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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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miteinander und verströmten einen herrlichen Duft. Eine
hochschwangere Frau, die sich mit einem großen Strohhut gegen die Sonne
schützte, mühte sich auf Knien in einem der Beete ab. Ein Knabe von ungefähr
vier Jahren hüpfte um sie herum und sang mit hoher Stimme Kinderreime. Das Kind
musste seine Mutter auf die beiden Fremden aufmerksam gemacht haben. Die Frau
erhob sich nun schwerfällig. Sie schirmte ihre Augen gegen die Sonne ab,
während sie mit der anderen ihren Rücken stützte. Sie war eine schmächtige
Person und trug schwer an ihrem mächtigen Bauch. Wie sich herausstellte war
Marcello um diese Zeit auf dem Feld, doch seine Frau Graziella empfing sie aufs
Herzlichste, nachdem sie Filippos Namen genannt hatten. Auch sie stellte keine
Fragen. Sie führte die Besucher in ihr Haus und im Nu standen ein Krug Wasser,
Oliven, Tomaten, Schafskäse und frisch gebackenes Maisbrot auf dem Tisch. Als
die Schwangere sich mühte, einen schweren Kessel vom Feuer zu heben, eilte
Serafina ihr zu Hilfe. Die Heilerin in ihr erfüllten die wächserne Blässe und
die geschwollenen Gelenke mit Sorge. Gerne hätte sie Graziellas Los
erleichtert. Sie wollte eben ihren Mund öffnen, um ihr ihre Hilfe anzubieten, aber
Emilia hatte ihren besorgten Blick aufgefangen. Sie trat Serafina unter dem
Tisch kräftig auf den Fuß. „Nicht!“, zischte sie.
    Konsterniert
starrte Serafina sie an. „Was ist denn?“
    „Wir sind
Männer! Wir kümmern uns nicht um das Wohl von Schwangeren. Schon vergessen?“,
raunte Emilia.
    Nach dem
Essen bestand die Hausfrau darauf, dass sich die `jungen Edelleute´ ausruhten.
Sie bereitete ihnen ein Lager in dem ehelichen Schlafzimmer, gleich hinter der
Küche. Ein Kreuz aus Messing und eine entzückende Ikone, schmückten die Wand
und zeugten von bescheidenem Wohlstand. Während Emilia sich bis aufs Hemd
auszog und sogleich in Schlaf sank, setzte sich Serafina an das kleine Fenster
und machte sich daran, notdürftig ihre Kleider zu flicken.
    Wie
versprochen kehrten Filippo und Cesarion am späten Nachmittag heim und ihre
fröhlich plappernden Stimmen erklangen vor dem Haus. Die beiden Brüder
versorgten zunächst die Tiere und betraten dann zusammen mit einem jungen Mann
das Haus. Marcello hatte sich gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern
eingefunden. Auch bei ihm drang die Familienähnlichkeit unverkennbar durch.
    Und noch
jemand war wieder da. Paridi erschien mit der Grandezza eines Königs auf der
Türschwelle. Er verharrte dort mit steifer Schwanzspitze einige Sekunden, um
die Wirkung seines Auftritts auszukosten.
    Graziella
rief zum Abendessen. Der Hausherr sprach ein Tischgebet und alle aßen. Bis auf
den kleinen Marcellino. Er hatte das kleine spitze Kinn in die Hände gestützt
und starrte Emilia unverwandt mit großen Augen an. "Marcellino? Was tust
du denn da? Hör auf, unseren Gast anzustarren, und iss", ermahnte ihn
seine Mutter.
    Ohne den
Blick von Emilia abzuwenden, antwortete der Kleine mit klarer Kinderstimme:
"Aber Mama. Ich tue das doch nur, weil ich sie so furchtbar schön
finde!"
    "Sie?
Also wirklich, Marcellino! Wie kommst du nur darauf? Unser Gast ist ein
respektabler Edelmann! Du bist unhöflich", ermahnte ihn seine Mutter
erneut.
    Marcello,
der Ältere, senkte den Löffel auf halben Weg zum Mund und bedachte seinen Sohn
mit einem strengen Blick. „Hör auf deine Mutter und iss dein Abendbrot.“
    "Aber
wenn es doch die Wahrheit ist! Der Nonno sagt, dass man immer die Wahrheit
sagen muss. Das adelt!", wehrte er sich im Ton dessen, der sich im
absoluten Recht wähnt.
    "Ha, du
Schlauberger. Das war, als die Nonna dich in ihrer Speisekammer erwischt hat. Und
du Frechdachs hast behauptet, dass du dir nur die Töpfe ansehen wolltest. Dabei
warst du von Kopf bis Fuß mit Marmelade beschmiert!", entrüstete sich
seine Mutter.
    "Lasst
nur, Dame Graziella. Mich stört das nicht", beeilte sich Emilia
einzugreifen. Aus gutem Grund wollte sie die Diskussion um das `sie´ nicht
vertieft wissen.
    Serafina
hatte den Kopf tiefer über ihren Napf gesenkt und kicherte leise in sich
hinein. Kindermund! Wie oft verbat man ihn sich, dabei geriet den Erwachsenen ihr
unverfälschter Blickwinkel nicht zum Nachteil.
    Währenddessen
fuhr Emilia fort, Marcellinos Eltern zu versichern: "Im Gegenteil, ich
fühle mich durch die Aufmerksamkeit Eures Sohnes durchaus geehrt. Bedenkt man
sein junges Alter, versteht er sich sehr früh darauf eine ´bella figura`
abzugeben. Sein Großvater hat Recht - man sollte

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