Das Hiroshima-Tor
für Räume sind? Beziehungsweise waren?«
»Die Personalräume des Instituts für Geschichte.«
»Von wem?«
»Vom stellvertretenden Prof ...«
»Namen!«
Der Student sah Timo fragend an und sagte: »John Davies, Daniel Croës, Carol Bates. Mindestens.«
Timo bohrte weiter. »Vaucher-Langston?«
»Der ist vor ein paar Tagen gestorben.« »Aber hatte er da oben sein Zimmer?«
»Ja.«
»Und die Archive?«
»Sind alle dort. Aber wieso – wer sind Sie?«
Timo drängte zwischen einem besonders niedrigen Feuerwehrfahrzeug mit Leiter und einem Krankenwagen hindurch auf das Gebäude
zu. Erst da merkte er, dass seine Tasche verschwunden war. Er kehrte zu der Stelle zurück, an der er sich zu Boden geworfen
hatte, sah sie sofort dort stehen.
»Zurück!« Eine Polizistin versuchte zwei Männer zu verscheuchen, die ihr etwas erklären wollten.
Die Gesten und das Auftreten der Männer veranlassten Timo, sie genauer zu beobachten. Der eine zog ein Blatt Papier aus der
Innentasche seiner Jacke und hielt es der Polizistin hin, die daraufhin ihr Telefon zur Hand nahm.
Timo versuchte zu verstehen, was gesprochen wurde, aber der Lärm war zu stark. Er ging näher heran. Die Polizistin gab dem
Mann das Blatt Papier zurück.
|179| »Sie müssen mit dem Einsatzleiter reden«, hörte Timo die Polizistin sagen.
Dann musste er Feuerwehrmännern, die einen Schlauch zogen, Platz machen und hörte die Antwort der Männer nicht mehr.
»Verlassen Sie den Great Court«
, tönte es aus einem Megafon .
»Es kann zu weiteren Explosionen kommen. Alle Zivilpersonen verlassen den Court.«
Timo starrte auf die Flammen. Weitere Explosionen waren nicht nötig. Die Leute, die die Bombe gelegt hatten, hatten gewusst,
was sie taten.
Vier Tote und mindestens zehn verletzte bei Explosionen in Cambridge.
In der für Geschäftsreisende reservierten Lounge auf dem Flughafen Dulles in Washington las ein älterer Mann den Text, der
im Nachrichtenkanal CNN über den unteren Bildrand lief, und erstarrte auf der Stelle.
William C. Irons zog sein Telefon aus der Tasche, aber es klingelte, bevor er eine Nummer wählen konnte.
»Alles ist schief gelaufen«, sagte Novak außer Atem. »Sie haben eine Bombe ...«
»Ich weiß. Es kommt in den Nachrichten.«
»Wir versuchen die Leichen der Leute aus dem Team vor den Medien verborgen zu halten. Du musst mit dem MI5 reden.«
»Haben wir das gesamte Material verloren?«
»Den größten Teil sind wir durchgegangen. Aber wir wissen nicht, ob wir nicht vielleicht etwas noch Wichtigeres gefunden hätten.«
»Die Frau des Professors?«
»Baumgarten wartet am Flughafen auf sie. Die Maschine ist bereits gelandet.«
»Hat er Unterstützung?«
»Scott.«
»Gut. Die Chinesen kommen uns jedes Mal zuvor. Das muss aufhören.« Beim letzten Satz hatte sich der alte Mann aufgerichtet |180| , und in seinen Augen brannte ein Feuer. »Zieht die Sicherheitsmaßnahmen auf das Maximum an. Und macht euch bereit, zurückzuschlagen.«
Die Ankunftshalle auf dem Flughafen Heathrow war wie immer voller Menschen. Der Psychiater Colin Baumgarten musterte die Frau,
die vor ihm stand. Sie war erschöpft von dem langen Flug, stand aber ruhig und mit geradem Rücken da.
»Warum hätte jemand meinen Mann umbringen sollen?«, fragte Frau Cecilia Vaucher-Langston. Während sie von ihrem Mann sprach,
konnte die Witwe ihre Bewegung nicht ganz verbergen, aber beachtenswert war, dass sie überhaupt versuchte, sie zu verbergen.
Vielleicht lag es daran, dass die Lady – dem Akzent und der Sicherheit ihres Auftretens nach zu urteilen – vermutlich aus
einer Familie der
upper class
stammte, wo man sich nicht dazu herabließ, in Anwesenheit von Fremden Gefühle zu zeigen.
»Das versuchen wir gerade zu klären«, antwortete Baumgarten, wobei er mit seinen dicken Fingern spielte. Er hatte die Frau
aus dem Strom der Reisenden herausgepickt, sich mit einem gefälschten Dienstausweis als Mitarbeiter der Botschaft vorgestellt
und das Gespräch bewusst mit einer schockierenden Behauptung eröffnet:
Ihr Mann ist ermordet worden
. Frau Vaucher-Langston war in Buenos Aires von CI A-Mitarbeitern vernommen worden, aber dort hatte man ihr nichts von einem Mordverdacht gesagt.
»Warum hat mir die Polizei nicht gesagt, dass man Mord als Todesursache vermutet?«, fragte Frau Vaucher-Langston. Die Ausdruckslosigkeit
in ihrem Gesicht bekam Risse, und der Schmerz über den Verlust ihres Mannes drang langsam an
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