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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Ritterschaft gegen sich aufzubringen, beschuldigte man Berthold des Mordes an Arnold Geilhaus.
    Und so kam es, dass er in einem Scheinprozess schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wurde.
    Zuvor hatte man vergeblich versucht, den Ritter zum Übertritt zum katholischen Glauben zu bewegen. Doch selbst im Angesicht des Todes blieb der Verurteilte dem lutherischen Glauben treu.
     
    Adolph Ernst wagte sich nicht vorzustellen, welche Gefühle in Berthold von Wintzingerode getobt haben mussten, als die letzten Minuten seines Lebens angebrochen waren. Berthold wusste, dass sein Sohn Klaus und sein Neffe Bertram der Hinrichtung beiwohnten. Und der Legende nach soll Berthold,
bevor er sein Haupt dem Henker neigte, seinen Sohn und seinen Neffen ein letztes Mal mit erhobener Hand gegrüßt haben.
    Im September 1575 fand Berthold von Wintzingerode auf dem Viehmarkt zu Mainz den Tod durch das Schwert.
    Die sterblichen Überreste wurden nach Burg Bodenstein gebracht, und der Leichnam in Heimaterde lutherisch beerdigt.
     
    Trotz Bertholds angeblicher Schwächen hatte sich Adolph Ernst von all seinen Vorfahren gerade ihn als Vorbild erkoren, da er ihn für seinen unumstößlichen Glauben bewunderte und ihm darin nacheifern wollte.
    Er erhob sich von seinem Platz, streckte die geballte Hand dem Bild seines Vorfahren entgegen und sagte mit fester Stimme den Wahlspruch seines Urahnen: »Allzeit treu dem Evangelium und allzeit wider die Pfaffen!«
    In diesem Moment kam seine Frau Hedwig herein, erblickte ihren Mann in dieser Pose und umarmte ihn wortlos.
    »Wir tun das Richtige, Adolph, wir tun das Richtige!«
    Ihr Gatte nickte stumm und küsste ihre Stirn.

Kapitel 21
    Seit dem Tod ihrer Schwester hatte Katharina kaum Zeit gefunden, die Armen in Heiligenstadt zu besuchen. Sie hatte nicht einmal mehr Zeit für sich selbst. Tag und Nacht hatte sie mit der Betreuung ihrer kleinen Neffen zu tun, da der zweijährige Hannes nicht durchschlief und den ein Jahr älteren Mathias Albträume plagten.
    Zwar unterstützte die Mutter die Tochter, wo sie konnte, doch Barbara Jacobi musste sich auch allein um die Töpferei kümmern, seit ihr Mann krank daniederlag.
    Schon an der Beerdigung der älteren Tochter hatten den alten Jacobi heftige Rückenschmerzen geplagt, und wenig später konnte er sich kaum mehr aufrecht halten. Bei jedem Versuch, die Beine zu bewegen, schrie er auf und musste sich abstützen. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, und er japste nach Luft. Einige Tage später weigerte er sich, das Bett zu verlassen, da das Liegen ihn angeblich am wenigsten schmerzte. Als sich nach zwei weiteren Tagen keine Besserung einstellte, rief seine Frau nach dem Arzt. Dieser zog und streckte die angezogenen Beine, woraufhin ein gellender Schrei das Haus erschütterte. Nun stöhnte der alte Jacobi sogar im Liegen vor Pein. Selbst der Aderlass nützte nichts, sondern schwächte ihn nur.
    Sein Leid dauerte nun schon über zwei Wochen an, und niemand wusste, wie man ihm helfen konnte. Weder Blutegel noch Kräutertinkturen zeigten Wirkung. Klagend lag der Mann in seinem Bett und bedauerte sich selbst.
    Seine Frau floh regelrecht in den Laden, da sie sein Wehklagen nicht mehr mitanhören konnte. Sie entschuldigte ihr Verhalten damit, dass sie nach dem Rechten sehen müsse. Fernab im Laden konnte sie ihren Mann nicht hören, wenn er nach ihr rief. Als sie sich bittere Vorwürfe über ihre Gleichgültigkeit anhören musste, erwiderte sie: »Schließlich bin ich nun allein für das tägliche Auskommen verantwortlich und muss zusehen, dass die Kunden auch weiterhin zufrieden sind!«
    Das verstand Albert Jacobi zwar, doch er verlangte, dass man ihm ein kleines Glöckchen ans Bett stellen solle, damit er bei Bedarf gehört werde. Von diesem Zeitpunkt an bimmelte das Glöckchen unentwegt. Zuerst eilte seine Frau bei jedem Klingeln aus dem Laden, da sie annahm, es ginge ihrem Mann schlechter. Doch schon bald erkannte sie, dass Langeweile ihn veranlasste, ständig nach ihr zu klingeln. Barbara Jacobi, die sich bei der Arbeit nicht mehr stören lassen wollte, ignorierte fortan das Glöckchen und bat ihre Tochter Katharina, nach dem Vater zu sehen.
    Den einen Jungen auf dem Arm, den anderen an der Hand, rannte Katharina bei jedem Glockenton in das Schlafgemach des Vaters, um seine Wünsche zu erfüllen.
    Immer öfter glaubte die Siebzehnjährige, gleich den Verstand zu verlieren. Ständig bimmelte entweder die Glocke, oder Fritzchen schrie, oder

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