Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
etwas lebensmüde.
»Morgen«, sage ich. »Hast du gut geschlafen?«
»Fürchterlich.« Er verzieht das Gesicht und schenkt sich Kaffee ein, dann wirft er einen Blick auf mein Handy. »Und? Haben sie es inzwischen getan?«
»Gott im Himmel!« Ich lasse einen Teil meiner Wut an ihm aus. »Du bist doch besessen!«
»Du musst dich gerade melden«, murmelt Lorcan.
»Warum fragt ihr dauernd, ob sie es schon getan haben?«, fragt Noah neugierig.
»Und du? Bist du nicht auch besessen davon?«, kontert Richard.
»Nein, ich bin nicht besessen davon. Und – nein, sie haben es noch nicht getan.« Ich erlöse ihn aus seinem Elend.
» Was getan?«, fragt Noah.
»Die Wurst ins Brötchen gesteckt«, sagt Lorcan und leert seine Tasse.
»Lorcan!«, fahre ich ihn an. »Sag so was nicht!«
Noah platzt fast vor Lachen. »Die Wurst ins Brötchen gesteckt!«, kräht er. »Die Wurst ins Brötchen gesteckt.«
Super. Ich starre Lorcan finster an, und er starrt unbeeindruckt zurück. Und außerdem: Brötchen ? So habe ich den Spruch noch nie gehört.
»Wahrscheinlich findest du das komisch.« Richards Zorn richtet sich auf Lorcan. »Wahrscheinlich ist für dich sowieso alles nur ein Witz.«
»Jetzt mach mal halblang, Sir Lancelot.« Lorcan platzt der Kragen. »Wäre es nicht langsam an der Zeit, sich zurückzuziehen? Gib es doch zu: Am liebsten würdest du doch aufgeben. Keine Frau ist diesen Zirkus wert.«
»Lottie wäre zehnmal so viel ›Zirkus‹ wert, wie du es nennst.« Richard schiebt sein Kinn vor. »Und ich werde nicht aufgeben, wenn ich sie schon in sechs Stunden wiedersehen kann. Ich habe es mir genau ausgerechnet.« Er nimmt eine Scheibe Toast aus dem Ständer. »Sechs Stunden.«
»Entschuldige«, ich nehme seine Hand, »aber du solltest wissen, dass es länger dauern wird. Die beiden sind nicht mehr im Hotel. Sie sind in der Herberge.«
Richard glotzt mich an, reißt entsetzt die Augen auf. »Mist« , sagt er schließlich.
»Ich weiß.«
»Da vögeln sie garantiert.«
»Vielleicht auch nicht«, sage ich, um ihn, aber auch mich selbst zu beruhigen. »Und achtet bitte auf eure Worte. Kleine Ohren hören mit.« Ich deute auf Noah.
»Bestimmt tun die beiden es.« Bedrückt zieht Richard den Kopf ein. »Dieses Haus ist Lotties Märchenland. Es ist ihr Weg ins Glück. Selbstverständlich werden sie …« Er bremst sich gerade noch rechtzeitig. »Die Wurst ins Brot stecken.«
»Brötchen«, korrigiert Lorcan.
» Schluss damit!«, rufe ich verzweifelt.
Während wir alle schweigend dasitzen, kommt eine Kellnerin mit einem Malbuch für Noah an den Tisch, das er begeistert entgegennimmt.
»Da kannst du deine Mama oder deinen Papa malen«, schlägt sie vor und gibt ihm noch eine Schachtel mit Stiften.
»Mein Daddy ist nicht hier«, erklärt Noah höflich und deutet auf Lorcan und Richard. »Von denen ist keiner mein Daddy.«
Toll. Was macht das denn für einen Eindruck?
»Wir sind auf Geschäftsreise«, sage ich und lächle eilig.
»Mein Daddy wohnt in London«, plaudert Noah. »Aber bald zieht er nach Hollywood.«
»Hollywood!«
»Ja. Da wohnt er gleich neben einem Filmstar.«
Mein Magen rebelliert vor Entsetzen. Oh Gott, er macht es schon wieder! Obwohl wir gerade ein ernstes Gespräch darüber hatten. Sobald die Kellnerin gegangen ist, wende ich mich Noah zu, versuche, meine Aufregung zu verbergen.
»Noah, Schätzchen. Weißt du noch, wie wir darüber gesprochen haben, dass man immer die Wahrheit sagen soll?«
»Ja«, sagt er nur.
»Warum hast du dann gesagt, dass Daddy nach Hollywood zieht?« Ich verliere die Fassung, aber das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern. »So was darfst du nicht sagen, Noah! Die Leute glauben dir das!«
»Aber es stimmt doch!«
»Nein, tut es nicht! Daddy zieht nicht nach Hollywood!«
»Doch, tut er wohl. Guck mal, hier ist seine Adresse. Da steht Beverly Hills. Daddy sagt, das ist dasselbe wie Hollywood. Er hat sogar einen Swimmingpool, und ich darf darin schwimmen!« Noah greift in seine Tasche und holt einen Zettel hervor. Fassungslos starre ich ihn an. Es ist Daniels Schrift.
NEUE ADRESSE
Daniel Phipps & Trudy Vanderveer
5406 Aubrey Road
Beverly Hills
CA 90210
Verdutzt zwinkere ich ein paarmal. Beverly Hills? Bitte? Ich meine – Wie bitte?
»Warte mal eben, Noah«, sage ich mit einer Stimme, die nicht nach meiner klingt. Schon wähle ich Daniels Nummer und schiebe meinen Stuhl zurück.
»Fliss«, antwortet er mit seiner entnervenden »Ich mach gerade
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