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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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damit. Denn der nächste Aufbruch ist uns sicher“, zog Emilia sie
auf.
    „Ja. Fragt
sich nur wohin?“, unkte Serafina. „Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du mich
in deine weiteren Pläne einweihst? Wie hast du dich entschieden? Ich meine, wo
soll es denn nun hingehen? Frankreich oder der neue Kontinent?“
    „Ich musste nie
eine Wahl treffen, Serafina, denn ich wusste stets, wohin meine Reise gehen
soll. Es waren die anderen, die mich davon abbringen wollten“, berichtigte
Emilia sie.
    „Und? Haben
sie es geschafft?“
    „Keineswegs.
Ich will nach Amerika und ich gehe nach Amerika“, verkündete Emilia bestimmt.
    „Verrätst du
mir auch, warum du so kategorisch darauf bestehst? Selbst dein Bruder Emanuele
schien für deinen Wunsch keinen Funken Verständnis aufzubringen. Ich gebe zu,
auch mir fällt es schwer nachzuvollziehen, warum es unbedingt die neue Welt
sein muss. Es ist furchtbar weit weg, die Überfahrt birgt einiges an Gefahren
und überdies weißt du so gut wie gar nichts über dieses Land.“
    „Frankreich
kenne ich ebenso wenig“, wandte Emilia ein.
    „Ja, aber es
liegt um ein Vielfaches näher. Außerdem, was spricht gegen eine Zeit in
Frankreich? Noch dazu nahe der Hauptstadt Paris, von der es heißt, sie wäre
neben Rom die schönste Stadt der Welt? Ich für meinen Teil würde Paris sehr
gerne sehen. Falls dir Frankreich nicht zusagt, können wir uns immer noch nach
Amerika einschiffen. Aber vielleicht sagen dir Land und Leute so gut zu, dass
du dich dort niederlassen wirst? Es heißt, die Franzosen wären äußerst galant
und lieben schöne Frauen über alles. Du bist schön und könntest dort Furore
machen. Wer weiß, vielleicht würdest du sogar an den Hof des Königs nach
Versailles eingeladen werden? Man erzählt sich Wunderdinge über Versailles. Zu
gerne würde ich den Potager du Roi sehen.“
    „Der Potager
du Roi? Königlicher Gemüsegarten? Das ist nicht dein Ernst.“
    „Aber
natürlich. Der legendäre Sonnenkönig hat ihn vor hundert Jahren anlegen lassen.
Die Gärtner konnten damit seine Tafel ganzjährig mit Obst, Gemüse und Kräutern
versorgen. Tausende von Obstbäumen sollen dort wachsen“, schwärmte Serafina.
    Emilia
verdrehte die Augen. Ihre Freundin ließ sich nicht beirren und sprach weiter:
„Wer weiß? Vielleicht wartet in Frankreich dein Schicksal in Form eines
schmucken Marquis´ auf dich? Leider wirst du ihn niemals kennenlernen, weil wir
uns stattdessen seekrank über eine Reling beugen.“ Serafina hasste Boote.
    „Ach
Serafina, fängst du wieder davon an. Ich will keinen Mann! Ein Mann
bedeutet Abhängigkeit und er würde über mich bestimmen. Amerika ist das Land
der Freiheit, die neue Welt. Dort will ich mein Glück versuchen. Wenn du also nicht
zufällig eine Vision von mir hattest, wie ich als französische Frau die
französischen Bälger eines französischen Marquis´ wiege, dann lass mich in
Frieden“, rief sie hitzig. Die Erregung hatte ihre Wangen gerötet.
    Serafina
brach in ein entwaffnendes Gelächter aus. „Nur die Ruhe, Emilia. Ich werde dich
selbstverständlich unterstützen. Mir ist jedes Abenteuer recht, solange ich
nicht nach Santo Stefano zurück muss. Aber könntest du bitte nochmals diesen
herrlichen Satz mit den vielen französisch wiederholen? Allein vom Zuhören habe
ich einen Knoten im Ohr bekommen.“
    Emilia
stürzte sich mit einem Kissen auf sie. Da an Kissen wahrlich kein Mangel
herrschte, entspann sich alsbald eine fröhliche Schlacht, die Federn flogen.
    „Oh, darf
ich auch mitmachen?“, rief Vittoria, die auf dem Höhepunkt der Spaßorgie in das
Zimmer platzte. „Es schneit, es schneit“, kreischte sie ekstatisch und warf
sich ins Getümmel.
    „Was ist
denn hier los?“, versuchte sich eine schneidende Stimme inmitten des Tumults
Gehör zu verschaffen.
    Alles
erstarrte, bis auf die flaumigen Federn. Sanft schwebten sie weiterhin durch
den Raum und verliehen der Szenerie etwas Unwirkliches.
    Die Stimme
gehörte - wie sollte es auch anders sein - dem Principe Colonna. Der ungewohnte
Lärm hatte Francesco fast schon an einen Überfall glauben lassen.
    Ausgerechnet,
dachte Emilia erschrocken und wünschte sich sofort unsichtbar zu werden. Hinter
Francescos Rücken spickte Emanuele ins Zimmer - in seine Soutane gekleidet und
mit einem breiten Grinsen geschmückt. Früher hätte Emilias Bruder bei dem
ausgelassenen Treiben mitgemischt. Doch einem Priester stand ein solch
ungebührliches Benehmen nicht zu. Spaß und

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