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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Gefährtin
stürmisch um den Hals. Dann blickte sie in das verwirrte Gesicht ihrer Freundin
und begriff, dass diese noch Zeit brauchte, um in die Wirklichkeit zurückzufinden.
„Komm, kehren wir zum Lagerplatz zurück und ich erzähle dir von den
Geschehnissen, die du verschlafen hast.“
    „Geschlafen,
stimmt. Ich habe geschlafen…“, stammelte Serafina. Ihr Kopf schmerzte, ihre
Kehle brannte und die Zunge in ihrem Mund fühlte sich an wie ein fremdes,
pelzartiges Wesen. „Meinst Du, ich kann einen Tee bekommen? Oder ist das zu
gefährlich?“
    „Ich denke,
wir können es riskieren, ein kleines Feuer zu entfachen.“
    An einen
Baum gelehnt und mit Kräutertee versorgt, lauschte Serafina Emilias Bericht.
Als Emilia ihr von dem Schlaftrunk berichtete, den Cesira ihr verabreicht
hatte, schnaubte sie entrüstet. „Was für eine Gemeinheit!“ Und das alles für
ein wenig Gold. Und doch finde ich ihren Verrat merkwürdig ...“ Serafina brach
ab, als müsste sie ihre weiteren Worte abwägen. Schließlich führte sie ihren
Gedanken zu Ende: „Irgendetwas passt hier nicht zusammen.“
    „Was soll an
Verrat merkwürdig sein? Er ist eine ansteckende Krankheit, die irgendwie alle
zu befallen scheint, sobald Gold in greifbare Nähe rückt. Denk an Piero!“
    „Das ist es
gerade, was meine: Ich denke nicht, dass Ferrantes Mutter es wegen der
Belohnung getan hat. Für diese Frau hat Gold keinerlei Bedeutung.“ Kategorisch
schüttelte Serafina den Kopf.
    Da Serafina
verstummt war, hakte Emilia nach: „Aber welches Motiv sollte sie sonst gehabt
haben?“
    Ihre Freundin
antwortete nicht sofort, sondern fixierte die Flammen, die hungrig das Holz
verschlangen. Sie murmelte: „Ich weiß es nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich
eher den Eindruck gewonnen, dass Cesira dir wohlgesonnen war… Seltsam, dass ich
mich derart in ihr geirrt haben soll“, ergänzte sie kopfschüttelnd. „Nun gut,
es ist wie es ist und wir sind hier.“ Sie sah sich zum ersten Mal richtig um.
Dabei blieb ihr Blick an dem klapperdürren Maultier hängen, das seinen Kopf
genießerisch an dem Baumstamm rieb, an dem es festgebunden war. Eben riss das
Vieh mit seinen großen gelben Zähnen einen langen Streifen Rinde ab. Mit
konzentriertem Ausdruck kaute es darauf herum. Sein Tun entlockte Serafina ein
Grinsen. „Unglaublich! Es frisst Holz. Was für ein trauriger Ersatz für unser
prächtiges Vollblut, aber was für ein Gewinn für unseren schönen
Zigeunerfürsten. So hat er sich also gegen Cesira gestellt und uns geholfen. Erstaunlich…“,
sagte sie gedehnt. Emilia glaubte nicht, dass ihr Serafinas begleitendes
Lächeln gefiel. „Was heißt hier erstaunlich?“, entgegnete sie etwas zu schnell
und konnte ein Erröten nicht verhindern. Natürlich hatte sie bei ihrem Bericht Serafina
die beschämende Szene im Wald unterschlagen.
    „Sonst hast
du mir nichts zu erzählen?“, erkundigte sich diese nun gedehnt.
    „Also gut,
du Quälgeist“, gab Emilia nach. „Es gibt ein und … Kannst du dich noch erinnern,
wie du vor dem Schlafengehen nach dem kranken Tiger sehen wolltest?“
    „Ja, wenn
auch verschwommen. Als nächstes bin ich unter diesem Baum aufgewacht.“
    „Ferrante
sagte mir, dass er dich auf dem Käfigwagen gefunden hat. Vermutlich war das
deine Rettung. Cesiras Komplizen konnten weder dich noch mich in Ferrantes
Wohnwagen finden. Sie sollten uns bewachen, bis die Soldaten eintreffen
würden.“
    „Und wo
warst du?“
    Schuldbewusst
senkte Emilia den Kopf.
    „Ich
verstehe, du warst mit Ferrante im Mondschein spazieren “, sagte Serafina
bedeutungsvoll. „So befand sich letztendlich niemand von uns dort, wo er
eigentlich hätte sein sollen.“
    „Ja, wir
haben echtes Glück gehabt. Beinahe wäre unsere Flucht zu Ende gewesen.“ Erst
jetzt schien Emilia bewusst zu werden, wie knapp sie der Bedrohung entronnen
waren. Sie starrte in ihre leere Tasse, als lägen darin alle Antworten des Universums
verborgen. Jäh drängte sich ihr das Bild ihrer unwirklichen Begegnung mit
Cesira auf. Sie glaubte noch immer die kohlschwarzen Augen auf ihrem nackten
Körper zu spüren. Wie seltsam, dachte sie, derart von einer anderen Frau
taxiert zu werden, als wählte sie ein Stück Fleisch für den nächsten Sonntagsbraten
aus. Warum aber hatte die Alte keinen Versuch unternommen hatte, sie aufzuhalten?
Ihr Verhalten musste etwas mit diesem furchtbaren Moment zu tun haben, als das
Fremde versucht hatte, in ihren Geist einzudringen.
    „Aber

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