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Das Hiroshima-Tor

Titel: Das Hiroshima-Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Gemälde, Kupferstiche und Grafiken. Auf Regalbrettern waren
     Krüge und mittelalterliche Waffen ausgestellt.
    Timo blickte sich um. Der Raum war in logenähnliche Kabinette gegliedert. In einem davon stand ein kleiner, schnurrbärtiger
     Mann im Tweedsakko auf und kam mit vor Neugier zusammengekniffenen Augen auf Timo zu. Auf dem Bild im Internet hatte Bronisław
     Zeromski ein paar Jahre jünger ausgesehen. Aber das Bild hatte nicht das eigentümliche Charisma vermitteln können, das der
     bescheiden wirkende Mann in natura ausstrahlte.
    Timo stellte sich vor, und sie setzten sich zusammen an den Tisch. Der alter Herr wirkte äußerst intelligent – und äußerst
     misstrauisch. Das war eine gefährliche, aber auch vielversprechende Kombination.
    »Gemütlich hier«, tastete sich Timo langsam vor. An den Tischen der anderen Kabinette saßen ältere Männer mit Brille, dem
     Auftreten nach zu schließen Akademiker, außerdem einige Studenten.
    »Dieses Kabinett trägt den Namen Hevelius«, sagte Zeromski. Die Intensität seines Blickes beunruhigte Timo. Diesem Mann würde
     nichts verborgen bleiben. »Sie kennen ihn bestimmt?«
    Timo überlegte kurz. »Nein. Aber der Name ist mir von der Sternkunde her bekannt«, sagte er aufrichtig. Gegenüber einem Mann
     wie Zeromski versuchte man am besten gar nicht erst zu flunkern.
    Zeromski machte eine Kopfbewegung zur Wand, wo eine exakte, Hunderte von Jahren alte Bauzeichnung hing. Durch die schwache
     Beleuchtung und den dichten Qualm war sie nur schwer zu erkennen. »Das ist das beste astronomische Observatorium |231| seiner Zeit. Der Brauereibesitzer Johannes Hevelius ließ es auf dem Dach seines Hauses in Danzig errichten und beobachtete
     im Februar 1661 damit unter anderem den Kometen Ikeya-Zhang.«
    Zeromski sah Timo forschend an und seufzte. »Damals waren die Europäer noch an der Wissenschaft interessiert. Die langen Glaubenskriege
     waren passé, neue Kontinente waren entdeckt worden und der Handel blühte. Reiche Bürger wie Hevelius hatten Zeit und Geld
     für wissenschaftliche Steckenpferde.«
    Die Bedienung nahm ihre Bestellung auf, dann setzten sie ihr Gespräch über die ruhmreiche Geschichte Krakaus fort. Zeromski
     hatte Gulaschsuppe und
placki ziemniaczane
empfohlen, Kartoffelpfannkuchen, die sich als ausgesprochen lecker erwiesen. Sie ließen sich das Essen schmecken und unterhielten
     sich in aller Ruhe. Schließlich kam das Gespräch auf einen finnischen Bekannten von Zeromski, den er kennen gelernt hatte,
     als die Solidarność-Bewegung in Polen ihr Haupt erhob.
    »Ich weiß nicht, woran die Übersetzung meiner Bücher ins Finnische letztlich gescheitert ist«, sagte Zeromski. »Als Journalist
     kennen Sie sicherlich Leute aus der Verlagsbranche?«
    Timo nickte und suchte nach einer passenden Notlüge. »Eine Freundin meiner Frau arbeitet bei einem großen finnischen Verlag«,
     sagte er so beiläufig und glaubwürdig, wie er konnte.
    Zeromskis Augen hellten sich auf. »Ich kann Ihnen ein bisschen Material für sie mitgeben, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Aber gern.« Timo wäre am liebsten so schnell wie möglich zur Sache gekommen, beherrschte sich aber und ließ zunächst auch
     den letzten Rest von Misstrauen bei seinem Gegenüber schmelzen.
    »Heutzutage beschäftigen sich ziemlich viele Leute mit diesen Dingen. Die sind wesentlich sensationshungriger als ich. Ich
     bin stets bei den Fakten geblieben und habe den Leser entscheiden lassen, was womöglich dahinter steckt.«
    »Das ist sicherlich das Klügste, wenn man nicht mit den von Dänikens in einen Topf geschmissen werden will.«
    »Huh! Erwähnen Sie den Namen nicht an diesem Tisch!«, |232| sagte Zeromski und tupfte sich den Mund mit der Serviette ab, aber aus seinen Augen sprang eher ein Funke Humor als Verärgerung.
     Der Mann gefiel Timo immer mehr.
    »Allerdings war der Dänikenismus wissenschaftlich eindeutig von Nutzen«, fuhr Zeromski fort. »Die renommierten Wissenschaftler,
     die dagegen waren, mussten sich dadurch auch mit den Objekten des Interesses der Balla-balla-Forschung befassen. Ich würde
     sogar sagen, der Aufstieg der Archäoastronomie zur ernst zu nehmenden wissenschaftlichen Disziplin war weitgehend das Verdienst
     des Herrn von Däniken. Und diese seriösen Forscher haben dann in der Tat nachweisen können, dass die Ansichten des populären
     Schweizers über die Astronomiekenntnisse alter Kulturen falsch sind.«
    »Das konnte aber doch für niemanden eine

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