Das Hexenschiff
habe sie sterben sehen!«
»Du?« Plötzlich schrien mehrere Stimmen durcheinander.
»Ja, ich!«
»Wer bist du?«
Hart lachte ich auf. »Ich werde es euch sagen, wenn ihr euch zeigt, verfluchte Hexenbrut!«
»Bist du ein Hexenjäger?«
»Zeigt euch!« forderte ich sie auf. »Dann berichte ich von Wikkas Ende. Wie sie in der Feuerschlinge gehangen und…« Ich verstummte, hörte dafür die Wutschreie dieser Teufelsweiber.
Ich hatte sie gereizt und herausgefordert. Sie mußten einfach reagieren. Taten sie es nicht, waren sie für mich keine normalen Hexen, so wie ich sie schon öfter erlebt hatte.
Und sie kamen.
Sehr vorsichtig waren sie. Während ich in den Nebel starrte, sah ich vor mir ein Gesicht. Diesmal war es ein echtes und keine Fratze, die mir die grauen, wehenden Schleier vorgaukelten.
Die Haut in dem alten Gesicht war dunkler als der Nebel. Sie schimmerte graugrün und besaß eine gewisse Ähnlichkeit mit der Hautfarbe Myxins. Tückische Augen in einem lederartigen Gesicht, aus dem eine Hakennase vorsprang und der Mund wie eine nach unten gebogene Sense wirkte. War das die Sprecherin?
Ich redete sie an. »Bist du allein? Oder trauen die anderen sich nicht?«
»Sie sind da!«
»Wo?«
»Dreh dich um, Mensch!«
Da hatten sie mich geleimt. Während ich mich nur auf das Gesicht vor mir konzentrierte, war es den anderen gelungen, unbemerkt in meinen Rücken zu gelangen.
Das gefiel mir nicht. Nun sah ich sie von vorn!
Vier Gesichter, während die Körper von den Dunstschwaden umwallt wurden. Sie starrten mich an, und ein Gesicht sah aus wie das andere. Wenn ich die Anführerin hinzurechnete, hatte ich es mit genau fünf Gegnerinnen zu tun.
»Hast du sie jetzt gesehen, Mensch?« hörte ich wieder die Stimme der Sprecherin.
»Natürlich.«
»Dann dreh dich um, weil ich mit dir reden will und du mir die Geschichte erzählen sollst, wie unsere große Meisterin Wikka angeblich umgekommen sein soll.«
»Sie ist tot!«
»Neinnn!« Die Hexe drehte fast durch. Das folgende Fauchen erinnerte mich an ein Geräusch, wie ich es von einem Vampir her kannte, dann war die Hexe stumm.
Sie wartete.
Ich aber wollte ihren Namen wissen und fragte sie danach.
»Esmeralda, Mensch. Ich heiße Esmeralda.«
»Wie das Schiff?«
»Ja, es ist nach mir benannt worden. Und wie sollen wir dich nennen?«
»John Sinclair!« Auf die Antwort war ich gespannt, denn ich wollte wissen, ob sie mit diesem Namen etwas anfangen konnten oder nicht. Nein, sie reagierten nicht. Sie schienen wirklich die Jahrhunderte verschlafen zu haben, und ich wurde abermals aufgefordert, zu sagen, wie Wikka gestorben sei.
Ich berichtete von dem Abenteuer auf dem Planeten der Magier. Daß Wikka in einer feurigen Schlinge gehangen hatte und wir sie nicht befreien wollten.
»Nichts!« rief ich laut. »Nichts blieb mehr von ihr zurück. Sie wurde aufgelöst, als hätte es sie nie mehr gegeben.«
»Kannst du das beweisen?« kreischte Esmeralda.
»Nein, ich nicht. Aber ein anderer. Er wird es dir bestimmt sagen können.«
»Wer?«
»Der Teufel!«
Plötzlich brachen die vier Hexen in meinem Rücken in gellende Schreie aus. »Ja, der Teufel, ja, der Teufel! Bitte, Esmeralda, hole unseren Herrn und Meister! Wir wollen mit ihm buhlen. Wir sind schön genug für ihn, wirklich.«
Die Hexen überschätzten sich selbst, was ihre Schönheit anging. Auch der Teufel stellte gewisse Ansprüche. Da reagierte er sehr, sehr »menschlich«.
»Ich kann ihn nicht rufen!«
»Warum nicht?«
»Wenn er sieht, daß wir uns mit einem Menschen unterhalten, dann wird er sich…«
»Ruf ihn ruhig! Ich kenne Asmodis. Wir sind alte Freunde und würden uns bestimmt freuen, wenn wir uns sehen.« So optimistisch, wie ich mich gab, war ich gar nicht. Vor dem Teufel hatte ich im Prinzip keine Furcht, denn mein Kreuz war ein sehr guter Schutz, den der Satan bisher noch nicht hatte zerstören können. Mir gefiel nur das gesamte Umfeld nicht so recht. Ich besaß zwar festen Boden unter den Füßen, nur auf den konnte ich mich nicht verlassen. Wenn es den Hexen einfiel, das Schiff nach unten fallen zu lassen, dann gute Nacht.
Diese Bedenken wurden in den Hintergrund gedrückt, als ich die scharfe Stimme vernahm.
»Keine Sorge, mich braucht man nicht zu rufen. Ich liege immer auf der Lauer, nicht wahr, John Sinclair…?«
***
Kein Zweifel, er war da! Asmodis war gekommen, um seinen Dienerinnen beizustehen. Er ließ keinen im Stich, der sich auf seine Seite gestellt hatte und
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