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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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die Oberfläche.
    »Es geht nicht um Vermutungen, sondern um Fakten. Auch Sie sind in Gefahr. Wir werden Sie nach Cambridge bringen.«
    Baumgarten hatte auf die Schnelle Cecilia Vaucher-Langstons Intelligenz abgeklopft und auf der Grundlage seiner ersten Beobachtungen |181| ein grobes psychologisches Profil erstellt. Daraufhin hatte er beschlossen, es zunächst mit der Herstellung einer vertraulichen
     Bindung zu versuchen, bei gleichzeitiger Hervorhebung drohender Gefahr, die abzuwehren er wiederum behilflich sein könnte.
     Diese Methode hatte sich schon oft als guter Einstieg erwiesen. Nicht zuletzt bei der Vernehmung von Terroristen hatte Baumgarten
     gelernt, dass man durch das Anbieten einer Zigarette oder einer Tasse Kaffee genauere und wichtigere Informationen bekommen
     konnte als durch die Androhung von Gewalt.
    Wenn es aber notwendig war, fester zuzupacken, musste man es mit der notwendigen Härte tun.
     
    Auf dem Polizeirevier Parkside in Cambridge ging es lebhaft zu. Streifenwagen und Zivilfahrzeuge der Polizei kamen angefahren
     und fuhren davon, es wimmelte von heraneilenden Menschen.
    Timo stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite außerhalb des Lichtkreises der Straßenbeleuchtung. Der Sanitäter hatte
     ihm zwar ein Pflaster für den Kopf gegeben, doch noch immer waren überall Blutspritzer in seinem Gesicht.
    Er wusste, dass ein Teil der Männer in Zivil Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes MI5 waren. Vielleicht vermuteten sie
     einen Terrorakt. Oder wussten sie, dass der Vorfall mit Vaucher-Langston zu tun hatte? Die USA und Großbritannien pflegten
     eine enge geheimdienstliche Zusammenarbeit.
    Timo überlegte fieberhaft, was am klügsten wäre. Wenn er der Polizei sagte, was er wusste, würden diese Informationen sofort
     an die Ohren der Amerikaner dringen.
    »Verzeihung«, sagte jemand hinter ihm.
    Er erschrak und blickte sich um. Dort stand ein jüngerer Mann mit wirrem Haar und betont nachlässiger Kleidung. Er hatte nichts
     Bedrohliches oder Verdächtiges an sich, aber trotzdem hätte sich Timo am liebsten aus dem Staub gemacht. Er mochte hier nicht
     mit Unbekannten sprechen.
    |182| Auf dem Gesicht des Mannes machte sich eine neugierige Miene breit, als er Timos Pflaster und die Blutspritzer sah.
    »Ja?«, sagte Timo.
    »Sind wir nicht Kollegen?«, fragte der Mann. »Ich dachte, nur Reporter liegen hier auf der Lauer.«
    »Nein   ... Ich bin nur zufällig vorbeigekommen. Was ist hier eigentlich los?«
    »Waren Sie am Ort der Explosion?«
    »Ich habe zuerst gefragt.«
    »Ich weiß es nicht. Niemand scheint etwas zu wissen. Aber laut einem Mitarbeiter des Historischen Instituts hat eine Gruppe
     von Amerikanern etwas im Institut gesucht.«
    »Waren sie zum Zeitpunkt der Explosion vor Ort?«
    Der Mann nickte. »Jedenfalls behauptet ein Sanitäter, drei Amerikaner seien dabei getötet worden. Die Polizei ist aber nicht
     bereit, das zu kommentieren.«
    Timo war erstaunt. Die Amerikaner würden doch nicht ihre eigenen Leute umbringen. Wer hatte also dann die Bombe gelegt? Und
     warum?
    »Jetzt sind Sie dran«, sagte der Reporter lächelnd, aber in seiner Stimme hallte nichts von dem Lächeln wider. »Wissen Sie
     etwas?«
    Timo drehte sich um und ging mit seiner Tasche die Straße hinunter. Er hatte bekommen, was er gewollt hatte: wenigstens einen
     Krümel Information.
    »He, Sie sind mir was schuldig«, sagte der Reporter und folgte Timo.
    Timo ging schneller, aber der Brite blieb ihm auf den Fersen. Ein unangenehmes Gefühl.
    Timo blickte sich um und brüllte: »Verzieh dich!«
    Zu seiner Erleichterung blieb der Mann an der Ecke zur Petty Cury stehen.
    Timo bog in die Tenison Road ein, die vom Stadtzentrum wegführte. Unter den orangen Straßenlampen waren Bed & Breakfast-Schilder
     zu erkennen. Die zwei- oder dreistöckigen viktorianischen |183| Häuser mit den eckigen Erkern bildeten eine lange Reihe, sie hatten ihre besten Tage definitiv hinter sich.
    Vor einer schwarz gestrichenen Tür blieb Timo stehen und läutete. Bed & Breakfast war ihm in jeder Hinsicht recht
     – wegen des Preises, wegen der Atmosphäre und weil man kein Formular für die Behörden ausfüllen musste.
     
    Colin Baumgarten wollte seinen Notizzettel nicht zur Hand nehmen, sondern versuchte sich zu erinnern, was er auf Novaks Befehl
     aus der neben ihm auf der Rückbank sitzenden Cecilia Vaucher-Langston herausbekommen sollte. Schon zu Beginn der Fahrt hatte
     er ihr von der Explosion am Trinity College

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