihr Kinn an und tauchte in ihren saphirblauen Blick ein. „Hoppla,
was für ein temperamentvolles Fohlen du doch bist. Verrätst du mir auch deinen
wahren Namen, meine unbekannte
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