Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Worte einatmen, dann lege ich es beiseite.
»Aber was wird mit deiner Arbeit?« Inzwischen wünsche ich mir dieses Leben in Frankreich so sehr, dass ich Ben unwillkürlich bedränge und seine Bestätigung suche. »Die willst du doch nicht aufgeben.«
»Ich kann kommen und gehen, wann ich will.«
Ich weiß nicht mal genau, woraus Bens Arbeit besteht. Ich meine, er hat eine Firma, die Papier herstellt, aber was macht er? Ich bin nicht sicher, ob er es mir je richtig erklärt hat, und jetzt scheint es mir etwas spät, ihn zu fragen.
»Hast du jemanden, der das Ruder in die Hand nehmen könnte? Was ist mit Lorcan?« Ich muss an Bens besten Freund denken. »Ihr arbeitet doch zusammen, oder? Könnte er für dich einspringen?«
»Das hätte er wohl gern.« Bens Stimme bekommt so einen bitteren Unterton, und ich trete innerlich einen Schritt zurück.
Holla. Offenbar habe ich einen Nerv getroffen. Nicht dass ich die Details kennen würde, aber Bens Reaktion weckt in mir sofort Bilder von angespannten Konferenzen, knallenden Türen und wütenden E -Mails, die man am nächsten Tag bereut.
»Er ist dein Trauzeuge«, sage ich vorsichtig. »Seid ihr denn nicht enge Freunde?«
Ben schweigt einen Moment gedankenverloren.
»Ich weiß nicht mal, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass Lorcan überall mit reinredet«, sagt er schließlich. »Ehrlich wahr. Irgendwann habe ich mich umgedreht, und da war er. Einfach so.«
»Wie meinst du das?«
»Vor vier Jahren ging seine Ehe in die Brüche. Er fuhr rauf nach Staffordshire, zu meinem Dad. So weit, so gut. Die beiden hatten sich schon damals bestens verstanden, als wir noch zur Schule gingen. Aber dann wurde Lorcan auf einmal Berater meines Vaters und hat den ganzen Laden geschmissen. Du hättest die beiden sehen sollen, wenn sie zusammen durch den Betrieb geschlendert sind, Pläne geschmiedet haben, ohne mich jemals mit einzubeziehen.«
»Das klingt ja schrecklich«, sage ich mitfühlend.
»Vor zwei Jahren hat sich die Lage dann zugespitzt.« Er stürzt seinen Champagner hinunter. »Ich bin einfach abgehauen. Untergetaucht. Ich musste mich neu sortieren. Daraufhin sind sie so ausgeflippt, dass sie die Polizei verständigt haben …« Er spreizt die Hände. »Ich habe ihnen nie verraten, wo ich war. Danach haben sie mich behandelt wie einen labilen Spinner. Mein Dad und Lorcan wurden immer vertrauter. Und dann stirbt mein Vater unerwartet …«
Seine Stimme ist so belegt, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft.
»Und Lorcan ist in der Firma geblieben?«, frage ich.
»Wo sollte er denn sonst hin? Er hat sich dauerhaft eingenistet. Hübsches Einkommen, ein Häuschen auf dem Anwesen … er hat seine Schäfchen im Trockenen.«
»Hat er Kinder?«
»Nein.« Ben zuckt mit den Schultern. »So weit sind sie wohl nie gekommen. Oder er wollte keine.«
»Und warum versuchst du nicht, ihn loszuwerden?«
Schon will ich ihm von einer Kanzlei erzählen, die darauf spezialisiert ist, Mitarbeiter diskret zu entsorgen, doch Ben scheint mir gar nicht zuzuhören.
»Lorcan meint, er weiß alles besser!« Die Worte schießen nur so aus ihm hervor. »Was ich mit meinem Leben machen soll. Was ich mit meiner Firma machen soll. Welche Werbeagentur ich engagieren soll. Was ich meiner Putzkolonne bezahlen soll. Welche Papierstärke am besten ist für einen … ich weiß nicht, Schreibtischkalender .« Er schnaubt. »Und ich weiß es nicht. Und schon hat er wieder gewonnen.«
»Es ist doch keine Frage des Gewinnens«, sage ich, merke aber, dass Ben dafür kein Ohr hat.
»Einmal hat er mir in aller Öffentlichkeit mein Handy weggenommen, weil er es ›unpassend‹ fand.« Ben schäumt vor Entrüstung.
»Das klingt ja wirklich nach Schikane!«, sage ich schockiert. »Hast du denn eine gute Personalabteilung?«
»Selbstverständlich.« Ben klingt fast gekränkt. »Aber die Chefin will uns verlassen. Und die würde sowieso nie was zu Lorcan sagen. Er ist bei allen beliebt.«
Ich bin entsetzt. Das klingt nach einem schrecklichen Dilemma. Am liebsten würde ich mir ein Blatt Papier nehmen und einen Fünf-Punkte-Plan für Ben aufstellen, mit dem er mehr Einfluss auf Lorcan ausüben kann, aber das ist nicht gerade sexy, und wir sind doch in den Flitterwochen.
»Erzähl mal!«, sage ich stattdessen leise. »Wo warst du denn, als du damals abgetaucht bist?«
»Willst du es wirklich wissen?« Ben sieht mich mit schiefem Lächeln an. »Nichts worauf ich stolz sein könnte.«
»Sag
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