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Das Hexenschiff

Das Hexenschiff

Titel: Das Hexenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war die Furcht…
    Er hatte sich geirrt. Natürlich. Wie hätte er auch nur einen Moment lang annehmen können, daß alles okay war? Nichts war in Ordnung. Überhaupt nichts. Das Schiff war aus den Wolken gekommen, und natürlich hatte es seine schreckliche Besatzung mitgebracht. Die Schläge verstummten.
    Sie waren das erste Zeichen der Hexen gewesen.
    Wiederum legte sich eine trügerische Ruhe über den Ort. Ein lauerndes Abwarten, wobei das grinsende Skelettgesicht des Todes schon im Hintergrund wartete.
    Es gab keine Gnade…
    Der Mann hatte sich wieder erholt und konnte einen erneuten Blick aus dem Fenster werfen. Es sollte der letzte sein, bevor er es schloß. Und diesmal sah er die Bewegung.
    Eine Hexe!
    Sie ging auf der Straße. Der Schlamm machte ihr nichts aus. Vor ihr schritt ein Mann. Jemand, den Hugol gut kannte. Jerry Malt, der Vertreter…
    ***
    Er ging daher und schien nichts zu sehen. Seine Kopfhaltung wirkte steif. Jerry schaute stur geradeaus. Bei jedem Schritt pendelten die Arme, wie bei einer Marionette. Selbst auf die Entfernung hin konnte der Wirt erkennen, daß Jerry Malt nicht mehr Herr seiner Sinne war. Die Regie hatte ein anderer übernommen. Die Person, die hinter ihm herschritt und ihn auch geholt hatte. Eine Hexe!
    Hugol wagte nicht zu atmen. Er hatte die beiden verfolgen wollen und sah sie plötzlich nicht mehr. Aufgelöst!
    Dann schaute er zum Schiff.
    Dort konnte er sie wieder erkennen. Sie hatten sich an Deck erneut materialisiert.
    Das war wirklich ungeheuerlich und kaum zu erklären. Zu begreifen war es erst recht nicht. Für den Mann am Fenster war es der reinste Zauberspuk, aber so waren Hexen nun mal.
    Sie zauberten, sie manipulierten, sie machten mit den Menschen, was sie wollten.
    Hugol drehte sich. Der Blick traf das Foto seiner Frau. Ein verloren wirkendes Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Dann hob er die Schultern. »Ich hatte unrecht, Emily. Sie sind noch da. Sie sind gekommen, um die Rache zu erfüllen. Mich werden sie auch gleich holen. Soll ich mitgehen oder zuvor zu dir kommen?«
    Den Begriff Selbstmord sprach er nicht aus. Er wartete auf Emilys Antwort.
    Doch Tote schweigen…
    »Ja, ich weiß, du kannst dich nicht entscheiden. Ich verstehe dich auch, Emily. Es ist schwer. Vielleicht hättest du anders gesprochen, wenn du noch bei mir wärst. Aber so…?« Er hob die Schultern, und diese Geste sagte eigentlich alles.
    Ohne den Strick loszulassen, drehte er sich um und verließ das Schlafzimmer. Die Tür zog er leise hinter sich zu. Er wollte Emily nicht »stören«.
    Im Flur blieb er für einen Moment stehen. Er wußte nicht, wo er es tun sollte, aber er war fest entschlossen, es heute zu tun. Er wollte sich erhängen.
    Sein Blick wanderte hoch zur Decke. Darüber lag das Dach. Es war nicht hoch genug. Am besten würde es sein, wenn er in die Gaststätte ging, sich dort auf einen Stuhl stellte…
    »Ich könnte auch einen Tisch nehmen«, murmelte er. Bevor er ging, warf er noch einen letzten Blick auf die geschlossene Schlafzimmertür. »Ich bin bald bei dir, Emily. Bald…«
    Seine Schritte waren laut, als er die Stufen hinabging. Er zählte sie sogar mit, schließlich gehörten sie zu den letzten in seinem für ihn verpfuschten Leben.
    Wenn sie klopften, würde er nicht öffnen, denn niemand durfte ihn mehr hindern.
    Niemand…
    Hugol erreichte den Gastraum. Er ging an der Theke vorbei, blieb für einen Moment stehen und schaute sich um. Welchen Stuhl sollte er nehmen?
    Nein, keinen Stuhl. Stühle standen meist nicht fest genug auf dem Boden. Ein Tisch war da besser. Auf der runden Platte würde er den Platz finden, den er brauchte.
    Es gab an den alten Holzbalken genügend Haken, die sein Gewicht halten könnten. Er schaute hoch, suchte, kletterte dann auf die Platte. Hugol atmete schwer. Er wußte, daß niemand seinen Entschluß mehr umstoßen konnte, und dennoch verspürte er so etwas wie Angst. Darauf deutete auch das Zittern seiner Hände hin.
    Nur brauchte er keine Angst vor dem Tod zu haben. Es war kein Ende, für ihn ein Anfang.
    Gemeinsam mit Emily…
    Der Mann arbeitete sehr geschickt. Er legte den Strick um den Haken und prüfte durch ruckartiges Ziehen die Festigkeit. Auch da stimmte alles.
    Jetzt nur noch die Schlinge.
    Um seine Lippen hatte sich ein Lächeln gelegt, als er sie über den Kopf streifte und sie korrekt, wie es ein Henker nicht besser machen konnte, um den Hals legte.
    Diese verdammten Hexen würden sich wundern. Ihn sollten sie nicht

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