Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
Vom Netzwerk:
nicht gut?«
    Eine feine Röte überzog die Wangen des Mädchens. Nervös knetete Katharina den Stoff ihres sandfarbenen Leinenrocks und erklärte: »Doch, ich fühle mich wohl, aber die Arbeit zu Hause und die drei kleinen Kinder, dann der kranke Vater. Es ist alles ein wenig viel für mich. Und dann auch noch die Vorbereitungen für die Hochzeit …«
    »Ihr heiratet?«, fragte Gudrun erstaunt. »Was hast du doch für ein Glück, solch einen stattlichen Mann zu bekommen!« Ungläubig sah Katharina sie an.
    »Du kannst ihn gern haben«, erwiderte sie.
    Walburga blickte für einen Moment auf, und ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Also doch! Sie hatte so etwas schon auf der Beerdigung geahnt. Mitfühlend sagte sie zu Katharina: »Du scheinst nicht sehr erbaut zu sein, deinen Schwager zu ehelichen. Dabei ist er ein so attraktiver Mann, außerdem eine gute Partie. Doch muss auch ich zugeben, dass es sehr eigentümlich ist, dass ein Mann sofort die jüngere Schwester zur Frau nimmt, nachdem die ältere gestorben ist. Ob das wohl rechtens ist …«
    Katharina horchte auf und seufzte. Endlich verstand sie jemand! Es war, als würde sich ein Knoten in ihrer Brust lösen, und so vertraute sie ihren Kummer der Nachbarin an. Doch Walburga Schmitt hörte nur mit halbem Ohr hin, da sie eigenen Gedanken nachhing. Als Katharina schwieg, schlug sie vor: »Katharina, zeige Gudrun, wie sie dich unterstützen kann, sodass du mehr Zeit für andere Dinge hast. Im Augenblick kann ich ihre Hilfe im Haushalt entbehren. Zumal wir gerade noch eine zusätzliche Magd in Dienst genommen haben.«
    Ein Leuchten huschte über Katharinas Gesicht, das aber sogleich wieder erlosch.
    »Otto will nicht, dass mir jemand zur Hand geht. Er sieht es als meine alleinige Pflicht an, mich um die Buben zu kümmern. Zumal … wenn wir verheiratet sind …«
    »Ach was!«, unterbrach Frau Schmitt das Mädchen. »Er kann
doch nicht wollen, dass seine zukünftige Frau wie eine Magd schuftet. Sieh dich doch an, du bist ja nur noch Haut und Knochen. Selbst dein Busen sieht aus, als ob sich ein Kind Tag und Nacht an ihm gelabt hätte. Und dann deine Blässe … Nein wirklich, vornehm wirkt das nicht mehr. Schau dir dagegen Gudrun an: rosige Wangen und feste Brüste – so muss ein Mädchen in eurem Alter aussehen!«
    Katharina wurde rot, und sie schaute beschämt zu Boden. Zaghaft flüsterte sie: »Ach, es wäre so schön, wenn Otto mit Gudruns Hilfe einverstanden wäre, zumal es mein sehnlichster Wunsch ist, zum Hülfensberg zu pilgern und dort zur heiligen Elisabeth zu beten …«
    Walburga hörte nicht mehr recht hin, denn ein Gedanke kam ihr in den Sinn. ›Hülfensberg … da würde Katharina mindestens vier Tage weg sein … Zeit genug, um …‹ Innerlich triumphierend über ihren Einfall scheuchte sie die beiden Mädchen aus der Stube: »Geschwind jetzt, kümmert euch um die Kinder. Gudrun, mach mir keine Schande, und sorge gut für die Buben. Nur so kannst du Otto von deinem Können überzeugen. Dann erlaubt er dir sicherlich, Katharina auch weiterhin zu unterstützen.« An Katharina gewandt sagte sie: »Mach dir keine Gedanken, mein Kind! Zusammen schaffen wir, dass du zum Hülfensberg pilgern darfst. Solch einen ehrenwerten Wunsch muss man doch unterstützen!«
    Glücklich kichernd verließen die Mädchen Hand in Hand das Haus der Familie Schmitt.
    Walburga schaute den beiden nach und lächelte beinahe siegesgewiss.
    »Es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht hinbekäme!«

    Katharina stellte Gudrun zuerst ihrer Mutter und dann den Kindern vor. Als sich Gudrun zu den Kleinen hinabbeugte, versteckten
sich Hannes und sein Bruder Mathias verängstigt hinter Katharinas Rock.
    Doch dank Gudruns freundlichem Wesen überwanden die Kinder rasch ihre anfängliche Scheu. Als das Mädchen ihnen vorschlug, im Garten Verstecken zu spielen, rannten sie ihr freudig hinterher.
    Zufrieden und erleichtert ging Katharina in die Küche, um einen Korb mit Lebensmitteln zu füllen.
    In dem Moment, als sie zur Tür hinausgehen wollte, kam Otto herein. Sofort fuhr er sie an: »Wo willst du hin?«
    Als er den Korb in ihrer Hand sah, warf er ihr einen eisigen Blick zu.
    »Hatte ich dir nicht verboten, unser hart verdientes Brot zu verschenken?«
    Katharina erwiderte nichts, sondern blickte stumm zu Boden.
    »Hast du nichts Besseres zu tun? Wo sind die Kinder?«
    »Fritzchen ist bei der Amme, und Gudrun passt auf Hannes und Mathias auf.«
    Missmutig zog Otto eine

Weitere Kostenlose Bücher