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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Mantel.
    »Hier, mein Kind. Leider kann ich nicht viel für dich tun, doch nimm diesen Mantel – er soll dich vor dem Regen schützen.« Höflich bedankte Franziska sich bei ihr, als diese sie in die Arme schloss und an ihr Herz drückte.
    »Der liebe Gott wird mit dir sein, mein Kind!«
    »Franziska, es wird Zeit!«, drängte Lambrecht.
    Das Mädchen legte den Mantel um und zog die Kapuze über ihr Haupt.
    ›Niemand wird sie erkennen‹, dachte Lambrecht. Sein Blick traf sich mit dem von Hesse. Der musterte den Pfarrer. Lambrecht sah an sich herunter und musste lächeln. Er hatte in der Aufregung vergessen, dass er ebenfalls fremde Kleidung trug. Hedwig von Wintzingerode hatte ihn überzeugt, die Beinkleider und das Hemd anzulassen, da sein Talar noch immer klamm und schwer vom Regen gewesen war. Zudem war Adolph Ernst so
freundlich gewesen, ihm mit einem Mantel auszuhelfen. Auch, wenn man das Pferd des Freiherrn erkennen würde, käme niemand auf den Gedanken, dass der Pfarrer von Tastungen und das Mädchen Franziska auf seinem Rücken aus der Stadt ritten. Jetzt war Lambrecht sogar für das schlechte Wetter dankbar, da sie so die Kapuzen überziehen mussten. Es regnete Bindfäden, und der Himmel war mit grauen Wolken verhangen, sodass Lambrecht sicher sein konnte, dass ihnen nur wenige Menschen auf dem Marktplatz und in den Gassen von Duderstadt begegnen würden.
    Als Franziska aus dem Haus des Braumeisters trat, fiel ihr Blick für einen Moment auf den Westerturm der Stadt. Sie blickte an dem imposanten Gebäude hinauf und erkannte trotz des starken Regens, dass die Turmspitze seltsam in sich gedreht war. Als sie durch das dunkle Tor des Turms blickte, überlief sie ein Kälteschauer, denn Lambrecht hatte ihr erzählt, dass dahinter die Gerichtslinde stand, unter der Gericht gehalten wurde. Unter ihr wurden Todesurteile gefällt, um dann auf dem Sullberg am Fuße des Städtchens Mingerode vollstreckt zu werden. Da die Bewohner des Ortes in Hand- und Spandienst von Duderstadt standen, mussten sie den Galgen aufstellen oder aber das Holz für die Scheiterhaufen stellen. Das machte sie zu Handlangern des Henkers, was wiederum bedeutete, dass sie wie dieser als ehrlos angesehen wurden. Lambrecht vermutete, dass sich die Mingeröder irgendwann dagegen auflehnen würden, da sie sonst aus dieser Verpflichtung nie wieder herauskämen.
     
    Franziska kletterte hinter Lambrecht auf den Rappen und klammerte sich ängstlich an ihm fest. Sie hatte noch nie auf einem Pferd gesessen. Beruhigend drückte der Pfarrer die Hand des Mädchens. Er nahm die Zügel auf, hob die Hand zum Gruß und lenkte das Tier nach links, um denselben Weg zurück zu nehmen,
den er gekommen war. Wieder hallte das Geräusch der auf den Steinboden treffenden Hufeisen laut durch die Gassen.
    Trotz des heftigen Regens rief der Ausrufer noch immer mit kraftvoller Stimme durch die Gassen, dass morgen das Bierbrauen beginnen würde. Für einen kurzen Moment trafen sich die Blicke des Mädchens und des Mannes. Das Pferd trabte durch das Obertor und ließ die letzten Häuser außerhalb des Ringwalls von Duderstadt hinter sich. Noch einmal blickte Franziska zurück. Trauer schnürte ihr die Kehle zu und machte ihr das Herz schwer. Immer weiter entfernte sie sich von Johann, und in diesem Moment war sie sich sicher, dass sie ihren Liebsten nie wiedersehen würde. Ihr Schicksal lag in den Händen des Pfarrers, auf den sie sich gänzlich verlassen musste, da sie von keinem anderen Hilfe erwarten konnte. Sie wusste nicht einmal, wohin er sie bringen würde und wagte auch nicht zu fragen. Sie wollte nicht weiter über ihr Schicksal nachdenken, aber hoffte im Stillen, dass alles gut werden würde.
    Als Lambrecht dem Rappen das Kommando zum Galopp gab, klammerte sie sich an den Rücken des Pfarrers. Wieder drückte er beruhigend die Hand des Mädchens.
    Der Regen peitschte Lambrecht ins Gesicht, und er senkte das Haupt. Er hoffte, dass das Pferd den Weg zurück in seinen Stall finden würde, und so ließ er nach einem kurzen Stück Weges im Galopp nun die Zügel wieder lockerer, woraufhin der Rappe zurück in den Trab fiel. Er wollte die Kräfte des Pferdes schonen, für den Fall, dass sie verfolgt würden. Aber Lambrecht war sich ziemlich sicher, dass sein Schwager noch keinen blassen Schimmer hatte, dass er das Mädchen in Sicherheit brachte. ›Wie sollte er auch‹, dachte der Pfarrer beruhigt.
    Allerdings hatten Neuigkeiten sich von jeher in den kleinen

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