Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Unzahl grundsätzlich solide gefertigter Modelle wählen können – die sich zugleich zum Verwechseln ähnlich sehen.
Wer in solch einer Situation völlig neue Wege geht, etwa Apple mit seinem iPhone, der darf sich nicht nur der geballten Aufmerksamkeit der Kundschaft sicher sein, sondern auch deutlich höhere Preise für sein Produkt verlangen. Bis er seinerseits Wettbewerber mit ähnlichen Produkten im Nacken sitzen hat, was heutzutage deutlich schneller geht als früher.
Hier rede ich nicht von Produktpiraterie oder Patentklau. Solche Bemühungen, schnelles Geld aus der Arbeit und den Entwicklungskosten anderer machen zu wollen, sind schlicht illegal. Und sie sollten es – Stichwort Urheberrechte – auch in einer Zeit bleiben, in der im Prinzip jede Information und jedes Wissen in Sekundenbruchteilen um die ganze Welt gehen kann.
Doch auch ohne solche rechtlichen Verstöße folgt in der globalen Wirtschaft von heute die variierte Kopie fast jedem erfolgreichen Produkt alsbald auf dem Fuße. Dagegen hilft weder verbales noch juristisches Klagen. Dagegen hilft nur die ständige Fähigkeit zur Innovation. Wobei eine gute Idee zugleich umso besser ist, je schwieriger es ist, sie zu kopieren. Unser Unternehmen hat bereits 1956 damit begonnen, Babynahrung aus biologisch erzeugten Rohstoffen herzustellen. Damals fingen allenfalls hochwissenschaftliche Begriffe mit „Öko“ an. Heute haben wir etliche Wettbewerber, die uns auf unserem Weg gefolgt sind. Gleichwohl ist es uns durch Kreativität wie mit Qualität gelungen, die Nase in diesem Markt vorn zu behalten.
Das Original ist gewöhnlich besser als die Kopie. Jedenfalls muss wesentlich mehr passieren, bis der Verbraucher einer seit langem etablierten Marke sein Vertrauen entzieht. Außerdem ist in jedem Markt nur begrenzt Platz für Anbieter von „Me-too“-Produkten. Der zweite kann noch gut davon leben, der dritte kommt zurecht. Doch für den vierten und jeden weiteren wird die Luft sehr schnell sehr dünn. Nicht zuletzt deshalb, weil Nachahmer vornehmlich über den Preis konkurrieren müssen. Da sind nicht nur die Spannen schmaler. Es kommt auch schnell der Punkt, wo es auf Kosten der Qualität geht. Und zwar nicht nur der Produktqualität, sondern auch der Prozessqualität. Die Beispiele sind Legion, in denen Firmen in ernste Schwierigkeiten geraten sind, weil sie an vermeintlich günstigen Produktionsstandorten plötzlich mit Skandalen konfrontiert waren: etwa Kinderarbeit, Hungerlöhne, unzumutbare Arbeitsbedingungen oder Umweltskandale. Auch da schaut der Verbraucher heute sehr genau hin.
Gewiss, die Grenzen zwischen legalen Nachahmerprodukten und rechtlich fragwürdigem Lizenzdiebstahl sind oft fließend. Wenn jemand eine Maschine nachbaut, die ein anderer entwickelt hat, und lediglich statt abgerundeter ein paar scharfe Kanten in Kauf nimmt, dann mag er behaupten, das sei ein vollkommen anderes Produkt. Möglich, das er damit sogar durchkommt. Aber ganz abgesehen davon, dass sehr viele Kunden den Vorteil der abgerundeten Kanten nach ersten negativen Erfahrungen mit den scharfen häufig doch zu schätzen wissen, haben nicht nur Lügen, sondern schon so manch kleinere Schwindeleien kurze Beine. Ich halte es da konsequent mit den Regeln des redlichen Kaufmanns: Wer eine gute Idee hat, der soll auch ihre Früchte ernten. Ich lasse mir daher lieber selbst ständig Neues einfallen, statt die Ideen anderer zu kopieren. So kann ich nicht nur mit ruhigem Gewissen zu Bett gehen – ich bin meist auch erfolgreicher als die Kopisten.
Wer die Wahl hat, macht es besser
Warum Ideen nur in Freiheit und Verantwortung gedeihen
„Die Gedanken sind frei“, weiß ein altes deutsches Volkslied, dessen Grundgedanke sich wörtlich übrigens schon in einer Rede des römischen Denkers und Politikers Marcus Tullius Cicero findet: „Liberae sunt nostrae cogitationes“ („Unsere Gedanken sind frei“). Weiter heißt es in besagtem Volkslied:
Ich denke, was ich will / und was mich beglücket, /
doch alles in der Still’ / und wie es sich schicket. /
Mein Wunsch und Begehren / kann niemand verwehren, /
es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!
In der Tat: Denken, wünschen, begehren kann jeder Mensch, was immer er will. Selbst totalitäre Diktaturen sind dagegen letztlich machtlos. Sie verfolgen zwar jeden, der missliebige Gedanken und Meinungen öffentlich äußert – und selbstredend jeden, der aktiv gegen die Interessen des Regimes handelt . Diktaturen versuchen
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