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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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auf der Tischplatte. Sie verstand nicht warum.
Woran hatte sie eben noch gedacht? Ihre Gedanken verwirrten sich, Müdigkeit
lähmte ihr Denken. Sie zwang sich den Kopf zu heben. Allein diese Bewegung
erwies sich als kaum zu überwindende Anstrengung. Serafina schien es ähnlich zu
ergehen. Der Ärger im Gesicht ihrer Freundin schlug in eine plötzliche
Erkenntnis um, Schrecken weitete ihre Augen. Sie wollte Emilia etwas zurufen,
doch ihre Zunge klebte am Gaumen fest. Trotzdem glaubte Emilia, das Wort
`Hilfe´ von ihren blutleeren Lippen abgelesen zu haben.
    Die Hände
auf dem Tisch gestützt, erhob sich Emilia. Sie kam sich dabei vor, als wäre ihr
Körper mit Gewichten beschwert, die sie hinabzogen. Sie versuchte ein, zwei
tastende Schritte, dann gaben ihre Beine nach.
    Beim Fallen
sah sie noch, dass Vittoria mit ihrem Kopf auf den Tisch gesunken war und mit
offenem Mund schlief. Wieso liegt sie auf ihrem Teller? schoss es Emilia unsinnig
durch den Kopf. Dann umfing sie vollkommene Schwärze.
     
    Verärgert durchquerte der junge Colonna die Eingangshalle.
Weit und breit war niemand von der Dienerschaft zu sehen. Dabei hatte er allen
im Haus ausdrücklich erhöhte Wachsamkeit eingeschärft. „Donatus“, rief er laut.
Plötzlich ermaß er die ungewohnte Stille des Hauses und jedes seiner
Nackenhaare stellte sich einzeln auf. Er zog seinen Degen. Erneut rief er nach
Donatus, dann nach Vittoria und nacheinander alle anderen Namen der Personen,
die das Haus sonst mit Betriebsamkeit erfüllten. Nichts als Stille begegnete
ihm. Er wandte sich zunächst nach links, wo sich die Bibliothek mit ihrer
kostbaren Sammlung alter Schriften befand. Mit klopfendem Herzen stieß er die Tür
auf. Nichts, der Raum war leer. Als nächstes wandte er sich dem früheren Atrium
zu, das seine Mutter in einen Empfangsraum umgewandelt hatte. Fast wäre er
dabei über den gefesselten und geknebelten Donatus gestrauchelt. Colonna kniete
sich neben ihn und entfernte hastig den Knebel. Donatus holte röchelnd Luft.
„Sie kamen kurz nachdem der junge Pater di Stefano gegangen war“, keuchte er.
„Sie müssen das Haus beobachtet haben.“
    „Wer? Habt
Ihr die Angreifer erkannt?“
    „Nein, Herr.
Sie trugen alle lange dunkle Umhänge und Masken. Verzeiht Herr, ich konnte es
nicht verhindern. Sie haben sie mitgenommen.“
    „Wen haben
sie mitgenommen? So sprich doch!“ Furcht hielt sein Herz umklammert. Bitte
nicht Vittoria , betete er. Sie ist so ein liebes und unschuldiges Kind. Es
würde ihn töten. Doch im Grunde wusste er, wen Donatus mit sie meinte.
Dessen nächste Worte beseitigten den letzten Zweifel: „Die junge Freundin der
Principessa. Sie hatten es nur auf sie abgesehen. Jemand muss die Speisen mit
einem Schlafmittel versetzt haben. Da ich morgens nur ein Glas Milch zu mir
nehme, wurde ich verschont. Als die Fremden eindrangen, hielt ich mich gerade hier
auf und habe mich versteckt. Es hat kaum Widerstand gegeben. Die meisten
unserer Leute müssen schon fest geschlafen haben. Ich hatte vor, sobald die
Angreifer verschwunden wären, sofort zu Euch zu eilen, Herr. Doch sie haben das
ganze Haus durchsucht und mich entdeckt. Ich konnte nichts gegen sie
ausrichten. Verzeiht mir, Herr“, bat er erneut.
    „Da gibt es
nichts zu verzeihen, mein lieber Donatus. Diese Bande ist mit dem Teufel im
Bunde. Kommt jetzt… Lasst uns zuerst nach den anderen suchen.“
    Im
Speisesaal stießen sie auf Vittoria und Serafina. Die jungen Frauen schliefen
fest wie Felsen und reagierten weder auf Rütteln noch auf Rufe. „Wir brauchen
unbedingt Serafinas Mutter Elvira hier. Sie wird wissen, was zu tun ist.
Donatus“, wandte sich Francesco an diesen. „Geht zu unserem Nachbarn hinüber
und bittet ihn, uns einen seiner Laufburschen zu leihen. Gebt ihm diese
Adresse.“ Er nannte ihm die Straße und einen Namen im Stadtteil Trastevere. „Er
soll die Signora auf schnellstem Wege hierher geleiten.“
    Der
Majordomus eilte auf noch unsicheren Beinen davon und der junge Colonna setzte
seinen Streifzug alleine fort. Die meisten Bewohner schliefen und lagen
irgendwo auf dem Boden, gefällt inmitten ihrer Tätigkeit. Einige wenige waren
auf dieselbe Art und Weise gefesselt und geknebelt worden wie sein Majordomus.
Niemand sollte vorzeitig Alarm schlagen. Wenigstens war niemand ernstlich zu Schaden
gekommen. Anhand von Donatus Angaben überschlug der junge Principe, dass die
Angreifer durch ihr umsichtiges Handeln beinahe acht Stunden Vorsprung

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