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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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realistische Chance mehr auf einen neuen Arbeitsplatz hätten. Sie ihre Schulden nie wieder loswürden. Sich sozial immer mehr abschotten, am Ende gar auf der Straße landen. Wer mich kennt, der weiß, dass jener Vorhalt Unsinn ist. Ich kenne solche Schicksale weiß Gott nicht nur aus der Zeitung. Und wenn ich sage, dass diese Menschen die Hilfe derer brauchen, die es besser getroffen haben, dann ist auch das kein reines Lippenbekenntnis.
    Wahr ist aber auch: Jede Gesellschaft hat so viele vermeintliche „Versager“ und „Abgehängte“ wie sie sich meint leisten zu können. Im dramatischen Sinne zu scheitern, das ist an sich immer ein individuelles Schicksal, welches nach ebenso individueller Hilfe schreit. Wo es allerdings droht zu einem überindividuellen Phänomen zu werden, da muss sich eine Bürgergemeinschaft ernsthaft nach ihrer Gesamtverantwortung fragen.Und das hat dann wieder sehr viel mit der von mir eingeforderten Kultur der zweiten Chance zu tun. In der eine gangbare Regelung der Privatinsolvenz, wie wir sie seit einigen Jahren haben, weit mehr bewirkt als immer mögliche, nie ganz falsche, aber eben auch niemals realistisch abzustellende Klagen über „soziale Ungerechtigkeit“. Eine Kultur, die keine Schulabbrecher mehr zulässt, sondern jeden seinen Fähigkeiten entsprechend fördert. In der auch Menschen, die sehr einfache Arbeiten verrichten, nicht als Ballast, sondern als Leistungsträger gelten. In der Arbeitende nicht ab fünfzig zum „alten Eisen“ gezählt werden. Oder in der ein Straftäter nicht für immer und ewig als „Krimineller“, ein Mensch, der Probleme mit Alkohol oder Drogen hatte, nicht auf Dauer als „Säufer“ oder „Junkie“ abgeschrieben wird. Die Liste derartiger Automatismen von Diskriminierung ließe sich beliebig fortsetzen.
    In der Politik erfordert höhere Fehlertoleranz eine andere Veränderung unseres Blickwinkels. Alle Beteiligten – die Politiker selbst, die Bürger und die Medien – sollten die gegenwärtig alles prägende Logik von Sieg und Niederlage aufgeben. Und zwar zugunsten einer weit bewährteren Logik: derjenigen von Versuch und Irrtum. Ja, Politiker neigen dazu, den Wählern unrealistische Versprechungen zu machen. Aber da muss sich jeder Wähler eben auch mal an die eigene Nase fassen. Das würde gewiss die Chance erhöhen, dass wir künftig öfter ehrliche Bestandsaufnahmen und realistische Lösungsvorschläge zu hören bekommen. Über beides verfügen die meisten Politiker nämlich sehr wohl. Ja, manche Gesetze und Verordnungen leisten nicht das, was wir uns von ihnen versprochen haben. Also sollten sie geräuschlos wieder einkassiert werden, statt dass ihren Urhebern möglichst lange und laut sowie selbstgefällig ihr Versagen vorgerechnet wird. Und ja, die Arbeit mancher Regierung überzeugt nicht. Aber dazu gibt es Wahlen. Die allerdings nur sinnvoll sind, wenn die Wähler nicht allzu inbrünstig dem Glauben anhängen, dass diese ohnehin sinnlos seien, da die nächste Regierung vermutlich noch unfähiger sein werde als die vorherige.
Über den Unterschied von Angst und Furcht
    Selbstverständlich gibt es eine berechtigte Angst vor dem Scheitern. Aber was heißt eigentlich „Angst“? Angst schützt uns vor tatsächlichen Gefahren. Sie gilt damit letztlich etwas Gegenwärtigem und etwas Konkretem. Jedenfalls etwas, was ich für gegenwärtig und konkret gefährlich halte . Angst habe ich folglich immer dann, wenn ich in einer bestimmten Situation meine subjektiven Möglichkeiten geringer einschätze als die objektive Gefahr. Dabei muss das gar nicht immer der Fall sein, wenn ich Angst habe. Es sitzt, um auf ein schon erwähntes Beispiel zurückzukommen, eben nicht immer ein Löwe im Gebüsch, wenn es raschelt. Aber die Angst schützt uns auch dann, wenn es ein Vogel ist. Indem sie uns nämlich von der grundsätzlich hoch riskanten Wette abhält, dass es fast immer ein Vogel sei. Darum haben wir Menschen zu Recht manchmal Angst.
    Von der Angst zu unterscheiden ist die Furcht. Furcht gleicht dem Gefühl, dass ich es schon irgendwie schaffen werde – wenn ich – hoffentlich – keine Fehler mache. Wenn sie nicht gerade instinktive Reaktionen wie Wegrennen oder Schreien auslöst, dann sagt die Angst mir: Lass es lieber! Die Furcht dagegen sagt mir: Nur zu! Aber pass gut auf! Insofern ist die Furcht ein wichtiger Begleiter des Mutes. Entscheidend ist das rechte Maß in beidem zu finden. Ein Übermaß an Mut gepaart mit einem Mangel an

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