Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
blicke traurig aufs Meer hinaus.
Ich bin so enttäuscht, dass ich heulen könnte. Das ist absolut nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Offen gesagt, muss ich zugeben, dass ich mir überhaupt keine anderen Menschen am Strand vorgestellt hatte. Ich dachte, wir hätten ihn für uns allein. Wir würden über den einsamen Strand rennen und in die perlende Brandung springen und in der perfekten Umarmung landen, zum Klang von Geigen. Das war vielleicht ein wenig unrealistisch. Aber das hier ist das andere Extrem.
»Und was wollen wir jetzt machen?«, frage ich schließlich.
»Wir können es trotzdem genießen.« Ben zieht mich an sich und gibt mir einen Kuss. »Jedenfalls tut es gut, wieder hier zu sein, oder? Ist immer noch derselbe Sand. Immer noch dasselbe Meer.«
»Ja.« Dankbar versinke ich in seinem Kuss.
»Immer noch dieselbe Lottie. Dieselben knackigen Shorts.« Seine Hände umfassen meinen Po, und ich spüre den Drang, zumindest einen Teil meiner Fantasie wahr zu machen. »Weißt du noch?« Ich gebe ihm meine Tasche, damit er sie festhält. Ich hole tief Luft, mache mich bereit, dann hüpfe ich kurz und nehme Anlauf, um ein Rad zu schlagen, dem eine ganze Reihe weiterer Räder folgen sollen, den ganzen Strand hinunter.
Oha. Umpf.
Aua. Scheiße. Mein Kopf .
Ich weiß nicht, was passiert ist, nur dass die Arme unter meinem Gewicht nachgegeben haben und um mich herum ein paar Schreckensschreie laut wurden und ich auf dem Kopf gelandet bin. Jetzt liege ich ungelenk da, alle viere von mir, und keuche vor Schreck.
In meinen Armen pocht der Schmerz, und in meinem Kopf pulsiert die Scham. Ich kann kein Rad mehr schlagen? Wann ist das denn passiert?
»Süße.« Ben kommt heran, wirkt verlegen. »Tu dir nicht weh.« Sein Blick geht zu meinen Shorts. »Kleines Missgeschick, was?«
Ich folge seinem Blick und erblasse vor Scham. Meine hübschen Batik-Shorts sind geplatzt. Ich habe sie zerrissen, und zwar an der denkbar ungünstigsten Stelle. Ich möchte sterben.
Ben hilft mir auf die Beine, und als ich meinen Arm reibe, zucke ich vor Schmerz zusammen. Ich muss ihn mir irgendwie verdreht haben.
»Alles in Ordnung?«, fragt ein Mädchen in abgeschnittenen Jeans und Bikini-Top. Sie kann nicht älter als fünfzehn sein. »Man muss etwas mehr Schwung nehmen. So ungefähr.« Elfenhaft holt sie aus und schlägt ein perfektes Rad, gefolgt von einem Rückwärtssalto. Biest.
»Danke«, knurre ich. »Ich werd’s mir merken.« Ich nehme meine Tasche von Ben zurück, und wir schweigen betreten. »Also … was machen wir jetzt?«, sage ich schließlich. »Rüber zum kleinen Strand?«
»Ich brauch erst mal Kaffee«, sagt Ben kurz und bündig. »Und ich will mir die Herberge ansehen. Du nicht?«
»Doch, natürlich!« Endlich flackert ein Funke Hoffnung in mir auf. Nur weil sich unser Strand so sehr verändert hat, muss sich die Herberge ja nicht verändert haben. »Aber du gehst vor«, füge ich hinzu.
Mit geplatzten Shorts steige ich bestimmt nicht direkt vor seiner Nase die Treppe rauf.
Ich weiß nicht, ob es am Radschlag-Fiasko liegt oder ob mich mein Herzmonitor im Fitness-Center belügt, aber ich bin nicht so fit, wie ich dachte. Und hundertdreizehn Stufen sind ganz schön viele Stufen. Ich merke, dass ich mich am Geländer festhalte und daran hochziehe, und ich bin froh, dass Ben mich nicht sehen kann. Ich bin ganz heiß im Gesicht, und mein Haargummi hat sich gelöst, und ich schnaufe auf zutiefst unerotische Art und Weise. Die Sonne brennt auf uns herab, und ich vermeide es, nach oben zu sehen, doch als wir fast angekommen sind, blicke ich auf und blinzle überrascht. Oben auf dem Kliff steht eine menschliche Silhouette. Eine Frau.
»Hallo, ihr da!«, ruft sie mit englischem Akzent herunter. »Seid ihr Gäste?«
Als ich höher komme, merke ich, dass sie atemberaubend aussieht. Mit kolossaler Oberweite. Mir fallen nur Klischees ein: Ihre Brüste sehen aus wie zwei braune Monde, die sich gegen ihr enges weißes Trägertop stemmen. Nein, zwei süße braune Welpen. Selbst ich bin so fasziniert, dass ich sie am liebsten berühren möchte. Sie beugt sich vor, um uns zu begrüßen, während wir aufwärtsstolpern, und ich kann direkt in die unendlichen Tiefen ihres Dekolletés blicken.
Was bedeutet, dass auch Ben es kann.
»Gut gemacht!«, lacht sie, als wir endlich oben sind. Ich keuche so schwer, dass ich kaum sprechen kann. Ben aber auch nicht, allerdings sieht er aus, als wollte er etwas zu mir sagen – oder
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