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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Verantwortungsbewusstsein verfügten.
    Nicht anders war es bei Helis zweitem Lieblingsthema, der Genmanipulation. Solange man die Biolandwirtschaft als Hobby betrieb,
     konnte man sich eine spärliche Ernte leisten. War es aber gerechtfertigt, die Rationalisierung der Lebensmittelproduktion
     mit wissenschaftlichen Mitteln zu verurteilen, solange auf der Welt stündlich tausend Menschen an Unterernährung starben?
     Darauf würde Heli Larva natürlich sagen, das Problem sei nicht der Mangel an Nahrung, sondern ihre ungleichmäßige Verteilung.
     Und die ließe sich nicht durch Gentechnologie korrigieren.
    |334| Heli gehörte zu den Menschen, die glaubten, man müsste die technische Entwicklung durch Limits und Vorschriften aufhalten.
     Ein absurder Gedanke. Der Mensch ging immer an seine Grenzen, und das würde auch so bleiben. Schon Ende des 19.   Jahrhunderts waren manche der Meinung gewesen, alles Wesentliche und Nötige sei bereits erfunden, und in der Zukunft könne
     man sich darauf konzentrieren, die vorhandenen Früchte der Technologie zu genießen: die veredelten, leistungsstarken Dampfmaschinen,
     das Telefon, das elektrische Licht.
    Andererseits konnte Soile durchaus Verständnis für Heli aufbringen. Es war eine Tragödie, dass diese superintelligente junge
     Wissenschaftlerin ein ums andere Mal bei Forschungsprojekten außen vor bleiben musste. Sie war schon vor Soile am CERN gewesen
     und hatte in dem Ruf gestanden, die begabteste Doktorandin unter den finnischen Teilchenphysikern zu sein. Damals hatte man
     ganz selbstverständlich von ihr als von einer künftigen Spitzenforscherin gesprochen. Im Nachhinein war klar, dass sie aufgrund
     ihres Fanatismus und ihrer Emotionalität keine Zukunft in der Wissenschaftsgemeinde haben konnte.
    Auch Soile hatte als junge Studentin idealistische Vorstellungen von der Aufgabe der Wissenschaftler gehabt. Erst mit zunehmendem
     Alter und wachsender Erfahrung hatte sie sich der Realität gestellt, in der sie als Wissenschaftlerin lebte: Die Projekte
     waren da, wo Geld war, und das Geld war da, wo Politiker und Unternehmen es hinfließen ließen. Hinter deren Entscheidungen
     standen wiederum die Verbraucher, die mit ihren banal wirkenden alltäglichen Entscheidungen die Geldströme so lenkten, dass
     sie zu immer größeren Strömen zusammenflossen. Geld hielt die Welt am Laufen, ob man das wollte oder nicht.
    Soile bremste in einer scharfen Kurve ab. Vom Anblick der Berge wurde ihr ganz schwindlig, obwohl sich die Straße durchs Tal
     schlängelte. Warum nur hatte Timo sie um Informationen über Yoshima Nishikawa gebeten? Und warum hatte er die mysteriöse Bitte
     geäußert, sie solle nach Villnaz kommen?
    |335| Im Fußraum vor dem Beifahrersitz lag die Tasche mit den Fotokopien über Nishikawa. Sie wollte nichts gutmachen, weil es nichts
     wieder gutzumachen gab. Aber Timo hatte geklungen, als bräuchte er ernsthaft ihre Hilfe, weshalb es ihr nur fair erschienen
     war, eine Stunde für Timo in Sachen Nishikawa zu opfern. Ein Teil der Kopien stammte aus dem Intranet des CERN, ein anderer
     aus der institutseigenen Bibliothek.
     
    Das Signal, das Soile Nortamos Standort markierte, leuchtete auf dem Bildschirm des Ortungsgerätes. Es bewegte sich in Schlangenlinien
     durch die Bergtäler. Sean Todd, ein Beamter des CI A-Stützpunkts Genf, folgte dem Fahrzeug den Anweisungen gemäß, ohne ein Risiko einzugehen, das hieß außer Sichtweite. Wie es aussah, fuhr
     Frau Doktor Nortamo in Richtung Villnaz.
    Todd war ein dreißigjähriger Mann mit Sommersprossen und rötlichen Haaren, der seine Jugend in Québec im französischsprachigen
     Teil Kanadas verbracht hatte. Darum war er bislang in Paris und Genf eingesetzt worden.
    Er wusste so gut wie nichts über den Hintergrund der Befehle, die er überraschend erhalten hatte, aber das war er gewohnt.
     In Genf hatten viele internationale Organisationen ihren Sitz, bei denen die Vereinigten Staaten ihre Interessen zu wahren
     hatten. Eine der Organisationen, für die sich die wissenschaftlich-technische Abteilung der CIA interessierte, war das CERN,
     der Arbeitsplatz der Frau in dem Wagen, dem Todd folgte.
    Die CIA verfügte im CERN über eine Informationsquelle, die den ganzen Tag Material über das Team von Yoshima Nishikawa zusammengetragen
     hatte. Es hatten sich nur Informationen allgemeiner Natur gefunden: um an Gelder zu kommen, vermietete CERN seinen Teilchenbeschleuniger
     für den Forschungsgebrauch. Genaueres

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