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Das Hexenkreuz

Das Hexenkreuz

Titel: Das Hexenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanni Muenzer
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Euch so über die
Maßen amüsiert?“, giftete sie.
    „Nun, Ihr
natürlich!“, erwiderte sie und unterdrückte vergeblich einen Schluckauf.
„Verzeiht mir, aber ich konnte wirklich nicht anders“, bekannte sie freimütig
und lächelte. „Habt Ihr Euch letzthin im Spiegel betrachtet?“
    Emilia
widerstand nur knapp dem Impuls, sofort zu dem fraglichen Gegenstand zu
stürzen. Stattdessen begnügte sie sich damit, der Nonne einen vernichtenden
Blick zuzuwerfen, der ihr zu verstehen geben sollte, dass Spiegel in ihrem
persönlichen Universum keinerlei Stellenwert zukamen -  außer natürlich, man
konnte sie mit gehörigem Radau aus dem Fenster befördern…
    „Wer, zum
Teufel, seid Ihr überhaupt? Und könnt Ihr mir verdammt noch einmal verraten, wo
ich hier bin?“, fuhr sie ihre Besucherin an.
    Die Nonne
zuckte nicht mit der Wimper. Nur in den Tiefen ihren bemerkenswert braunen
Augen glomm ein heiterer Funke auf. Sie wirkte wie ein verspieltes Rehkitz, das
nur mit Mühe den Impuls unterdrückte, fröhliche Bocksprünge zu vollführen. „Oh,
Ihr seid einfach wunderbar. Mit Euch werden sie wahrhaftig ihren Spaß haben.“
Sie klatschte mehrmals in die Hände. Ihr Entzücken schien Emilia absolut
aufrichtig zu sein. Verständlicherweise konnte sie es nicht teilen. Was für
eine Art Nonne wollte sie überhaupt darstellen? Eine erst kürzlich rekrutierte
Novizin? Doch ihre Besucherin hatte eben jemanden erwähnt. „Was soll das
heißen? Wer soll an mir seinen Spaß haben? Sprecht!“, forderte Emilia,
während sie die zarte Nonne an den Schultern packte. Am liebsten hätte sie sie
geschüttelt wie einen Pflaumenbaum.
    „Was treibst
du hier, Filomena?“
    Beide, Nonne
und Emilia, fuhren beim Klang der metallischen Stimme herum. Emilia fühlte die
zarten Schultern der jungen Frau unter ihren Händen erbeben. Fürchtete sie sich
etwa? Sie selbst empfand keinerlei Furcht. Sie hatte durch ihr Treiben eine
Reaktion herbeiführen wollen. Dies war sie also.
    Eine sehr
schöne, scheinbar alterslose Frau hatte das Zimmer betreten. Sie trug eine Robe
aus schillerndem grünem Damast mit feinen silbernen Streifen. Ein freizügiges
Dekolleté gab ihren üppigen, sehr weißen Busen preis. Tropfenförmige Smaragde funkelten
an Hals, Armen und Ohren und auf dem kostbaren Diadem. Einen Schritt hinter ihr
stand ein gutaussehender junger Mann. Auch er hatte sich für einen Ball herausgeputzt:
Aus seinem blauem Samtrock schäumten Kaskaden edelster Spitze und seine
Halsbinde zierte ein Diamant von der Größe eines Wachteleis. Seidene
Kniebundhosen betonten lange muskulöse Beine, die in hohen Schuhen mit
diamantbesetzten Schnallen endeten. Beide Neuankömmlinge trugen kunstvoll
frisierte Perücken.
    Die
Augenbrauen des Mannes stiegen kaum merklich nach oben, als er Emilias groteske
Ausstaffierung bemerkte. Die Frau jedoch würdigte Emilia keines Blickes. Sie
fasste die zarte Nonne ins Auge. Emilia, die ihre Hände weiter auf deren
Schulter liegen hatte, spürte, dass die junge Frau zusammenschrumpfte. Es
weckte ihren Beschützerinstinkt. Mit einer raschen Bewegung schob sie sie
hinter sich.
    „Nun,
Filomena. Bekomme ich keine Antwort von dir? Wie lauteten meine Befehle?“,
sagte die Frau kalt. „Und hört gefälligst auf, euch wie zwei verschreckte
Wachteln aneinander zu klammern. Das ist erbärmlich.“ Sie vollführte eine
verächtliche Handbewegung. Emilia wurde durch diese Geste an den Stallburschen
auf Santo Stefano erinnert, einem Mann von rabenschwarzer Übellaunigkeit. Er
hatte nur wenig gesprochen und wenn, dann hatte er seine Worte stets durch
heftiges Ausspucken unterstrichen. Fast erwartete Emilia, dass die Frau
ebenfalls auf den Boden spuckte. Der Gedanke entlockte ihr unwillkürlich ein
Lächeln. Der Mann quittierte dies mit einem weiteren Ansteigen seiner
Augenbrauen. „Lasst sie in Ruhe, Mutter“, sagte er nun und offenbarte damit das
verwandtschaftliche Verhältnis zwischen den beiden. Er trat zwei Schritte vor.
„Los, verschwinde von hier, Filomena.“ Er winkte das Mädchen hinaus. Die ließ
sich das nicht zweimal sagen. Sie schürzte ihr Ordenskleid wie eine kostbare
Ballrobe und huschte zur Tür hinaus.
    Emilia blühte
nun genau das, was ihr Bruder, Francesco, Serafina und Donna Elvira mit allen
Mitteln versucht hatten zu verhindern: Der Begegnung mit der Herzoginmutter
Beatrice. Emilia fand sich von Angesicht zu Angesicht der Frau gegenüber, der
die schrecklichsten Gerüchte anhafteten. Wie um sich gegen

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