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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Hipp
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Techniken, im weiteren Sinne aber auch das Weitergeben und Bewahren von Einstellungen, Werten bis hin zu Weisheiten. All das wird vor allem in der guten Absicht weitergegeben, den Nachfolgenden zu ersparen, die mitunter über Jahrhunderte gesammelten Erfahrungen mühsam selbst sammeln zu müssen. Natürlich lernt jeder Mensch auch aus Fehlern und kann im Erproben der eigenen Fähigkeiten stets nur bedingt auf Traditionenund dem Erlernten aufbauen. Aber er muss eben nicht das Feuermachen erneut erfinden, oder das Prinzip des Rads. Und er muss nicht alle menschlichen Lernschritte neu durchleben. Das gilt für das familiäre Privatleben gleichermaßen wie für Schule, Ausbildung und Beruf.
    Alle Eltern wollen ihren Kindern so gut es eben geht den Weg ebnen und ihnen die besten Startpositionen ermöglichen. Deshalb geben sie ihnen alle Hilfsmittel an die Hand, die ihnen bekannt sind. Nämlich die, die sie selbst von ihren Eltern und Vorfahren übernommen haben und die, die sie durch die eigenen Lebenserfahrungen dazu erworben haben und mit denen sie ihr Leben meistern. Diese Erfahrungen betreffen alle Lebensbereiche, vor allem aber den Wertekanon: Von der Religion über die Einstellung zu Toleranz und Gerechtigkeit bis hin zu Anstand und Höflichkeit.
    Solcher Art übertragene Werte können ein Leben lang halten, denn sie prägen den jungen Menschen früh und werden sehr selten ganz vergessen. Und wenn sie eine Weile abgelehnt oder verworfen werden, tauchen sie doch meistens im späteren Leben wieder auf. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Tradition beinhaltet das Weitergeben von Lebensweisheiten ebenso wie ganz pragmatisch das Bewahren von bewährten Einrichtungen, sowie das Beibehalten von fest gefügten Formen und Strukturen. Tradition im echten Sinne ist für mich geistige Nachhaltigkeit. Bei uns in der Firma ist es zum Beispiel Tradition, dass alle Beschäftigten vor Weihnachten zu den Gesellschaftern kommen, wir uns dann gesegnete Weihnachten wünschen und jeder Mitarbeiter eine Flasche Rotwein erhält. Diese Tradition festigt unser Zusammengehörigkeitsgefühl und gehört seit geraumer Zeit zur Firmenkultur, wie es heute so schön heißt. Erfunden wurde dieser Brauch als es das Wort Firmenkultur noch gar nicht gab, denn bereits mein Vater hat dieses Weihnachtsritual gepflegt und dafür gesorgt, dass es zum festen Bestandteil des Jahreslaufs wurde. Jeder Mitarbeiter sollte zumindest einmal im Jahr mit persönlichem Händedruck begrüßt werden.
    Eine andere Tradition bei uns in der Firma betrifft den Dreikönigstag, der heutzutage anderswo kaum noch gefeiert wird. An diesem Tag gehen wir mit Weihrauch durch alle Räume mit dem Gedanken, dass wir auch im nächsten Jahr mit Gottes Hilfe segensreiche Arbeit leisten können. Dieser Brauch beruht auf unserer tiefen Überzeugung, dass die Orte, an denen die Arbeit verrichtet wird, weder gleichgültig noch austauschbar sind. Dort arbeiten unsere Mitarbeiter und dort entstehen unsere Produkte. Mit dem Weihrauch bringen wir unsere Wertschätzung den Mitarbeitern und ihrem Arbeitsort gegenüber gleichermaßen zum Ausdruck.
    Mein Vater brachte uns Kindern schon sehr früh bei, dass es wichtig ist, möglichst unabhängig von der Meinung einer Mehrheit zu handeln, sondern uns ausschließlich an unserer eigenen Überzeugung und unserem Gewissen zu orientieren. Dieses Ideal einer unabhängigen und authentischen inneren und äußeren Haltung ist nicht leicht zu leben und bequem schon gar nicht. Das ganz freie und unverfälschte Äußern der eigenen Meinung erfordert gehörigen Mut. Heute bin ich sehr stolz aus einer Familie zu kommen, in der mehrere Familienmitglieder in der Zeit des Nationalsozialismus zu leiden hatten, weil sie mutig ihrer kritischen Einstellung gegen das Regime treu geblieben sind. Je früher das Kindern vermittelt und durch Ermunterung geübt wird, umso besser. Auch wenn man in der Jugend vielleicht gar nicht so gern mit seiner Meinung allein sein will.
    Als sehr junger Mensch wollte ich zum Beispiel nicht anders als die Anderen sein und war bedrückt, wenn ich mich durch meine Andersartigkeit oder meine differierende Meinung ausgeschlossen fühlte. Ich habe nicht immer sofort geschätzt, was ich an Werten vermittelt bekam. Sehr oft bedarf es eines langen Gärungs- und Reifeprozesses, um die Werte wirklich zu verstehen und zu verinnerlichen. Nicht immer wird das Weitergegebene auch sofort angenommen. Davon können alle Eltern wohl ein Lied singen. Und ich

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