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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schöner.« Er stand auf und reckte sich. »Hören Sie, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann meiden Sie Kelgin. Fahren Sie erst gar nicht hin. Denen ist bestimmt der Teufel erschienen.«
    Bill grinste. »Dieser Bursche ist unsere Spezialität.«
    »Ich sehe schon. Sie nehmen mich nicht ernst. Sagen Sie hinterher nur nicht, man hätte Sie nicht gewarnt. Ich habe es wenigstens versucht. Ansonsten…« Er hob die Schultern. »Na ja, ich muß jetzt weiter. Soll ein anderer die Möbel dort abliefern. Mich kriegen keine zehn Pferde mehr nach Kelgin.«
    Er nickte uns noch zu und ging zu seinem Wagen. Auch der Kollege stieg wieder in den Truck. Wenig später brausten sie ab. Sie fuhren hintereinander auf die Straße und waren unseren Blicken bald entschwunden. Suko hatte sich bisher nicht eingemischt. »Das ist ein Hammer!«
    Niemand widersprach.
    »Wobei ich mich nur frage, wo die Menschen sein könnten«, fügte Bill Conolly hinzu.
    Da konnte niemand von uns eine genaue Auskunft geben. Wir waren nur auf Vermutungen angewiesen.
    »Die sind vielleicht auf dem Schiff«, erwiderte Suko, der ebenfalls über Bills Bemerkung nachgedacht hatte.
    »Ja, das wäre möglich«, sagte der Reporter.
    »Nur hat der Trucker von einem Schiff nichts erwähnt«, gab ich zu bedenken. »Er müßte es eigentlich gesehen haben.«
    »Stimmt.«
    »Dann weiß ich auch nicht, wo wir den Hebel ansetzen sollen!« Bill hob die Schultern. »Am besten in Kelgin.« Ich grinste.
    »Toll kombiniert. Bist du auch satt?«
    »Jetzt ja.«
    Wir brachten die leeren Pappbecher zurück und klemmten uns in den Bentley. Ich war an der Reihe, den Rest der Strecke zu fahren. Einen letzten Blick warf ich vor dem Einsteigen in die Runde. Ich schaute dorthin, wo der Ort irgendwo zwischen Hügeln und Bergen liegen mußte. Zu entdecken war nichts. Nur gewaltige Wolkenberge, wobei ich über die Form einer Wolke regelrecht »stolperte«, denn sie sah aus wie ein Schiff.
    Ich machte meine Freunde darauf aufmerksam. Vielleicht waren meine Nerven auch überspannt. Mal sehen, was Bill und Suko sahen. Das gleiche.
    »Mensch, das ist ein Schiff, John!« flüsterte der Reporter. Ich sah die Gänsehaut auf seinem Gesicht.
    Die Umrisse des Schiffes schimmerten durch den dünnen Dunst der Wolken. Sogar das Segel sahen wir. Im nächsten Augenblick zerflossen die Umrisse, und die Esmeralda war verschwunden.
    »Jetzt wissen wir zumindest, wer uns erwartet«, meinte Bill Conolly.
    »Klar«, erwiderte ich, »fliegende Schiffe. Ist doch mal was Neues. Oder nicht?«
    ***
    Hugol, der Wirt, gab dem Vertreter nicht die Spur einer Chance. Es war Wahnsinn, die Häuser zu verlassen. Dann konnte man sich auch gleich freiwillig begraben lassen.
    Nein, er würde so etwas nicht tun und im Haus bleiben. Seit dem Tod seiner Frau vor einem Jahr war er sowieso kaum aus der Kneipe gegangen. Hier fühlte er sich wohl, und was draußen passierte, das ging ihn alles nichts an. Er dachte auch an das harte Klopfen. Es mußte so kommen, denn es war eine Aufforderung gewesen. Wer sie nicht befolgte, den würden sie holen kommen, so stand es in den alten Überlieferungen. Der Wirt hatte immer gehofft, daß nicht zu seinen Lebzeiten das verdammte Hexenschiff zurückkehren würde. Die Hoffnung war vergebens gewesen. Und die andere Seite hatte nichts vergessen, gar nichts.
    Er wußte nicht, wann sie ihn holen würden. Daß sie kommen würden, war sonnenklar.
    Der Gastraum, der oft so anheimelnd und gemütlich wirkte, kam ihm plötzlich kalt und leer vor. Hugol wollte nicht mehr hier unten bleiben. Vielleicht fühlte er sich oben wohler. Wenn sie kamen, sollten sie ihn da wegholen.
    Hugol verließ den Gastraum durch eine schmale Tür. Er gelangte in einen Flur, an dessen Ende sich die Tür des rückwärtigen Hofausgangs befand. Kurz davor führte die Treppe nach oben.
    Der Wirt brauchte kein Licht zu machen. Er kannte jeden Stein und jede Stufe.
    Im Dämmern schritt er hoch. Die Holzstufen bewegten sich unter seinem Gewicht, und auch das alte Geländer ächzte, wenn er den Handlauf mal zu hart anpackte.
    In der ersten Etage lagen die Wohnräume. Darüber gab es nur mehr das Dach.
    Hugol drückte die schwere Eichentür des Schlafzimmers nach innen. Es war der Raum, den er seit dem Tode seiner Frau überhaupt nicht verändert hatte. Alles stand noch wie früher. Er schlief hier auch nicht, sondern auf dem alten Sofa im Zimmer gegenüber.
    Auf den Möbeln lag eine dünne Staubschicht. Einmal im Monat kam ein Mädchen

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