Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
oder?«
»Dafür kann ich nichts!«
»Wer hat mich denn heute Morgen zurückgewiesen?«
»Ich wollte auf den Strand warten! Wir wollten es doch am Strand tun!«
Ich sehe, dass es Sarah unangenehm ist, aber ich kann mich nicht beherrschen. Mir ist, als würde ich überkochen.
»Irgendeine Ausrede findet sich immer«, knurrt Ben.
»Das war keine Ausrede!«, schreie ich, außer mir vor Wut. »Meinst du denn, ich will nicht auch … du weißt schon?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll!«, bellt Ben. »Fakt ist, wir haben es nicht getan, und es schien dir nicht viel auszumachen! Da liegt der Gedanke ja wohl nah!«
»Es macht mir sehr wohl was aus!«, schreie ich zurück. »Natürlich tut es das!«
»Moment«, sagt Sarah und blickt verunsichert von Ben zu mir. »Ihr zwei habt noch gar nicht …«
»Es gab keine Gelegenheit«, sagt Ben verkniffen.
»Puh.« Sarah kann es offenbar nicht fassen. »Das ist … ungewöhnlich in den Flitterwochen.«
»Es gab Probleme mit unserem Zimmer«, erkläre ich knapp, »und Ben hat sich betrunken, und wir wurden von Butlern verfolgt, und ich hatte eine allergische Reaktion und alles in allem …«
»War es ein Albtraum.«
»Ein Albtraum.«
Beide sitzen wir düster da, alle Energie ist verpufft.
»Na ja«, sagt Sarah zwinkernd. »Wir haben oben freie Zimmer. Frisch bezogene Betten. Sogar Kondome.«
»Ernstlich?« Ben hebt den Kopf. »Oben gibt es ein Bett? Ein freies Doppelbett, das wir benutzen können? Du hast ja keine Ahnung , was uns das bedeutet!«
»Ihr habt die freie Wahl. Wir sind nur halb belegt.«
»Das ist ja wunderbar! Einfach wunderbar!« Bens Lebensgeister sind wieder erwacht. »Wir können es hier in der Herberge tun! In der wir uns zum ersten Mal begegnet sind! Folgen Sie mir, Mrs Parr, lassen Sie sich von mir schänden!«
»Ich werde auch nicht lauschen«, witzelt Sarah.
»Du kannst ja mitmachen, wenn du willst!«, sagt Ben, und dann eilig an mich gewandt: »Scherz. Scherz .«
Er reicht mir die Hände, und sein Lächeln ist so gewinnend wie immer. Doch sein Zauber wirkt nicht mehr. Der Funke ist verglüht.
Es folgt ein Schweigen, das eine halbe Ewigkeit anzuhalten scheint. In meinem Kopf tobt ein Wirbelsturm. Was will ich? Was will ich?
»Ich weiß nicht«, sage ich nach langer Pause und höre, wie Ben scharf einatmet.
»Du weißt nicht?« Er klingt, als wäre er am Ende. »Du weißt es nicht?«
»Ich … ich geh mal ein Stück spazieren.« Abrupt schiebe ich meinen Stuhl zurück und entferne mich, bevor er noch etwas sagen kann.
Ich laufe hinten um die Herberge herum und durch das Gestrüpp den Hügel hinauf. Ich kann das Hostel sehen – ein Klotz aus Glas und Beton an der Stelle, wo die Jungs früher Fußball gespielt haben. Ich laufe daran vorbei und immer weiter den Hügel hinunter, bis ich den Bau nicht mehr sehen kann. Ich bin auf einer kleinen Lichtung, umgeben von Olivenbäumen, mit einer verfallenen Hütte, an die ich mich von damals dunkel erinnern kann. Auch hier ist alles voller Müll – leere Dosen und Chipstüten und die Reste von einem Fladenbrot. Ich starre das Zeug an und kriege einen richtigen Hass auf die Leute, die es liegen gelassen haben. Spontan renne ich hin und her und sammle in einem Anfall von Tatendrang alles ein. Es gibt hier keinen Mülleimer, also lege ich das Zeug einfach neben einen Felsen. Mein Leben mag in Schutt und Asche liegen, aber wenigstens kann ich ein Fleckchen Erde sauber halten.
Als ich fertig bin, setze ich mich auf den Felsen und starre vor mich hin, fliehe vor meinen Gedanken. Sie sind viel zu beklemmend. Die Sonne brennt mir auf den Kopf, und in der Ferne höre ich Ziegen meckern. Es weckt Erinnerungen und lässt mich lächeln. Manches hat sich wohl doch nicht verändert.
Nach einer Weile höre ich ein Schnaufen und drehe mich um. Eine blonde Frau im rosaroten Sommerkleid erklimmt den Hang. Sie sieht mich auf dem Felsen sitzen, lächelt und steuert dankbar darauf zu.
»Hi«, sagt sie. »Darf ich …?«
»Nur zu.«
»Heiß.« Sie wischt sich über die Stirn.
»Sehr.«
»Sind Sie hier, um sich die Ruinen anzusehen?«
»Nein«, sage ich zögernd. »Ich sitz hier nur so rum. Ich bin in den Flitterwochen«, füge ich hinzu, als müsste ich mich rechtfertigen.
Ich erinnere mich vage daran, dass damals die Rede von den Ruinen war. Wir wollten alle hingehen, um sie anzusehen, aber am Ende hat sich keiner von uns die Mühe gemacht.
»Wir sind auch in den Flitterwochen.« Sie
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