Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
gelaufen ist.« Ich nehme mein Handy und schreibe eine kurze Nachricht:
Du glaubst nicht, was passiert ist! WIR HABEN GEWONNEN!!!! Lief alles super. Ben und ich sind ein prima Team. Total glücklich.
Ich muss direkt lächeln, als ich das schreibe. Sie wird ihren Augen kaum trauen! Ich hoffe, die Nachricht heitert sie etwas auf. Sie klang leicht gestresst. Ich frage mich, was los ist. Spontan füge ich meiner Nachricht hinzu:
Hoffe du hast auch einen tollen Tag. Alles okay?
L xxx
16
Fliss
An Sofia in Bulgarien ist im Grunde nichts auszusetzen. Es ist eine schöne Stadt. Ich war schon oft da. Es gibt dort hübsche Kirchen und interessante Museen und einen Büchermarkt unter freiem Himmel. Allerdings kann ich mir was Besseres vorstellen, als hier um sechs Uhr abends verschwitzt und genervt herumzustehen und am Gepäckband auf meinen Koffer zu warten, wenn ich eigentlich auf der griechischen Insel Ikonos sein sollte.
Das einzig Gute an dieser Situation ist: Ich kann sie Daniel nicht zum Vorwurf machen. Diesmal nicht. Sie ist ganz offensichtlich gottgewollt. (Vielen Dank, lieber Gott. Liegt es an dem, was ich mit elf im Religionsunterricht gesagt habe? Das war doch nur ein Scherz !) Obwohl ich Daniel eigentlich gern die Schuld geben würde. Am liebsten würde ich ihm dafür in den Hintern treten. Da das aber nicht geht, trete ich nach meinem Karren.
Die Leute drängeln sich um das Gepäckband. Hier warten Passagiere von verschiedenen Flügen, und kein Einziger hat gute Laune, zumindest keiner meiner Mitpassagiere von Flug 637 nach Ikonos. Kaum einer lächelt. Kaum einer albert herum.
Sofia … Bulgarien … Mal ehrlich: Geht’s noch?
Weil ich seit Jahren beruflich viel unterwegs bin, bleibe ich eher entspannt, was Fluggesellschaften und Verspätungen und dergleichen angeht, aber ich muss schon sagen: Dieser Schlamassel nimmt epische Ausmaße an. Wir konnten nicht einfach landen, die arme alte Dame ins Krankenhaus bringen lassen und dann unsere Reise fortsetzen. Oh nein. Ihr Gepäck musste ausfindig gemacht werden, und dann gab es da ein Problem, ein realistisches Zeitfenster für den Abflug zu finden, und dann stellte sich heraus, dass mit der Maschine irgendwas nicht stimmte. Das Ergebnis ist eine ungeplante Übernachtung in Sofia. Wir werden im City-Heights-Hotel untergebracht. (Nicht übel, vier Sterne, tolle Bar auf der Dachterrasse, soweit ich mich erinnere.)
»Da ist unserer!«, schreit Noah zum einundfünfzigsten Mal. Er wollte bisher so gut wie jeden schwarzen Koffer vom Gepäckband zerren, obwohl unserer einen unverwechselbaren roten Riemen hat und sich vermutlich gerade auf dem Weg nach Belgrad befindet.
»Nein, Noah«, sage ich geduldig. »Such weiter.« Eine Frau trampelt mir auf den Fuß, und ich versuche, mich zu erinnern, welche bulgarischen Flüche ich kenne, als mein Handy piepend eine SMS meldet und ich es aus der Tasche ziehe.
Du glaubst nicht, was passiert ist! WIR HABEN GEWONNEN!!!! Lief alles super. Ben und ich sind ein prima Team. Total glücklich. Hoffe, du hast auch einen tollen Tag. Alles okay? L xxx
Ich bin so schockiert, dass ich mich einen Moment lang gar nicht rühren kann. Sie haben gewonnen ? Wie zum Teufel ist das möglich?
»Von wem ist die SMS ?« Richard sieht, dass ich mein Telefon anstarre. »Von Lottie?«
»Äh, ja.« Ich bin zu langsam, um zu lügen.
»Was schreibt sie? Hat sie schon gemerkt, dass sie einen Riesenfehler begangen hat?« Er sieht mich so verzweifelt an, dass ich mich innerlich winde. »Wahrscheinlich haben sie bei dem Quiz schlecht abgeschnitten, was?«
»Ehrlich gesagt …« Ich zögere. Wie soll ich es ihm beibringen? »Ehrlich gesagt, haben sie gewonnen.«
Sein Gesicht wird immer länger, und er starrt mich an, fassungslos. »Sie haben gewonnen ?«
»Offenbar.«
»Aber ich dachte, sie wüssten gar nichts voneinander.«
»Tun sie auch nicht!«
»Du hast gesagt, sie gehen unter.« Richard klingt vorwurfsvoll.
»Ich weiß!«, sage ich aufgeregt. »Hör zu, es gibt bestimmt eine Erklärung dafür. Da muss ich wohl was falsch verstanden haben. Ich ruf sie gleich mal an.« Ich drücke die Kurzwahl für Lotties Nummer und wende mich ab.
»Fliss?« An dieser einen Silbe höre ich schon, wie überdreht sie ist.
»Glückwunsch!« Ich gebe mir Mühe, so begeistert zu klingen wie sie. »Ihr … ihr habt gewonnen?«
»Ist das nicht irre ?«, sprudelt es aus ihr hervor. »Du hättest dabei sein sollen, Fliss! Wir sind in Rollen geschlüpft! Wir
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