Das Himmelbett
flaumigen Arme, eine Haut wie eben vom Weihwasser benetzt, nackte, kleine Füße mit erdbeerroten Zehen. Unter dem Rock aus hausgesponnener Wolle bemerkte er ein rundes Knie von selten sinnlicher Schönheit.
Die Taille verführte zu lieblichen Assoziationen, und der Busen, ah, der Speichel stand blasig in den Mundwinkeln des Herzogs, als seine Blicke auf den Busen fielen, der sich unter einem Leinenzeug hob, das so lieblich war, als wäre es aus der Schwermut und Sehnsucht einer Sommernacht gewebt. Was war dies für eine Erscheinung?
»Meine Tochter«, sagte der Herzog, »meine liebe Tochter, wie ist dein Name? Sage mir deinen Namen und aus welchem Ort meiner Provinz du stammst. Nicht früher habe ich dich hier auf meiner Burg gesehen. Ich bin Herzog Alfons von Oranien. Man nennt mich... ja, übrigens, das ist unwichtig.«
Der Scharfrichter, der Rolf hieß, bestellte im Krug zur Schwarzen Katze einen neuen Humpen, als Peter Cornelius in das Lokal trat. Es war nicht viel Volk im Wirtshaus. Cornelius blieb auf der Schwelle stehen und sah sich um. Der Scharfrichter, der redselig war, winkte dem Fremden herzlich zu. »Tritt ein und setz dich, mein Freund.«
»Danke.«
»Endlich ein Mensch, mit dem man reden kann.«
»Hier ist nicht viel Volk.«
»Die meisten sind jetzt zur Burg unterwegs. Um die Mittagszeit soll Turnier sein, weil man die Festlichkeiten aus Anlaß des Kreuzzuges eröffnet. Mandelbaum! Einen Becher für meinen Gast!«
»Ich danke!«
»Sie sind Troubadour?«
»Ja, aus Burgund.«
»Ich sehe es an der Laute. Ich mag Leute, die eine Ballade spielen und singen können. Es sind im allgemeinen Menschen mit fröhlichen Herzen. Mit gefallen einfache, unkomplizierte Menschen.«
»Prosit!«
»Aber Sie sehen bekümmert aus.«
»Ja.«
»Warum?«
»Ich habe Veronica verloren.«
»Verlierst du eine, bekommst du tausend andere«, sagte der Scharfrichter und strich sich den Schaum aus dem Bart. »Sagt, kennt Ihr die Weise von dem Mönch, der zur Quelle ging? Das Lied spielte man immer beim Vicomte von Venedig. Das war ein Tausendsassa von einem Kerl. Sonst ist das hier ein Alfons. Übrigens, war sie schön? Jung?«
»Zwei Jahre.«
»Zwei Jahre? Eure Tochter also.«
»Nein, zum Teufel, mein Pferd.«
»Au verflucht. Das ist schlimmer. Wo, wann und wie verschwand es?«
»Gestern. Ich ritt eine Idee zu betrunken durch die Felder. Ein paar Knechte holten mich ein. Sie wollten mich ins Stadtgefängnis mitnehmen und behaupteten, daß ich durch die Weinberge geritten wäre. Ich floh, aber das Pferd blieb zurück.«
»Aha«, sagte der Henker, der Rolf hieß, »Ihr seid also sozusagen Sattelsäufer. Prosit!«
Er lächelte geheimnisvoll. Hier könnte sich vielleicht die Möglichkeit zu einer kleinen Sabbatsfolter im Stadtgefängnis bieten. Aber Troubadoure, die er so gern mochte? Er verwarf den Gedanken.
»Spielt auf, Troubadour!« sagte er und bestellte eine neue Runde. »Nur hervor mit der Laute. Die Musik wird den Kummer verscheuchen.«
»Macht los!«
»Macht weiter!«
»Steigt nicht ab!«
»Mein lieber Vater, es ist die dritte Runde, die Ihr mir gebt.«
»Der Körper muß das Seinige haben.«
»Jetzt hör ich schon die Herolde auf dem Burghof.«
»Es hilft nichts.«
»Ihr müßt die Kämpen mit Weihwasser einsegnen, wenn das Turnier beginnt.«
»Ihr sollt auf der Ehrentribüne sitzen, wenn das Turnier beginnt.«
»Die können warten.«
»Die müssen warten.«
Mit einem leisen Lachen öffnete Herzog Alfons die Tür zu seinem Arbeitsraum.
»Sieh«, sagte er zu der Jungmagd, die er behutsam an der Hand führte. »Hier ist das Allerheiligste. Hier plane ich den ganzen Kreuzzug.«
»Oh«, sagte die Jungmagd und sah sich verwundert um. »Kreuzzug, was ist das?«
Der Herzog lachte.
»Mein Kind, man muß die Heiden aus dem Heiligen Land vertreiben. Jerusalem soll befreit werden. Die heiligen Plätze müssen für das Christentum gerettet werden, das im Nahen Osten eine wenig populäre Religion ist. Warum gehst du immer mit nackten Beinen?«
»So ist die Sitte in den Bergen, Euer Gnaden.«
»Eine wirklich schöne Sitte.«
»Wieso?«
»Oh, nichts Besonderes, mein Kind. Sieh, hier ist mein großer Arbeitstisch, von Dokumenten überladen. Ich habe eine verantwortungsvolle Arbeit. Es gibt nur selten eine Gelegenheit, vollständig auszuspannen. Darum war ich so entzückt, als ich auf meiner täglichen Inspektion in der
Mädchenkammer und den Speichern dich sah, mein Kind. Warum trägst du so
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