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Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Das Hexenmal: Roman (German Edition)

Titel: Das Hexenmal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Clemens! Was ist nur in dich gefahren? Gefühle und Vermutungen reichen für eine Anklage nicht aus!«
    »Das weiß ich! Ich dachte, dass du mir vielleicht helfen könntest«, antwortete Clemens ungehalten.
    »Wie kommst du zu einer solch abenteuerlichen Vermutung? Hatten Heinrich und Wilhelm Streit?«
    Wieder musste Clemens verneinen. Ihm war nun gar nicht
mehr wohl. Er hatte sich für seine Theorie Unterstützung und Verständnis von Friedrich erhofft, nicht Widerworte. Schließlich sagte er: »Heinrich wollte mir etwas sagen, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Ich war jedoch mit dem Verkauf der Jungpferde beschäftigt und vertröstete ihn auf den nächsten Tag. Und dann war er plötzlich tot.«
    Nachdenklich lehnte sich Friedrich gegen einen Baumstamm und sah einem Eichhörnchen zu, wie es nach Futter suchte.
    »Was hätte er dir sagen können? Etwas, das mit dem Gestüt zu tun hat?«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es war Wichtigeres …« Clemens räusperte sich und blickte zu Boden. Friedrich wartete geduldig. Nach einigen Minuten des Schweigens fuhr Clemens fort: »Es hatte sicherlich etwas mit dem zu tun, was sein Freund Milchkarl für mich in Erfahrung gebracht hatte …«
    Nun verstand der junge Arzt gar nichts mehr. Zuerst wich Clemens seinem durchdringenden Blick aus, doch dann trat er einen Schritt auf ihn zu und erklärte: »Ich habe Heinrich gebeten, Karl aufzutragen, meinen Schwager zu beobachten, weil ich … ich glaube …«
    »Clemens, jetzt sag endlich, was los ist?«, rief Friedrich ungeduldig.
    »Ich bin sicher, dass Wilhelm nicht nur Heinrich auf dem Gewissen hat, sondern auch für den Tod meiner Eltern …«
    Weiter kam er nicht, denn nun musste Friedrich laut lachen.
    »Das kann nicht dein Ernst sein …«
    Als er aber den Ausdruck in Clemens’ Augen sah, begriff er, dass der Freund tatsächlich davon überzeugt war. Ungläubig schüttelte er den Kopf: »Du bist verrückt geworden, Clemens. Du verlierst den Verstand.«
    Friedrich verschränkte die Arme und ging nachdenklich im Kreis. Nach einer Weile meinte er mit fast sanfter Stimme: »Kann
es sein, dass du dich schuldig fühlst und du dein schlechtes Gewissen beruhigen willst, indem du Wilhelm beschuldigst?«
    »Ich dachte, du bist mein Freund!«, brauste Clemens auf, der nichts von einem schlechten Gewissen hören wollte. Denn es plagte ihn tatsächlich.
    »Clemens, du bezichtigst deinen Schwager, drei Morde begangen zu haben, hast dafür aber keinerlei Beweise. Du lässt dich von Gefühlen leiten …«
    Weiter kam er nicht, denn Clemens schleuderte wütend ein Stück Holz nach dem Eichhörnchen und verfehlte es knapp.
    »Ich bin weder verrückt, noch ist mein Verdacht unbegründet. Überlege, wie sich Münzbacher seit dem Tod meiner Eltern hier breitgemacht hat! Ein Unbekannter taucht plötzlich auf, heiratet meine Schwester und will mich vom Hof drängen. Du musst wissen, dass meine Eltern ihn kurz vor ihrem plötzlichen Tod aufgesucht haben, um bei ihm ihr Testament zu hinterlegen. Und dann – o welch Zufall – werden sie angeblich von Mördern umgebracht, von denen man jedoch keine Spur findet, gerade so, als hätte der Erdboden sie verschluckt … Und jetzt stirbt Heinrich, weil ein angesägter Baum genau in dem Moment umkippt, als er daruntersteht … Erzähl mir doch nichts, Friedrich, das sind keine Zufälle! Da wurde nachgeholfen!«
    Mitfühlend sah der junge Arzt seinen Freund an.
    »Du kannst beschuldigen, wen du willst, Clemens, aber weder deine Eltern noch Heinrich werden dadurch wieder lebendig!«
    Clemens war so außer sich, dass er Friedrich am Kragen packte und ihn gegen den Stamm der Eiche presste.
    »Ich werde zu Milchkarl gehen und ihn fragen, was er Heinrich erzählt hat. Dann bekomme ich den Beweis, den ich brauche, damit du mir glaubst!«
    Dann ließ er den Arzt wieder los und sah ihn mit böse funkelnden Augen an. Nicht wie Freunde, sondern wie Gegner trennten sie sich und gingen jeder seines Weges.
    ›Wäre Anna doch nur hier‹, dachte Clemens verbittert. ›Sie würde mir sicherlich Glauben schenken!‹
     
    Als er zwei Stunden später aus dem Hoftor des Gestüts auf die Straße trat, sah er eine dralle Magd am Tor stehen, die ihn erwartungsvoll anblickte.
    »Was ist? Suchst du jemanden?«
    Ihre Augen musterten ihn eindringlich, doch sie schüttelte nur den Kopf. Als sie nichts erwiderte, ging Clemens achselzuckend an ihr vorüber.
    »Dann eben nicht!« Er hatte weder Zeit noch Interesse, sich mit

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