Das Hexenkreuz
gestolpert
wäre.
„Dann weißt du also noch nichts von den Soldaten?“
„Welchen
Soldaten?“, wiederholte Serafina verständnislos.
„Sechs
Soldaten des Herzogs von Pescara sind im Lager aufgetaucht und haben sich nach
mir erkundigt.“
„Die Soldaten
des Herzogs suchen nach dir? Bist du dir da ganz sicher?“
Emilia
nickte unglücklich. Serafina knetete ihre Lippe. „Hm, das bedeutet, dass der
Herzog dich weiterhin heiraten möchte, obwohl du ihn durch dein Verschwinden
brüskiert hast. Seltsam. Der Herzog hätte doch ohne Aufsehen von seinen
Heiratsabsichten Abstand nehmen können. Wie seid ihr die Soldaten wieder los
geworden?“, erkundigte sich Serafina als nächstes.
„Ferrante
hat die Männer auf eine falsche Fährte geschickt.“
„Tatsächlich? Wann war das genau?“
„Kurz nachdem du dich schlafen gelegt hast.“
„Also vor
vier Stunden. Fragt sich, wie lange es dauert, bis die Männer ihren Irrtum
bemerken und zurückkehren. Komm, wir sollten Ferrante suchen.“
„Da ist noch
etwas. Ferrante ist über mich im Bilde und weiß, dass ich eine Frau bin.“
Serafina
holte mit einem kleinen Unmutslaut scharf Luft und rief: „Verwünscht!“
Emilia
schenkte ihrer Freundin reinen Wein ein: „Du hattest Recht, Serafina. Das Pferd
und der Sattel haben uns in die Tinte geritten. Die Soldaten haben sie bei
meiner Beschreibung erwähnt. Ferrante hat sofort eins und eins
zusammengezählt.“
Großzügig ging
Serafina darüber hinweg, ihre Freundin erneut über ihren Fehler zu belehren.
Stattdessen sagte sie: „Wir sollten sofort aufbrechen. Los, komm.“ Serafina
kletterte vom Wagen.
„Aber es ist
schon dunkel!“, erwiderte Emilia etwas zu hastig.
„Warum so verzagt,
Amore? Die Sterne und der Mond werden uns leuchten, falls ich deine
Worte richtig zitiere. Oder hält dich hier etwas zurück?“ Sie musterte ihre
Freundin, ein Lächeln kräuselte ihre Mundwinkel: „So, so. Der schöne Ferrante
hat es dir also angetan? Ich muss schon sagen, das hat nicht lange gedauert,
bis du die Vorzüge des männlichen Geschlechts für dich entdeckt hast“, meinte
Serafina. Sie wirkte eher amüsiert. Aus Richtung des großen Lagerfeuers näherte
sich ihnen nun ein schwankendes Licht. Ferrante. „Wenn man vom Teufel spricht“,
murmelte Serafina kaum hörbar. Hinter ihm trippelte Babu, der Negerjunge. Auf
seiner Schulter turnte das unvermeidliche Kapuzineräffchen.
Der
Ägypterfürst hob die Lampe an: „Da seid ihr ja. Ich habe geahnt, dass ich Euch hier
antreffen würde. Wie geht es meinem Freund?“ Er brachte das Licht nahe an die
Gitterstäbe. Der Tiger regte sich nicht.
„Es geht ihm
gut. Er schläft noch immer, aber es ist ein heilsamer Schlaf. Je später er
erwachen wird, umso besser wird es für seine Genesung sein“, erklärte Serafina.
„Ich danke
Euch.“ Er verneigte sich vor Serafina auf orientalische Art, indem er beide
Arme vor der Brust verschränkte. „Kommt nun. Meine Mutter lädt Euch an ihr
Feuer ein.“ Er ging ihnen voran. Nach wenigen Schritten bemerkte er, dass sie
ihm nicht nachfolgten und kehrte zurück. Eindringlich sagte er: „Seid ohne
Furcht, Euer Geheimnis ist bei mir wohl verwahrt. Aber wenn Ihr jetzt sofort
verschwindet, werden wir Argwohn erwecken. Wartet bis eine Stunde vor
Morgengrauen. Ich werde Wache halten und Euch wecken.“ Widerstrebend fügte sich
Serafina seinem Vorschlag.
Emilia schob
den Herzog und seine Mutter in Gedanken vorerst beiseite. Sie lief hinter Ferrante
her und kam nicht umhin, seine kraftvolle Gestalt zu bewundern.
Als spürte
er ihre im Rücken auf ihn gerichteten Augen, wandte der Mann sich um und sandte
ihr einen glühenden Blick. Die Erinnerung an ihre leidenschaftliche Umarmung
trieb Emilia sofort die Hitze in die Wangen.
Sie
erreichten das Lagerfeuer. Der gesamte Stamm hatte sich daran im Kreis
niedergelassen, nur einige wenige Mütter mit kleinen Kindern hatten sich
bereits zur Ruhe begeben.
Ihre Ankunft
brachte die Rangordnung am Feuer durcheinander. Cesira verlangte durch eine
herrische Geste, dass ihre beiden Gäste sich rechts und links von ihr setzen
sollten. Der Ägypterfürst wiederum nutzte die hervorgerufene Verwirrung ihrer
Ankunft. Unter dem Vorwand ihr beim Hinsetzen behilflich zu sein, schlang er
seinen Arm fest um Emilias Taille. Seine heißen Lippen streiften ihr Ohr und
flüsterten der Erschauernden ein einziges, verheißungsvolles Wort zu: „Später!“
Cesira war
wie ausgewechselt und die
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