Das Hexenschiff
Bill Platz fanden. Die vier Männer setzten sich in ihre Nähe. Es war klar, daß sie Erklärungen abgeben würden. Diese Aufgabe übernahm Kelly, der Wortführer der Flüchtlinge. So erfuhren Bill und Suko die Geschichte des Hexenschiffs. Daß es am vorherigen Tag plötzlich aufgetaucht war, und zwar nach dem gefährlichen Blutregen. Die einzelnen Hexen waren durch das Dorf gegangen und hatten an bestimmte Türen geklopft. Diese Bewohner wußten dann sofort Bescheid, daß ihre Stunde gekommen war.
»Und sie sind alle mitgegangen?« fragte Bill.
Kelly nickte. Er war ein harter Typ mit pechschwarzen Haaren, die er mit einem Kamm nicht bändigen konnte. Sie wuchsen wild auf seinem Kopf und hingen tief in den Nacken hinein. Er trug eine dicke Jacke, die seine Schultern noch breiter machte, als sie ohnehin schon waren. »Aus welchem Grund hat man Sie verschont, Mr. Kelly?« wollte Suko wissen.
»Das ist ganz einfach. Meine Vorfahren stammten nicht von hier, sondern aus Irland. Erst mein Vater ist nach Kelgin gezogen. Es wurden nur die Nachkommen derer mitgenommen, die sich damals schuldig gemacht hatten. Wenigstens im Sinne der Hexen.«
»Das ist verständlich.«
Kelly beugte sich vor. Sein Atem roch nach Whisky. »Wie kommt es, daß Sie uns so einfach glauben?«
»Weil es unser Job ist.«
»Das verstehe ich nicht.«
Suko erklärte es. Nicht nur Kelly bekam die Worte mit. Auch die nahe sitzenden Personen, die anfingen zu staunen, als sie vernahmen, aus welchem Grund Bill und Suko nach Kelgin gekommen waren.
»Außerdem sind wir nicht allein«, fügte der Reporter noch hinzu.
»Wer denn noch?« rief jemand.
»Unser Freund John Sinclair. Wir haben uns getrennt.«
»Und Sie haben ihn nach dem Blutregen nicht mehr gesehen, Mister?«
»Stimmt.«
»Dann ist er verloren.«
»Wieso?«
Der Mann ballte die Hände zu Fäusten. »Zuerst regnet es Blut«, flüsterte er. »Dann erscheint das Schiff aus den Wolken. Wer sich in seiner Nähe befindet, ist verloren.« Der Mann blickte Bill und Suko starr an. »Sie können Ihren Freund abschreiben. Für immer. Ihm kann keiner mehr helfen. Keiner…«
Die ernst gesprochenen Worte entsprachen genau der Lage. Da machten sich Bill und Suko nichts vor.
»Wenn wir davon ausgehen, daß so etwas passiert ist«, übernahm der Inspektor wieder das Wort, »wäre es Unsinn, hier noch länger im Keller zu bleiben. Wir müssen raus und uns den Hexen stellen!«
»Sind Sie lebensmüde?« fragte Kelly.
»Nein. Aber es hat keinen Sinn, wegzulaufen. Sie alle hier können ruhig warten. Wir sagen Ihnen Bescheid, wenn alles vorbei ist.«
Suko wurde ausgelacht.
»Tote können nicht mehr reden«, meldete sich ein alter Mann.
»Wir haben nicht vor, uns umbringen zu lassen«, erklärte der Chinese.
»Verstanden?«
»Ja, ja, das sagen sie alle.« Der Alte winkte ab.
Suko und Bill standen auf. Auch Kelly erhob sich. Sein Gesicht zeigte einen entschlossenen Ausdruck. »Ich werde mit Ihnen nach draußen gehen.«
»Es ist gefährlich, wie Sie selbst sagten.«
Der Mann winkte ab. »Erstens habe ich keine Familie, und zweitens bin ich Ihnen noch etwas schuldig. Schließlich hätte ich Sie fast erschossen.«
Bill hob die Schultern. »Wenn Sie unbedingt wollen, ich kann Sie nicht davon abhalten.«
»Gehen wir.« Kelly drängte sich vor und durchschritt als erster die offene Tür. Im Keller bewaffnete er sich. Er nahm gleich zwei Gewehre mit.
»Reichen Kugeln gegen Hexen?« fragte Suko.
»Weiß ich nicht.«
»Wir werden sehen.«
Den Weg kannten die Männer mittlerweile. Sie stiegen die Treppe hoch und gelangten dorthin, wo auch die Kühlräume lagen. Der Ausgang war schnell gefunden.
Sie hatten den hinteren genommen, durch den sie auch gekommen waren. Am Haus blieben sie stehen, schauten sich um und auch hoch zum Himmel, wo sich etwas verändert hatte.
Die Wolken waren nicht mehr so dunkel. Außerdem regnete es kein Blut mehr.
»Jetzt müßte das Schiff eigentlich zu sehen sein«, sagte Kelly.
»In den Wolken?«
Kelly schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Conolly, auf der Straße. Zwischen den Häusern.«
»Und weshalb muß es Blut regnen?« fragte Suko.
»Keine Ahnung. Es ist ja kein richtiges Blut, wenn es auch so riecht.«
Das stimmte. An den Geruch würden sich Suko und Bill nie gewöhnen können. Er war einfach überall im Dorf. Auch in den Häusern roch es nach Blut.
Die drei Männer schritten um das Haus herum. Sie wateten durch die weiche, manchmal stinkende Schmiere und
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