Das Himmelbett
denkt an alle Menschen, die auf Euch warten.«
»Ich scheiß auf die Menschen. Meine Tochter, ich will nur dich haben.«
»Seid nicht traurig.«
»Was zum Teufel soll man denn sonst sein?«
»Nein, nein, nicht weinen!«
»Ich weine nicht. Ich bin nur enttäuscht.«
»So. Jetzt schließen wir die Öse hier und den Riemen da. Wie stilvoll Sie in Ihrer prachtvollen Uniform aussehen.«
»Findest du?«
»Ja. Das ist die prachtvollste Uniform, die ich je gesehen habe.«
»Wenn ich es selbst sagen soll, sie sitzt recht gut. Man ist ja nicht mehr so jung.«
»Sie sind der schönste Herzog, den ich kenne! Sie sollen eine richtige Umarmung bekommen.«
»Oh, meine Tochter!«
»So.«
»Mein Kind!«
»Und einen Kuß auch.«
»Ummmm... ummmmm.«
»Warum nennt man Sie eigentlich Herzog Alf von Organien?«
»Der Teufel mag es wissen, meine Tochter! Der Teufel!«
»Wollen wir vier-zwei-vier reiten?« fragte Morgan aus der Bretagne. »Das werden wohl die Blauweißen tun.«
Er schloß mit einem Knall das Visier.
»Es ist schon eine verdammte Menschenmenge auf den Tribünen«, sagte Wilhelm von Wallonien, der in der Tür des Ankleideraumes stand und spähte. »Und seht! Da kommen die vier Mädchen aus Friesland.«
Alle grün-schwarzen Kämpen drängten zur Tür.
»Ja, verflucht«, sagte Monsieur Richard.
»Pa... pa... pa... pax der Rothaarigen«, sagte der alte Marcus und zwirnte seinen Bart.
»Verflucht, aber was macht man denn mit den Köpfen?« fragte der Troubadour und lehnte sich in der Bank zurück, während er einen Fidibus an die Pfeife führte.
»Das ist es ja eben. Das ist das Interessante«, sagte der Henker, der Rolf hieß. »Das kommt darauf an. Einige Prinzipale wollen sie zur allgemeinen Abschreckung auf Zaunpfosten aufgesetzt wissen, ein Teil will sie ein paar Tage auf dem Galgenhügel haben, bis die Krähen sie abgefressen haben. In Städten mit einer Universität oder höheren Schulen gibt es immer einen Professor der Anatomie, der sie für den Unterricht gebrauchen kann. Es ist, wie gesagt, sehr verschieden. Prosit!«
»Prosit«, sagte der Troubadour und erhob seinen Humpen.
So wie er saß, konnte er in die Gasse hinaussehen, die jetzt bis auf ein paar spielende Kinder leer war. Die Sonne stand hoch über den Strohdächern, und der Frühlingswind war mild. Eine Fliege summte verschlafen unter der Balkendecke, und der Troubadour Peter Cornelius gähnte.
Aber plötzlich leuchtete sein Gesicht auf! Ja.
Ja, doch, es war ein Pferd! Zu, zum Teufel: Was an sein Ohr drang, war das Trippeln einer edlen Stute auf den Katzenköpfen des Pflasters. Er erhob sich von der Bank und ging zur Fensterluke. Weit hinten in der Gasse, unter dem Schild des Zinngießers, sah er sein weißes Pferd mit der allerniedlichsten Nymphe im Sattel. Er griff nach seiner Laute und lief aus dem Wirtshaus hinaus.
»Was, bei allen Kebsweibern«, sagte der Henker. »Wohin, zum Teufel, willst du?«
»Veronica!« schrie Peter Cornelius und lief dem Pferd entgegen, das wild wiehernd an zu traben fing, als es seinen Herrn sah.
»Veronica, Veronica!« sagte der Troubadour und klopfte den Widerrist des Pferdes, ja, umarmte es beinahe ganz, betäubt vor Freude. Dann sah er zu dem Mädchen im Sattel hoch. Eine anmutigere Jungfrau hatte Oranien selten geschaut.
»Ihr habt Veronica gefunden, teure Jungfrau«, sagte er. »Das ist eine phantastische Tat. Wie soll ich Euch dafür danken können? Sagt mir Euren Namen, und ich werde Euch zu Ehren eine Ballade dichten.«
»Ich heiße Angelica«, sagte die Jungmagd und lächelte ihr allerlieblichstes Lächeln. Peter Cornelius schwang sich hinter ihr in den Sattel. Er spürte den süßen Duft der jungen Frau, und mit einem fröhlichen Lachen setzte er dem Pferd die Sporen in die Weichen.
»Jetzt fliegen wir weg über die Wiesen«, sagte er.
»Gern«, sagte die Jungmagd. »Die Stadt hier wirkt so komisch, so liederlich in gewisser Weise.«
Die Kämpen ritten hinaus auf den Burghof zum großen Mannschaftsturnier. Trompeten erschallten, Wimpel flatterten, die Federbüsche auf den Helmen wippten, die Lanzen blitzten, die Pferde schnaubten, das Riemenzeug glänzte, auf den Tribünen prangten Girlanden, und auf den Ehrenplätzen nahm gerade, begleitet von Pater Gunardo, die Herzogin Platz.
Die Menschen erhoben sich und schrien Hurra. Nach einer Weile kam der Herzog aus dem großen Portal, und als er sich in seiner neuen, schönen Uniform zeigte, wurde er mit Trommelwirbeln von den Wällen
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