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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Seit
mehreren Tagen werde ich von seinen Spionen auf Schritt und Tritt verfolgt.“
    „Aber… Das
kann doch unmöglich wahr sein“, stotterte Emilia entgeistert. „Was will der
Mann denn noch? Warum gibt er nicht endlich auf? So wichtig bin ich nicht, dass
ein Herzog ganze Kompanien auf mich hetzt.“
    „Und doch
stimmt es, Emilia“, mischte sich an dieser Stelle Serafinas Mutter ein. „Du
solltest wissen, dass hinter alldem nicht der Herzog selbst steckt, sondern die
Herzoginmutter Beatrice. Sie ist eine teuflisch schlaue Frau und sie folgt
einem Plan. Natürlich wäre es ihr lieber gewesen, dass man dich innerhalb ihrer
eigenen Landesgrenzen aufgegriffen hätte. Sie hat sich ausgerechnet, dass du
bei deinem Zwillingsbruder Zuflucht suchen würdest. Sie musste also nur ihr
Netz in Rom auswerfen und abwarten, bist du hier auftauchst und in ihre Fänge
gerätst.“
    „Darum
treibe ich seit Tagen mit den herzoglichen Spionen ein gefährliches Versteckspiel,
um euch rechtzeitig abzufangen“, ergänzte Emanuele. „Dabei ging es nicht immer
zimperlich zu. Der Herzog schuldet mir seit heute wenigstens die zweite
Soutane.“ Er lächelte schief. „Übrigens, eine famose Idee von dir, als
Krautjunker verkleidet zu reisen, Schwester.“
    Emilia sah
ihren Bruder nachdenklich an. „Dass ich mich der Heirat entziehen möchte, ist
naheliegend. Aber wie steht es mit dir? Immerhin hat unser Vater den Herzog als
meinen Zukünftigen ausgewählt. Für seine Mutter kann er schließlich nichts,
ebenso wenig, wie wir für unseren Bruder Piero etwas können. Überhaupt…“, sie
wandte sich an Serafinas Mutter: „Von welchem Plan spracht Ihr genau, Donna
Elvira? Und verschweigt mir nichts.“
    Elvira sah
in die Runde: „Bitte, wer möchte?“ Sie gab damit ihre Frage an die beiden
jungen Priester weiter.
    Emanuele
ergriff das Wort: „Wenn du den Herzog heiratest, gerätst du automatisch in die
Fänge seiner ehrgeizigen Mutter. Es heißt, ihr Sohn unternimmt nichts ohne sie,
sie bestimmt über sein Leben. Wir wissen längst, dass die Herzoginmutter
Beatrice nicht nur ein Mitglied, sondern die ranghöchste Priesterin des
barbarischen Kultes ist, von dem Francesco dir vorhin berichtet hat. Als dessen
Hohepriesterin nimmt sie an mörderischen Orgien teil und zelebriert satanische
Messen. Blut als Quelle des Lebens spielt dabei eine wesentliche Rolle. Diese
furchtbare Frau tötet dazu am liebsten Neugeborene. Ihre bevorzugten Opfer sind
dabei Zwillingskinder…“
    Emanuele
hielt inne, da Emilia hörbar nach Luft geschnappt hatte. Bis ins Mark
erschüttert, stotterte sie: „Aber… das ist das Furchtbarste, das ich je gehört habe.
Kann das wahr sein?“
    „Es ist
wahr. Es gibt dafür einen glaubhaften Augenzeugen, der alles mit angesehen hat“,
bestätigte Emanuele aufgewühlt.
    „Aber, warum
in Gottes Namen tut sie das? Was glaubt sie, durch diese furchtbaren
Grausamkeiten gewinnen zu können?“, rief Emilia fassungslos.
    „Aus demselben
Grund, warum viele Menschen unsinnige und schreckliche Dinge tun: Die Herzogin
will damit ihre Macht manifestieren.“
    „Aber wie
kann ein Mensch überhaupt zu so etwas Schrecklichem fähig sein?“, flüsterte
sie.
    Alles
schwieg. Darauf gab es keine Antwort. Es war Francesco, der schließlich doch
auf Emilias Frage antwortete: „Es ist das Rätsel des ewig Bösen.“
    Die
sichtliche Erschütterung der jungen Frau berührte ihn mehr, als er es sich
selbst einzugestehen wagte. Er hatte sie kaum zu einer solch tiefen Regung für
fähig gehalten.
    „Darum,
liebe Schwester, liegt auch mir daran, deine Heirat mit dem Herzog zu
verhindern. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du auch nur in die Nähe dieser
gottlosen Frau gelangst“, versicherte ihr Emanuele. „Hier, trink einen Schluck.
Der Wein wird dir gut tun.“ Er reichte ihr das schwere Glas.
    Ihm zu
Gefallen trank Emilia einige Schlucke. Der Wein war rot und weich und rann wie
Samt durch ihre Kehle. Emilia konnte spüren, wie er seine belebende Wirkung
entfaltete. Bange fragte sie sich, warum sie ausgerechnet bei ihren ersten Schritten
in die ersehnte Freiheit sofort in den Sog menschlicher Abgründe geraten
musste? Hatte sie nicht ihre Heimat Santo Stefano verlassen, um die Schönheit
der Welt zu entdecken? Der Abwehrmechanismus ihrer Jugend regte sich in ihr:
„Und wenn ihr euch in eurer Einschätzung irrt? Was ist mit ihrem Sohn? Woher
rührt eure Sicherheit zu glauben, dass er all diese Freveltaten zulässt?“
    „Du

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