Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Yoga, und du?«-Stimme.
»Was hat das mit Beverly Hills zu bedeuten?« Meine Worte stolpern übereinander. »Du ziehst nach Beverly Hills?«
»Beruhig dich, Baby«, sagt er.
Baby?
»Wie soll ich mich beruhigen? Stimmt das?«
»Dann hat Noah es dir also erzählt.«
Es trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Er zieht nach LA und hat es mir nicht mal erzählt.
»Es hat mit Trudys Job zu tun«, sagt er. »Du weißt, dass sie in Medienrecht macht? Und da hat sich für sie diese vielversprechende Chance ergeben, und ich besitze ja ohnehin die doppelte Staatsbürgerschaft …«
Er redet und redet, aber seine Worte sind für mich nicht mehr als sinnlose Laute. Aus irgendeinem Grund muss ich an unseren Hochzeitstag denken. Wir hatten eine so coole Hochzeit. Voller Überraschungen und lustiger Finessen wie selbst erfundene Cocktails. Ich war so sehr damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass sich meine Gäste auch gut amüsierten, dass ich vergessen habe, das winzige Detail zu prüfen, ob ich eigentlich den richtigen Mann heiratete.
»… begnadete Immobilienmaklerin, und die kam mit diesem Haus an, das unter unserem Budget liegt …«
»Aber Daniel …« Ich falle ihm mitten ins Wort. »Was ist mit Noah?«
»Noah?« Er klingt überrascht. »Noah kann rüberkommen und uns besuchen.«
»Er ist sieben. Er geht zur Schule.«
»Dann eben in den Ferien.« Daniel klingt unbekümmert. »Das kriegen wir schon irgendwie hin.«
»Wann fliegt ihr?«
»Montag.«
Montag?
Ich schließe die Augen, atme schwer. Ich spüre den unbeschreiblichen Schmerz, den er Noah zufügt. Es ist ein körperlicher Schmerz, bei dem ich mich zusammenkrümmen möchte. Daniel zieht nach L . A ., ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie er eine Beziehung zu seinem einzigen Kind, unserem Sohn, aufrechterhalten will. Unserem süßen, zauberhaften, fantasiebegabten Sohn. Urplötzlich ist er fünftausend Meilen weit weg.
»Na, gut.« Ich versuche, mich zu sammeln. Es hat keinen Zweck, noch was zu sagen. »Daniel, ich muss los. Wir sprechen uns noch.«
Ich lege auf und drehe mich um, weil ich mich wieder zu den anderen gesellen will. Aber etwas Merkwürdiges geschieht mit mir. Ein fremdes, beklemmendes Gefühl kommt auf. Und plötzlich entfährt meinen Lippen ein seltsamer Laut. Eine Art Winseln, wie von einem Hund.
»Fliss?« Lorcan ist von seinem Platz aufgestanden. »Alles okay?«
»Mami?« Noah betrachtet mich besorgt.
Die beiden Männer sehen sich kurz an, und Richard nickt.
»Hey, Kleiner«, sagt Richard zu Noah, als wäre nichts los. »Komm, wir gehen uns Kaugummi kaufen für den Flug.«
»Kaugummi!«, quiekt Noah ekstatisch und folgt ihm.
Ich gebe noch so ein unfreiwilliges Winseln von mir, und Lorcan nimmt mich bei den Ellbogen.
»Fliss … weinst du?«
»Nein!«, sage ich sofort. »Tagsüber weine ich nie. Das habe ich mir zur Regel gemacht. Ich weine nie-hiiiiiiii …« Das Wort geht in das nächste seltsam hohe Winseln über. Da ist etwas Nasses auf meiner Wange. Ist das eine Träne?
»Was hat Daniel gesagt?«, fragt Lorcan sanft.
»Er zieht nach L . A . Er verlässt uns …« Ich merke, dass die Leute an den anderen Tischen herübersehen. »Oh Gott.« Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen. »Ich kann nicht … ich muss aufhören …«
Da gebe ich ein viertes Winseln von mir, was eher nach einem Schluchzen klingt. Es fühlt sich an, als würde sich etwas in mir auftürmen, etwas Unaufhaltsames und Gewalttätiges und Lautes. So habe ich mich das letzte Mal gefühlt, als mein Kind zur Welt kam.
»Lass uns irgendwohin gehen, wo wir allein sind«, sagt Lorcan prompt. »Du brichst mir ja gleich zusammen.«
»Ich hab schon ausgecheckt«, keuche ich. »Es müsste Räume geben, in denen man sich ausweinen kann. Wie Raucherräume.«
»Ich hab’s!« Lorcan packt meinen Arm und führt mich zwischen den Tischen hindurch zum Swimmingpool-Bereich. »Dampfbad.« Er wartet nicht auf Antwort, sondern öffnet die Glastür und schiebt mich hinein.
Die Luft ist so dick, dass ich mich hinsetzen muss. Alles ist voller Wasserdampf, der weich und würzig duftet.
»Hier kannst du dich gehen lassen«, sagt Lorcan durch den Dunst. »Keiner sieht dich. Keiner hört dich, Fliss. Jetzt kannst du weinen.«
»Geht nicht.« Ich schlucke fest. Alles in mir bäumt sich auf. Hin und wieder entfährt mir ein Winseln, aber ich kann mich unmöglich geschlagen geben.
»Dann erzähl es mir. Daniel zieht nach L . A . …«,
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