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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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immer wieder Vorwürfe, dass sie Johann überredet hatte, auf den Hülfensberg zu pilgern. Ausgerechnet zum bekanntesten Wallfahrtsort auf dem Eichsfeld, zu dem aus allen Richtungen die Menschen strömten, hatten auch sie wandern müssen!
    Die junge Frau sah gequält zu ihrem Mann. Sie hatten sich in einem von Unterholz überwucherten Waldstück niedergelassen, und Johann schlief nun seelenruhig neben ihr auf einem weichen Laubbett. Sie seufzte leise. Jetzt müssten sie ins Hessenland gehen, es blieb ihnen keine andere Wahl. Franziska fürchtete, dass der Ausrufer zu Bonner eilen und ihm von dem Zusammentreffen berichten könnte – und so, wie Franziska den Bauern einschätzte, würde dieser sofort zum Hülfensberg reiten, um sie zu suchen. Er würde sicherlich Gleichgesinnte mitbringen und erst Ruhe geben, wenn er sie gefunden hätte.
    Diese unheilvollen Gedanken schienen Franziska auf den Magen zu schlagen. Ein flaues Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus und steigerte sich rasch. Plötzlich konnte sie nicht mehr an sich halten, sprang von ihrem Nachtlager auf und hinter den nächsten Baum. Immer wieder würgte sie, bis der Magen nichts mehr hergab.
    Erschöpft legte sie sich zurück zu Johann, der noch immer ruhig schlief und nichts bemerkt hatte. Der Morgen graute bereits,
als Franziska erschöpft in einen unruhigen Schlaf sank. Doch bald darauf wurde sie unsanft geweckt. Als sie aufblickte, stand ein Soldat mit einem Gewehr im Anschlag vor ihnen. Erschrocken rüttelte Franziska Johann wach, der sie verschlafen anblinzelte. Doch als er die Mündung des Gewehrlaufs vor sich sah, setzte er sich ruckartig auf.
    »Was willst du?«
    »Ich stelle hier die Fragen! Wer seid ihr, und was macht ihr mitten im Wald?«
    »Wir haben geschlafen!«, antwortete Johann unwirsch. Im selben Moment trat der Mann nach ihm.
    »Ich will wissen, was ihr hier macht?«, brüllte der Fremde und richtete sein Gewehr bedrohlich auf Johann.
    »Herrgott noch mal! Meine Frau und ich waren auf dem Hülfensberg zur Wallfahrt und haben uns abseits vom Trubel einen Schlafplatz gesucht …«
    Weiter kam Johann nicht mit seinen Erklärungen, denn Franziska sprang auf, obwohl der Fremde noch immer das Gewehr auf sie gerichtet hielt. Sie konnte nicht länger liegen bleiben, da es sie erneut würgte.
    »Bleibt stehen!«, rief der Mann nervös. Franziska gehorchte und erbrach sich vor seine Füße.
    »Verdammt noch mal! Sieh, was du getan hast!«, schrie der Fremde angewidert.
    »Franziska, was ist mit dir?«, fragte Johann besorgt. Erschöpft sank die junge Frau zu Boden.
    »Nimm endlich das Gewehr herunter, und lass uns in Ruhe! Wir haben nichts Unrechtes getan.«
    Der Mann erkannte, dass er hier nichts ausrichten konnte, und ging wortlos von dannen.
    Johann blickte ihm für einen Moment hinterher und dann besorgt zu seiner Frau.
    »Ist er weg?«
    »Ja, Liebes. Was ist nur mit dir?«
    »Ich fühle mich nicht wohl, und ich bin schrecklich müde.«
    »Dann schlaf noch etwas!«, riet Johann fürsorglich. »Danach geht es dir bestimmt wieder besser.«
     
    Als Franziska erwachte, war es früher Tag, und ein würziger Geruch stieg ihr in die Nase. Johann saß vor einem kleinen Feuer und röstete ein Eichhörnchen, das er kurz zuvor in einer Falle gefangen hatte. Kaum erblickte sie das blutige Fell auf dem Boden, sprang sie erneut auf und übergab sich hinter dem nächsten Baum auf den Waldboden. Mitfühlend sah Johann zu seiner jungen Frau.
    »Geht es dir noch immer nicht besser?«
    Erschöpft wischte sie sich über den Mund und lehnte sich an den Baumstamm.
    »Ich mache mir große Vorwürfe, dass ich dich in diese Lage gebracht habe, Johann. Deshalb konnte ich nicht schlafen, und anscheinend sind mir die Sorgen auf den Magen geschlagen … Und dann dieser Soldat, der uns bedroht hat … Jetzt müssen wir doch ins Hessenland fliehen! Dort, wo ich niemals hingehen wollte. Ach, Johann, was passiert noch alles, bis Ruhe in unser Leben einkehrt? Werden wir je ein Heim haben oder müssen wir stets in der Angst leben, dass mich jemand erkennt?« Sie wagte kaum aufzublicken.
    »Komm zu mir, Franziska.«
    Liebevoll strich Johann seiner Frau über das Haar.
    »Irgendwann kommen wir mit unseren Kindern zurück und zeigen ihnen unser Eichsfeld – das verspreche ich dir. Alles ist gut, solange wir zusammen sind. Halte noch etwas durch, Liebste!«

    Clemens erwachte mit Magenknurren, denn seit dem vergangenen Mittag hatte er nichts mehr gegessen. Da Burghard vor

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