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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mann des eingeflogenen geheimnisvollen MI T-Teams gewesen, eine launische, fette Primadonna, |76| die mit Samthandschuhen angefasst und nur wegen ihrer beruflichen Fähigkeiten geduldet wurde. Bei dem Mobile Interrogation
     Team handelte es sich um eine kleine, mobile Gruppe von Vernehmungsspezialisten. Damals hatte Novak noch in der Illusion gelebt,
     die Leute zu erwischen und zu inhaftieren sei ein harter Job und die Vernehmungen anschließend reine Routine. Erst als er
     gesehen hatte, wie Baumgarten vorging, hatte Novak begriffen, dass es sich in Wahrheit genau umgekehrt verhielt.
    An der Ruine eines Hauses bog der Fahrer nach links ab.
    »Nach meinem GPS müssten wir erst an der nächsten Kreuzung abbiegen«, sagte Perry auf dem Rücksitz. An seinem dürren Handgelenk
     prangte ein Navigationsgerät, das er mit einem Plastikstäbchen von der Größe eines Zahnstochers bediente. »Wusstet ihr übrigens,
     dass das GP S-System ursprünglich von DARPA stammt?«
    Novak und der Fahrer antworteten nicht, sondern behielten die Umgebung im Auge.
    »Ebenso wie die Computermaus und der Stealth-Anonymizer«, referierte Perry. »Aber neun von zehn unserer Projekte scheitern.
     Ratet mal, warum. DARPA nimmt nur Vorhaben in Angriff, bei denen das Unmögliche versucht wird. Wir sind die kreativste Wissenschaftsinstitution
     des Planeten.«
    Novak wusste, dass Perry nicht übertrieb. DARPA finanzierte Projekte, die anderswo für lächerlich und utopisch gehalten wurden.
     Sie untersuchte Dinge mit einem Horizont von zehn Jahren, und ihr Interesse reichte dabei von der Parapsychologie bis zur
     physikalischen und chemischen Grundlagenforschung. DARPA wurde in den fünfziger Jahren gegründet, als es der Sowjetunion gelungen
     war – Jahre früher, als man in den USA für möglich gehalten hatte   –, eine Atombombe zu zünden und den Satelliten Sputnik ins All zu schicken. Seitdem hatte DARPA als wissenschaftlich-technisches
     Gehirn des Wettrüstens im Kalten Krieg großartigen Erfolg gehabt.
    Novaks Blick glitt über die uralten Gebäude entlang der engen Straße. Noch eine Abzweigung. Holkham Road. Die Falten in |77| Novaks Augenwinkeln zogen sich zusammen, als sein Blick schärfer wurde. Die Straße machte einen sanften Bogen. Dahinter musste
     das Haus von Vaucher-Langston auftauchen.
    Ein einziger Blick sagte Novak, dass sie zu spät kamen.
    Am Straßenrand waren die verkohlte Ruine eines Hauses und ein Polizeiauto zu sehen.
    Novak konnte keine Hausnummer erkennen, aber er war sicher, dass es sich um Vaucher-Langstons Haus handelte.
    Mit einer raschen Geste fuhr er sich über den Scheitel.
    »Unsere Freunde aus Peking waren schneller«, murmelte Perry von hinten.
    Baumgarten schwieg, wirkte aber nicht unzufrieden. Ein Verhör war nicht nötig, aber sein Konsultationshonorar würde er trotzdem
     einstreichen.

|78| 10
    Hallend und Unheil verkündend drang am Sonntagmorgen in Porvoo der Ton des Telefons in Timos Schlaf ein.
    Er öffnete die Augen und blickte auf die schwach leuchtenden Zeiger der Uhr. 6.48.
    Er tastete nach dem Handy auf dem Tisch und räusperte sich die Kehle frei. »Hallo.«
    »Bist du wach?«, fragte Rautio direkt. »Hör genau zu.«
    Timo setzte sich auf.
    Die Stimme des SiPo-Chefs strotzte vor kaum zu beherrschender Wut. »Ich hätte nie gedacht, dass du ein solcher Idiot bist
     und auf eigene Faust in dieser Angelegenheit herumstocherst. Noch ein Solo, und wir sorgen dafür, dass du rausfliegst. Hast
     du kapiert?«
    Timo schäumte, versuchte aber ruhig zu bleiben. »Ich stehe auf der Gehaltsliste der TERA, nicht der SiPo. Ich entscheide selbst,
     wie ich   ...«
    »Du entscheidest überhaupt nichts mehr«, zischte Rautio. »Du bist bei der TERA als Vertreter des finnischen Staats und tust
     exakt, was ich dir sage.«
    Das war Unsinn, und Rautio wusste das selbst. Die TER A-Beamten waren keine Mitarbeiter von nationalen Institutionen, sondern eben von TERA.
    »Ich habe keine Zeit und keine Lust, mir solche Drohungen anzuhören   ...«
    »Wenn du Zeit hast, deine ehemaligen Kollegen anzurufen und Gerüchte zu verbreiten, dann hast du auch Zeit, hinter dir aufzuräumen«,
     sagte Rautio. »Noch etwas. In Olkiluoto gibt es |79| wieder Probleme. Diesmal bei den Probebohrungen an der Endlagerstelle. Fahr zur KRP, Blomberg erzählt es dir genauer.«
    »Was ist passiert?«
    »Das wirst du von Blomberg erfahren.«
    Rautio brach das Gespräch brüsk ab. Was war in Olkiluoto vorgefallen? War Heli Larvas

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