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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gegangen war.
    Sie zog den Plastikbeutel hervor, den Arkadi ihr gegeben hatte. Er enthielt eine gewöhnliche, mit Etikett versehene Diskette,
     eine Kopie des ursprünglichen KG B-Datenträgers . Sie reichte sie Lahdensuo.
    »Halte sie in Ehren«, sagte sie.
    Lahdensuo nahm die Diskette, und Heli machte die Tür auf.
    »Heli   ... Sei vorsichtig mit deinem Russen. Ich habe Erfahrungen mit ihm gemacht, geschäftlich.«
    »Ich traue ihm mehr als dir«, entgegnete sie und schlug die Tür zu.
    Sofort startete Lahdensuo seinen Wagen und wendete mit quietschenden Reifen.
    Heli ging die Straße entlang. Lahdensuos Auto fuhr in der Dunkelheit davon. Hätte er gewusst, dass Sicherheitspolizei und
     die Nationalkripo KRP sie als Tatverdächtige des Attentats von Olkiluoto observierten, hätte sich Lahdensuo nicht mal auf
     zehn Kilometer an sie herangetraut.
    Hinter der Kurve war Arkadis Auto zu sehen. Larva spürte den dicken Stoß Geldscheine in ihrer Jacke. Lahdensuos Warnung klang
     in ihrem Kopf nach, aber sie hatte wirklich Vertrauen in Arkadi. Er erinnerte sie an seinen Bruder Stepan. Larva hatte ihn
     nicht vergessen, obwohl sie ihn nur zweimal gesehen hatte, und das vor langer Zeit.
    Arkadi ließ den Wagen an, als Heli die Tür öffnete.
    »Probleme?«, fragte er. Er trug eine elegante Wildlederjacke über dem Hemd.
    »Nein. Was ist in Paris passiert?«
    Arkadi warf einen Blick auf sie und starrte dann in die Dunkelheit hinaus. »Ich habe es dir schon erzählt. Die Übergabe der
     Diskette scheiterte.«
    »Auf welche Weise?«
    »Ich will nicht darüber reden«, entgegnete Arkadi ausdruckslos. »Gib mir das Geld.«
    |275| »Wem hast du das Material sonst noch angeboten?«
    »Frag nicht, sondern gibt mir das Geld!«
    Heli zählte ihm die Bündel in die Hand. Es waren 35   Stück, jedes enthielt zwanzig 50 0-Euro -Scheine, zusammen 350   000   Euro. In Larvas Umschlag blieben fünfzehn Bündel zurück: 150   000   Euro.
    Wenn sie das Haus übernehmen wollte, brauchte sie 155000.   Diesem Betrag hatte Arkadi aber nicht zugestimmt.
    Arkadi schob das Geld, ohne nachzuzählen, in die Innentasche seiner Jacke und fuhr los.
    »Wer sonst kennt den Inhalt der Diskette?«, fragte Heli erneut.
    »Du hast deinen Anteil bekommen, zerbrich dir nicht den Kopf über andere Dinge.«
    Heli schwieg. Vor der Kreuzung verringerte Arkadi die Geschwindigkeit. Die Scheinwerfer des Audi fielen auf ein Fahrrad, das
     an einem Kiefernstamm lehnte.
    »Du hast jetzt Geld«, sagte Arkadi ein wenig entspannter als zuvor. Er hielt neben Helis Rad an. »Geh zum Händler und kauf
     dir ein Auto!«
    »Ich hab dir doch gesagt, wo das Geld hingeht. Und ich bin der letzte Mensch, der sich ein Auto kauft«, lächelte Heli befreit.
    Plötzlich schob Arkadi seine Hand auf eine Weise in seine Jacke, dass Heli das Herz stehen blieb.
    Dann nahm er ein Geldbündel heraus, zählte davon zehn Fünfhunderter ab und reichte sie ihr. »Denk mal an mich, wenn du als
     alte Oma in deinem eigenen Häuschen sitzt.«
    Jetzt kehrte das Lächeln auf Heli Larvas Lippen zurück.
     
    Timo schluckte angestrengt, um die Ohren aufzubekommen, die beim Start zugegangen waren. Die Kabine war halb leer, und neben
     ihm saß niemand. Der
LOT-
Flug von Krakau nach Warschau dauerte fünfzig Minuten. Er würde auf dem Flughafen oder in einem Airport-Hotel übernachten,
     bevor er die Morgenmaschine nach Barcelona nahm.
    |276| Sein Blick irrte über das Sternenmeer vor dem Fenster der Boeing. Hartnäckig kreisten Zeromskis Worte und die Zielstrebigkeit
     der Verfolger in seinem Kopf. Noch vor einer Woche hätten ihn Zeromskis Behauptungen eher amüsiert. Nach den Ereignissen in
     Krakau war er gezwungen, sie aus ganz neuem Blickwinkel zu betrachten.
    Die Behauptungen teilten sich auf in zwei Theorien: eine über eine frühe, untergegangene Zivilisation und eine darüber, wie
     sie entstanden war. War die Menschheit oder eine andere Population, die auf der Erde gelebt hatte, schon vor unserer Zivilisation
     zu bedeutenden technologischen Erfindungen fähig gewesen? Konnte es sein, dass man die Auffassung von der Erde als einziger
     Wiege intelligenten Lebens im Universum eines Tages ebenso belächelte wie die mittelalterliche Vorstellung von der Erde als
     Zentrum des Sonnensystems?
    Der Mensch wollte sich für einzigartig und besonders halten. Die Unwissenheit, ob es anderswo Leben gab, war gleichbedeutend
     mit dem Fehlen eines sicheren Fundaments im menschlichen Weltbild. In dem

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