Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gar nicht den Versuch, den Namen auszusprechen.
    Es gab einen großen Vorteil.
    Die Küstenstraße!
    Sie führte von Süden nach Norden durch Wales und war gut zu befahren, denn man hatte die großen Engpässe mittlerweile gut ausgebaut. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Straße, fuhren sie entlang und passierten Orte, deren Namen ich vergessen habe. Zudem hätte ich sie sowieso nicht lesen können.
    Manchmal sahen wir das Meer, dann versperrten uns Berge die Sicht. Es war keine eintönige Fahrt, die Gegend reizte, um aus dem Fenster zu schauen. Oft genug sahen wir einsame Gemäuer. Reste alter Burgen oder Herrensitze. Wir fuhren auf einer sogenannten Primary Route. Man hatte sie nicht nur ausgebaut, sondern an bestimmten Punkten Haltebuchten angelegt. In eine dieser Buchten oder Aussichtsstraßen fuhren wir hinein, denn wir hatten Hunger.
    Zwar befand sich kein Proviant im Wagen. Dafür stand an der Seite des Parkplatzes eine kleine Imbißbude. Betrieb herrschte kaum. Zwei Truckfahrer hatten gestoppt und aßen ihre Brote. Dazu tranken sie Limonade.
    Es war kühl. Direkt frisch, keine Temperatur für den Mai, doch der Wind war sauber, die Luft klar, und wir drei pumpten unsere Lungen erst einmal voll.
    Von diesem Ort aus glitt unser Blick bis zur Küste hin und auch auf das Meer hinaus, dessen Fläche graugrün schimmerte und wie dickes Glas wirkte. Unendlich erschien sie mir zudem auch noch. Am Himmel ballten sich Wolkenberge zusammen, und wenn ich den Blick über die Bergkuppen hinweg nach Norden richtete, sah ich zwei alte Gemäuer, die sich nahe des Strands trutzig in die Höhe schoben. Bei einem stand sogar noch der viereckige Turm aus alter romanischer Zeit.
    »Möchtest du etwas essen?« fragte Bill.
    Ich hatte an der Aussichtsmauer gelehnt und schaute mich um. »Was gibt es denn?«
    »Hot Dogs, Hammelfleisch, Speck…«
    Ich entschied mich für das Gericht, bei dem man am wenigsten falsch machen konnte.
    »Dann die Hot Dogs.«
    Bill und Sviko entschieden sich genauso. Zwar hatte ich Durst auf ein Bier. Als Autofahrer tranken wir Kaffee, der nicht schmeckte, weil er viel zu dünn war. Echter Bodensehkaffee.
    Wir waren nicht in die Bude gegangen, sondern hatten auf der Mauer unsere Plätze gefunden. Auch die beiden Truckfahrer aßen noch. Dabei unterhielten sie sich.
    Sie saßen zwar nicht unmittelbar neben uns, dennoch stand der Wind günstig und trieb uns ihre Worte zu. Da wir drei kauten, redeten wir selbst nicht, hörten aber zu.
    »Und was war wirklich in Kelgin los?« fragte der eine Fahrer.
    »Ich kann dir das nicht sagen.«
    »Wieso?«
    »Ich habe keinen gesehen. Leer, ausgestorben, ein verdammtes Geisterdorf. Ich sage dir, die alten Geschichten sind nicht ohne.«
    Schon beim ersten verstandenen Satz der beiden hatte ich aufgehorcht. Zum Glück unterhielten sie sich in Englisch und nicht in Gälisch. Ich schluckte meine Wurst schnell hinunter und stand auf. Die beiden Trucker schauten mich skeptisch an, als ich vor ihnen stehenblieb und sich meine Freunde auch noch erhoben.
    Das wirkte wie eine Verschwörung.
    Meine nächsten Worte besänftigten sie ein wenig. »Sie werden entschuldigen, daß ich Sie hier anspreche. Wie ich hörte, sind Sie durch Kelgin gefahren.«
    »Nur ich«, sagte ein Mann mit dunklen Haaren.
    »Da wollen wir auch hin.«
    Der Trucker nahm einen Schluck. »Haben Sie etwas übrig für Geisterdörfer, Mister?«
    »Nein, das nicht gerade.«
    »Dann tun Sie sich selbst einen Gefallen und meiden Sie das Kaff, wenn's eben geht.«
    »Ist es so schlimm?«
    Der Mann hob die Schultern. »Was heißt schlimm? Es war halt kein Mensch zu sehen, als ich durchfuhr.«
    »Vielleicht steckten sie in den Häusern?«
    Der Trucker schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall in den Häusern. Die wirkten wie verlassen. Ich bin direkt schneller gefahren. Und die Straße war eine einzige Schlammwüste.« Er suchte nach passenden Worten.
    »Mit einer rotbraunen Schmiere bedeckt. Wo das Zeug hergekommen ist, möchte mal wissen.«
    »Haben Sie auch keinen weglaufen sehen?« erkundigte sich Bill, der näher getreten war.
    »Auch nicht. Ich habe auch keine Beweise, daß Kelgin ausgestorben ist. Ich verlasse mich nur auf mein Gefühl, wissen Sie. Das ist einzig und allein richtig. Ich fühlte, daß im Dorf keine Menschen mehr waren. Selbst streunende Köter habe ich nicht gesehen.« Der Mann nickte uns zu.
    »Ehrlich.«
    »Aber passiert ist Ihnen nichts.«
    Der Fahrer begann zu lachen. »Das wäre ja noch

Weitere Kostenlose Bücher