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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Liebenswürdigkeit in Person. Sie sorgte dafür, dass
Serafina und Emilia die zartesten Stücke des gegrillten Fasans erhielten und
kredenzte ihnen kleine Würstchen, scharf wie die Hölle. Beide Frauen lehnten
den Wein ab, der ihnen angeboten wurde. Serafina zog den mit Honig gesüßten
Kräutertee vor, den Cesira selbst trank und großzügig mit ihr teilte. Emilia
fühlte sich derart erhitzt, dass sie den ganzen Abend über nur Wasser trank. Babu
hatte sich zu ihrem persönlichen Diener aufgeschwungen. Unaufhörlich füllte er
ihren Becher mit Wasser nach, sobald sie nur einen Schluck daraus getrunken
hatte.
    Nach dem
Abendessen erhob sich Ferrante und trat in die Mitte. Der Fürst der Ägypter
klatschte zweimal in die Hände und sofort antwortete ihm lauter Jubel aus
vielen Kehlen.
    Die Stunde
des Tanzes und der Musik war gekommen. Mehrere Männer zogen ihre Geigen hervor.
Die jungen Mädchen, rassige schlanke Dinger in weißen Blusen und Röcken, die
ihre Knöchel sehen ließen, reihten sich um das Feuer auf. Ihre geschmeidigen
Körper begannen sich aufreizend zu der Melodie zu bewegen. An Armen und Beinen
trugen sie mehrere goldene Reifen, die bei jeder Bewegung aneinander klirrten. Sie
hielten Tamburine in ihren Händen und die Schellen folgten dem Rhythmus der
Musik. Schneller und schneller drehten sich ihre biegsamen Körper und wirbelten
wie braune Flammen um das Feuer. Sie steigerten sich in einen Sinnenrausch
hinein, der sein Echo in den anwesenden jungen Männern fand. Bald waren
Tänzerinnen und Musiker in Schweiß gebadet. Immer weiter peitschte die Musik
sie voran. Die Sinnlichkeit, die von den jungen tanzenden Frauen ausging,
schien beinahe greifbar zu sein. Auch Emilia wurde von einer unbestimmten
Sehnsucht erfasst. Ihr Leib glühte, aber nicht vom nahen Feuer. Am liebsten
wäre sie selbst aufgesprungen und hätte sich den Tänzerinnen angeschlossen. Sie
hob den Kopf und begegnete dem brennenden Blick Ferrantes. Die fordernde
Leidenschaft, die aus seinen Augen sprach, ließ sie erschauern. Sie fühlte sich
unter diesem Ansturm schwach und schwindlig. Jäh verstummte die Musik und die
Tänzerinnen sanken ermattet zu Boden. Einzelne Männer erhoben sich und fielen
wie Jäger über ihre Beute her. Das Feuer erglühte ein letztes Mal in der Nacht
und erlosch. Vielfaches Seufzen erklang in der Dunkelheit. Serafina fasste Emilia
am Arm. „Komm“, sagte sie. „Das ist kein Schauspiel für uns.“
    Nur
widerstrebend folgte ihr Emilia. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten. Weder
Müdigkeit noch Erschöpfung hatten sie erfasst, allein die Begierde nach dem
Unbekannten ließ sie taumeln. Sie bemerkte, dass auch Serafina nicht dagegen
gefeit schien. Wie zwei sich aneinander klammernde Betrunkene schwankten sie
davon. Doch Emilia irrte. Nicht Begierde hatte Serafina erfasst, sondern sie befand
sich tatsächlich am Rande der Erschöpfung. Sie selbst fand dies umso
verwunderlicher, da sie am Nachmittag einige Stunden lang geruht hatte. Vor dem
Wagen angekommen, erklärte Serafina trotz ihrer Müdigkeit: „Geh du schon einmal
vor und lege dich schlafen. Ich muss noch einmal nach dem Tiger sehen.“ Sie
stolperte in die Dunkelheit davon.
    Emilia blieb
unschlüssig stehen. Das letzte, wonach es sie jetzt verlangte, war zu schlafen.
Voller Sehnsucht wandte sie sich um und suchte mit ihren Augen nach der Stelle,
wo das Feuer in seiner erlöschenden Glut verging – dort, wo ineinander
verschlungene Körper sich im Rhythmus der Liebe wiegten.
    Plötzlich
war ein Schatten neben ihr. Eine große Hand legte sich auf ihren Mund und eine
Stimme flüsterte: „Fürchte dich nicht. Komm!“ Ferrante schlang seinen Arm um
ihre Taille und zog sie mit sich fort in den nahen Wald. Am Fuß einer Eiche
sank er mit ihr in das weiche Moos. Leidenschaftlich umfing er ihren jungen
zarten Körper und sein Mund senkte sich auf den ihren. Emilia hatte dieser
Begegnung entgegen gefiebert, seit Ferrante sie am Lagerfeuer an sich gepresst
hatte. Ihr Kuss wollte kein Ende nehmen, sie umschlangen sich und erforschten
einander mit dem gesamten Körper. Niemals hätte Emilia geglaubt, dass die Liebe
gleichzeitig so süß und wild sein konnte. Längst hatte Ferrante mit kundigen
Händen ihre Jacke geöffnet und die Bänder ihres Hemdes gelöst, das ihr über die
Schultern glitt. Emilia spürte den zarten Windhauch, der ihre nackte Haut
streichelte. Sie erschauerte. Schon wickelte Ferrante die Bänder auf, die
Emilia fest um ihre Brust

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