Das Himmelbett
Hochwürden seien krank...«
Sie schlüpfte in ihr Kleid und sprang aus dem Zimmer, leicht wie eine Hindin. Seufzend schickte sich der Pfarrer an, das ramponierte Bett zu machen, dann legte er sich mit besorgter Miene hin... »Vielleicht bin — ich wirklich krank.« Er fühlte sich tatsächlich nicht wohl. Er holte sein Gebetbuch mit dem schwarzen Einband und goldenem Kreuz hervor und legte es über die lästige Wölbung der Bettdecke, vielleicht mit einer etwas unklaren Vorstellung, der Herrgott würde ihm persönlich zu Hilfe eilen.
Und siehe, kaum hatte er das getan, da kam der Küster herein — ohne anzuklopfen, beschwipst wie gewöhnlich und rülpsend von dem scheußlichen, süßen Abendmahlwein — um sich die Lieder zur Vesper geben zu lassen.
»124, 308 und 376«, improvisierte der Pfarrer.
»Ist dem Herrn Pfarrer nicht wohl? Ich sehe, der Herr Pfarrer liegen im Bett?«
»Mir ist nicht ganz wohl.«
»Ja, dann wird jedenfalls nichts aus all dem Kram, dann läute ich nicht zur Vesper. Denn sehn Sie, ich hab’ unsern lieben Herrn Pfarrer so schrecklich gern. Ist’s was mit dem Magen?«
»Ja, so in der Gegend.«
»Wenn es so bestellt ist, dann sollten sich der Herr Pfarrer aber wirklich einen kleinen genehmigen. Das hilft, so wahr ich hier stehe. — Aber ich zieh’ an keinem Glockenstrang, bevor unser lieber Pfarrer wieder auf den Beinen ist, das schwöre ich. Und wenn die Leute kommen und in die Kirche wollen, dann hebe ich nur die Hand: so. Und dann frage ich, wo die hinwollen. >Wir wollen zur Vesper<, antworten die sicher. >Nein, daraus wird nichts<, sage ich dann, >nicht, solange unser geliebter Herr Pfarrer Magenschmerzen hat.< — Sagen Sie, hat unsere kleine Sylfidia Ihnen gestern nicht eine Flasche Schlehenschnaps gekauft? Die kann doch nicht schon leer sein? So was, gerade so was ist nämlich so gut, so gut für den Magen. — Für den Bauch, ja, für den Bauch.«
Er machte eine bedeutungsvolle Pause. Dann seufzte er tief und holte sein Buch mit dem schwarzen Wachstucheinband hervor. Er schrieb die Liednummern mit leicht zitternder Hand auf.
Ach, du armer Küster, du sahst wie ein ergrauter Schuljunge aus, klein und eingefallen, nicht besonders beliebt, in einer abgetragenen Jacke mit einem grünlichen Samtkragen, und die rote Nase erdwärts geneigt, zu unser aller Grab.
Er ging seines Weges, aber in der Tür hielt er inne und versicherte mit erneuter Kraft, wenn der Herr Pfarrer nicht gesund werde, dann würde auch nicht geläutet werden, und damit basta!
Mutter Maria war Vorsteherin der örtlichen Abteilung der Barmherzigen Schwestern in Firdusa. Sie war um die Vierzig, rotbäckig, apart und sauber, mit klaren blauen Augen, überhaupt ein recht stattliches Frauenzimmer, sehr bewandert in der Krankenpflege, sagte keinesfalls nein zu einem Gläschen magenstärkenden Likör oder auch zwei, soviel hatte das Leben sie gelehrt, wenn auch nicht mehr. Ruhig und voller Würde trat sie jetzt, von der besorgten Sylfidia gefolgt, in das Schlafzimmer des Pfarrers.
»Ich höre, der Herr Pfarrer sind krank?«
»Tja, krank... es ist das Übliche. Bloß diesmal schlimmer.«
»Jaja, das erzählte mir Sylfidia. Nun sachte, mein Kind, beruhige dich, so etwas geht schnell vorüber, wenn man es bloß richtig behandelt.«
»Soso, der will sich nicht legen. Ja, es gibt sicher manchen hier in der Stadt, der diese Krankheit mit Freuden hätte. Ach ja, ach ja.«
Sie nahm das Gebetbuch weg, hob die Decke hoch und besichtigte das aufrührerische Stehaufmännchen. Die drei Personen im Zimmer betrachteten schweigend dieses sonderbare Glied.
»Jaja«, sagte Mutter Maria, »ich bin in der Welt herumgekommen, ich habe sowohl schlaffe als auch steife zu Tausenden gesehen, mit Verlaub gesagt, habe ich sie auch angefaßt. Aber dieser soll ja in Sylfidia gewesen sein und ihr mehrmals alle möglichen Wonnen bereitet haben, nicht wahr? Und sie ist ein gesundes Weib, sie kann ein paar ordentliche Nummern gebrauchen. Und trotzdem steht er noch so? Wahrlich, man ist fast versucht zu glauben, das müsse ein Werk des Satans sein... laßt mich mal nachfühlen.«
Und sie traktierte den Kolben mit geübter Hand. Natürlich zuckte er bei der Berührung der kühlen, vollen Hand, ja, er zuckte so gewaltig, daß der ganze Pfarrer im Bett einen Satz machte. Mutter Maria ließ mit ihrem guten Griff natürlich nicht locker.
»Ach, der ist ja glühend heiß«, entfuhr es ihr. »Wie sehr der Herr Pfarrer doch leiden müssen! —
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