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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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später bekannt wurde. Und ein Sternkundler, demzufolge
     die astronomischen und mathematischen Fähigkeiten der frühen, uns bekannten Völker nicht ihren eigenen Köpfen entstammen können.«
    Die Schranke war unten, aber von einem Zug war weit und breit nichts zu hören. Timo blickte in den Rückspiegel und sah in
     der Ferne, an dem Hang jenseits des Tals, die Lichter eines Autos.
    »Und im Mittelpunkt steht offenbar ein Fossil, das als Link zu dem Meeresbiologen und dessen ermordetem Vater, einem auf Antimaterie
     spezialisierten Kernphysiker, fungiert. Die Kette endet schließlich bei dem Antimaterieforscher. Bei einer ganzen Gruppe von
     Forschern, die wahrscheinlich umgebracht wurden.«
    Ein gedämpftes Dröhnen setzte ein und wurde mit dem Näherkommen des Zuges stärker. Timo sah in den Spiegel. Auch die Lichter
     des Autos kamen näher.
    »Willst du behaupten, dass Nishikawa wegen seiner Arbeit mit der Sache zu tun hatte?«, fragte Soile verblüfft.
    »Weswegen sonst, wenn sein ganzes Team ermordet wurde?«
    |348| Endlich begann Soile die Sache ernst zu nehmen. Vor ihnen rumpelte die endlose eiserne Schlange eines Güterzugs vorbei. Timo
     blickte in den Spiegel. Es waren keine Lichter mehr zu sehen, das Auto war im Taleinschnitt verschwunden.
    »Wir bewegen uns auf zwei Gebieten, die sich deutlich voneinander unterscheiden«, fuhr Timo fort. »Die Geschichte, also die
     Hinweise darauf, dass eine technologisch weit entwickelte Kultur bereits früh auf die Prähistorie des Menschen eingewirkt
     haben könnte«, sagte er über den Lärm hinweg. »Laut Zeromski könnte sie sich autochthon entwickelt haben, oder aber sie hat
     Einflüsse von den Angehörigen einer fremden Zivilisation, die der Erde einen Besuch abgestattet haben, aufgenommen.«
    »Red keinen Unsinn«, sagte Soile, aber ihr Tonfall war nicht mehr ganz so kalt und distanziert. Es war die gute alte Soile,
     die ihrem Mann hier wiedersprach.
    Der Güterzug war längst vorbeigefahren, aber die Schranke blieb unten.
    »Das andere Gebiet neben der Geschichte ist die Physik«, sprach Timo unbeirrt weiter. »Die Tatsache, dass jemand eine Gruppe
     von Teilchenphysikern eliminiert hat.«
    »Ich weiß, worauf du abzielst. Die frühzeitlichen Besucher haben etwas hinterlassen, für dessen Untersuchung man Teilchenphysiker
     brauchte   ... und worüber man aus irgendeinem Grund schweigen musste.«
    »Ich ziele auf gar nichts ab, ich versuche bloß, die Fakten zu ordnen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber etwas ist damals
     schief gegangen. Jemand hat nicht bekommen, was er haben wollte. Und jetzt suchen sie es erneut«, sagte Timo leise, während
     endlich die Schranke aufging.
    Soile fixierte ihn erneut ungläubig.
    Timo trat so heftig aufs Gaspedal, dass der Wagen mit quietschenden Reifen die Gleise überquerte. »Was hat die Teilchenphysik
     mit Erdbesuchern zu tun?«, schrie er Soile fast ins Gesicht. »Habe ich Recht, wenn ich sage, dass die beste Art, interplanetare
     Strecken zurückzulegen, darin besteht, sich Antimaterie |349| als Treibstoff für Raumschiffe zunutze zu machen? Und der weltweit führende Antimaterieforscher war Yoshiko Nishikawa.«
    Soile starrte ihn an und schüttelte langsam den Kopf.
    »Sag doch was«, sagte Timo beinahe verzweifelt. Im Rückspiegel blinkten Scheinwerfer auf. »Ich habe dich gebeten, herzukommen,
     weil du dich mit diesen Dingen auskennst.
Falls
... verstehst du das Wort?
Falls
eine fremde Zivilisation irgendwann die Erde besucht hat, wäre es dann möglich, dass sie etwas von ihrem Antimaterietreibstoff
     zurückgelassen hat?«
    »Bei Antimaterie würde schon ein Milligramm genügen«, sagte Soile. Endlich ließ sie sich dazu herab, wenigstens einen Hauch
     ihrer Kenntnisse preiszugeben. »Es ist wahrscheinlich, dass deine hoch entwickelte Zivilisation, die sich auf fremden Planeten
     umschauen will, sich nicht selbst in Bewegung setzt, sondern erst mal eine Menge kleiner interstellarer Roboterlotgeräte losschickt.
     Die können ihre Umgebung in einem Zeitraum bis zu hundert Jahren beobachten und analysieren. Nur wenn die Informationen von
     den Lotgeräten interessant ausfallen, lohnt es sich, selbst zum interstellaren Flug aufzubrechen.«
    Soile schaute Timo trotzig und selbstsicher an. »Würde man auf der Erde Teile eines Roboterlotgeräts oder eines Raumschiffs
     finden, das
andere
« – sie sprach das Wort betont neutral aus – »irgendwann zu uns geschickt haben, und könnte man mit deren Hilfe

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