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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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und ohne Hilfe würde Franziska nie wieder dort herauskommen, aber sie musste sich nicht fürchten, da man sie weder gänzlich im Dunkeln noch angekettet dort unten zurücklassen würde.
    Adolph wusste, dass er sich auf seine Frau verlassen konnte, obwohl ihr Gesicht sehr erschrocken gewirkt hatte, als er ihr von der drohenden Anklage gegen Franziska erzählt hatte. Zuerst hatte sie sich geweigert und gedroht, sofort die Burg zu verlassen,
wenn ihr Mann der Hexe Unterschlupf gewähren würde. Adolph hatte das befürchtet und sich schon im Vorfeld reichlich Argumente zurechtgelegt, die sie überzeugen sollten, dass er das Richtige tat. Als er spürte, dass seine Frau seinen Entschluss zwar noch nicht restlos billigte, aber auch nicht mehr völlig dagegen war, hatte er sie zu sich auf den Schoß gezogen und ihr die Geschichte seines Vorfahren auf dem Porträt an der Wand neben ihm erzählt.
    Noch immer skeptisch, aber nicht mehr verängstigt, hatte Hedwig zugestimmt, wenigstens abzuwarten, bis das Mädchen mit dem Pfarrer auf der Burg angekommen war. Erst bei ihrem Anblick wollte sie entscheiden, ob sie die Burg verlassen würde.
    So hatte sie Anweisung gegeben, das Verlies mit frischen Kräutern auszulegen und eine Decke hinunterzubringen.
     
    Adolph Ernst legte den Schürhaken zur Seite und überlegte. Seine Gefühle verwirrten ihn. Zwar vertraute er dem langjährigen Freund, dass das Mädchen unschuldig war, aber dennoch wollte er sich nicht so recht darüber freuen, dass er in dieser schwierigen Lage helfen konnte. Das es sich bei Franziska aber nicht um eine Hexe handeln konnte, stand für ihn außer Frage.
    Seufzend füllte sich der Freiherr den Becher mit dem schweren italienischen Wein, der erst vor einigen Tagen aus der Toskana eingetroffen war. Dieser Trunk beruhigte seine Nerven etwas. Er war angespannt, da er nicht abschätzen konnte, worauf er sich mit diesem Freundschaftsdienst einließ und welche Folgen dies für ihn und die Seinigen haben würde. Allerdings erinnerte er sich, dass schon einmal auf der Burg eine angebliche Hexe in Gewahrsam genommen worden war, die aber seines Großvaters Vetter ersten Grades nach kurzem Prozess wieder freigelassen hatte.
    Adolph Ernst sah zu dem Porträt ebenjenes Vetters an der
Wand. Stolz schienen dessen Augen auf den Ahnen herabzublicken, aber auch eine gewisse Härte lag in ihnen. Das war nicht weiter verwunderlich, hatte er doch ein abenteuerliches Leben geführt und war in dessen Verlauf in so manch brenzlige Lage geraten. Er war in jeder Hinsicht ein ungewöhnlicher Mensch gewesen, und so passte auch die Spukgeschichte, die man sich über ihn erzählte, zu ihm.
    Adolph Ernst lächelte in sich hinein, als er sich vorstellte, wie der Vorfahre des nächtens aus seinem Bild trat und ungebetene Gäste erst aus dem Bett und dann die Treppe hinunterwarf. Des Öfteren soll er dabei auch noch sein eigenes Bild von der Wand geschleudert haben, was man nun aber durch eine solide Befestigung zu verhindern wusste.
    Schmunzelnd sah der junge Adelige zum Porträt seines Vorfahren und prostete ihm zu.
    »Auf dich, Berthold. Auf dass du das gutheißt, was ich im Gedenken an dich tun werde.«
    Wieder einmal bedauerte er es, dass er Berthold von Wintzingerode nicht selbst kennengelernt hatte.
    Den Geschichten seiner Eltern und seines Großvaters zufolge und auch gemäß den Legenden, die man sich in der Region über ihn erzählte, musste Ritter Berthold von Wintzingerode in jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Mann gewesen sein.
    Adolph Ernst wusste, dass sein Ahne in katholischen Aufzeichnungen meist in den schwärzesten Farben dargestellt und von den Geschichtsschreibern als Aufrührer, Raubritter, Totschläger und Unterdrücker betitelt wurde. Was zum Teil auch stimmen mochte, da er zeitweise große Truppen unterhielt, mit denen er in Kriegs- und Rüstungszeiten spekulierte und so erhebliche Summen einnahm. Auch wurde ihm während seiner Söldnerzeit ein gewisser Hang zur Grobheit nachgesagt, weswegen er sogar bei den lutherischen Fürsten nicht gerade beliebt gewesen sein soll. Hinzu kamen ein unduldsamer Charakter
sowie eine jähzornige, unerbittliche Wesensart, was ihm nicht immer förderlich gewesen war.
    Doch durch eigene und auch einige fremde Zeugnisse wurde bekannt, dass Ritter Berthold sich sehr fürsorglich um seine Familie und Untergebenen kümmerte und zudem um jeden Preis seine politische und religiöse Freiheit behaupten wollte. Vor allem hatte er den Ruf,

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