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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Kerzen? Ich hab sie wohl brennen lassen. Außer mir hatte niemand Duftkerzen. Das Feuer war meine Schuld!«
    Ich bin so entgeistert, dass mir die Tränen kommen. Mein triumphaler Augenblick ist zu Staub zerfallen. Ich war gar nicht die Heldin der Stunde. Ich war die dumme, gedankenlose Übeltäterin.
    Ich warte darauf, dass Ben mich in die Arme nimmt, oder entsetzt aufschreit oder mir Fragen dazu stellt oder irgendwas . Aber er wirkt eher desinteressiert.
    »Na, es ist lange her«, sagt er schließlich. »Das macht jetzt auch nichts mehr.«
    »Was soll das heißen: Das macht jetzt auch nichts mehr?« Fassungslos starre ich ihn an. » Selbstverständlich macht es was! Ich habe allen den Sommer verdorben! Ich habe diese Herberge ruiniert! Das ist doch fürchterlich!«
    Mir ist ganz schlecht vor Scham. Und mehr als das – mir ist, als hätte ich mich die ganze Zeit getäuscht, total getäuscht. All die Jahre. Ich habe die falsche Erinnerung gepflegt. Ja, ich habe in dieser Nacht etwas verändert – aber nicht zum Besseren. Ich hätte jemanden umbringen können. Ich hätte viele umbringen können. Ich bin nicht der Mensch, für den ich mich gehalten habe. Ich bin nicht der Mensch, für den ich mich gehalten habe.
    Mir entfährt ein kleiner Schluchzer. Es kommt mir vor, als wäre alles zerbrochen.
    »Sollte ich ihnen alles sagen? Sollte ich es gestehen?«
    »Um Himmels willen, Lottie!«, sagt Ben ungeduldig. »Selbstverständlich nicht. Es ist fünfzehn Jahre her. Niemand wurde verletzt. Kein Mensch interessiert sich mehr dafür.«
    »Ich schon!«, rufe ich entrüstet.
    »Du solltest endlich damit aufhören. Ständig redest du von diesem gottverdammten Feuer …«
    »Nein, tu ich nicht!«
    »Tust du wohl.«
    Irgendwas in mir zerreißt.
    »Na, und du redest ständig vom Segeln!«, rufe ich pikiert. »Das ist ja ganz was Neues.«
    Erschrocken und verunsichert funkeln wir uns an. Es ist, als musterten wir uns für ein Spiel, dessen Regeln wir nicht kennen. Schließlich schießt Ben die nächste Salve ab.
    »Wie soll ich dir denn noch ein Wort glauben?«
    »Bitte?« Schockiert weiche ich zurück.
    »Du hast mich nicht gepflegt, als ich diesen Virus hatte, mich aber in dem Glauben gelassen.« Sein Blick bleibt unerbittlich. »Wie kann man so was nur tun?«
    »Ich war … durcheinander.« Ich schlucke. »Es tut mir leid, okay?«
    Ben zuckt mit keiner Wimper. Scheinheiliger Idiot.
    »Na gut, okay.« Ich starte den Gegenangriff. »Da wir gerade bei der Wahrheit sind, würde mich mal interessieren, wie du durch die Karibik segeln willst, wenn wir doch eigentlich nach Frankreich ziehen?«
    »Wir ziehen vielleicht nach Frankreich«, entgegnet er ungeduldig. »Vielleicht auch nicht. Wir haben doch nur rumgesponnen. Meine Güte noch mal!«
    »Wir haben nicht nur ›rumgesponnen‹!« Entsetzt starre ich ihn an. »Wir haben Pläne geschmiedet! Ich habe mein ganzes Leben darauf ausgerichtet!«
    »Alles okay?« Sarah kommt wieder auf die Veranda heraus, und augenblicklich setzt Ben sein charmantes, schiefes Lächeln auf.
    »Wunderbar!«, sagt er, als sei nichts gewesen. »Wir genießen die Aussicht.«
    »Noch Kaffee? Oder Scotch?«
    Ich kriege kein Wort heraus. Ich erkenne die grausame Wahrheit: Ich habe mein ganzes Leben auf diesen Typen eingestellt, der hier vor mir sitzt. Diesen Typen mit seinem charmanten Lächeln und der entspannten Art, der mir plötzlich fremd und irgendwie falsch vorkommt. Und nicht nur kenne ich ihn nicht, ich verstehe ihn auch nicht, und ich fürchte, ich mag ihn nicht mal besonders.
    Ich mag meinen Ehemann nicht.
    Es ist wie Glockenläuten in meinem Kopf. Ein Totengeläut. Ich habe einen monumentalen Fehler begangen.
    Instinktiv sehne ich mich verzweifelt nach Fliss, weiß aber gleichzeitig, dass ich das vor ihr nie, niemals zugeben darf. Ich muss mit Ben verheiratet bleiben und bis ans Ende meiner Tage so tun, als sei alles okay. Alles andere wäre zu peinlich. Okay. Das ist also mein Schicksal. Ich bleibe erstaunlich ruhig. Ich habe den falschen Mann geheiratet und muss eben mit diesem Elend leben, bis zu meinem Tod. Anders geht es nicht.
    »… perfekt für die Flitterwochen«, sagt Sarah gerade und setzt sich. »Habt ihr es da gut?«
    »Oh, ja«, sagt Ben sarkastisch. »Super. Ganz toll.« Er wirft mir einen feindseligen Blick zu, und mir stellen sich die Nackenhaare auf.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Na, von den ›Freuden der Flitterwochen‹ haben wir ja noch nicht viel gehabt,

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