Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
zusammen. Ich wüsste nicht, wie ich dich an irgendetwas hindern könnte.«
»Wow.« Er kann es offenbar nicht fassen. »Lottie, du bist erstaunlich. Du bist die großzügigste … toleranteste … du bist unglaublich .«
»Wenn du meinst.« Ich zucke mit den Schultern.
Eine Weile schweige ich. Ich mag mich vor Ben zusammenreißen können, aber innerlich bin ich doch angeschlagen. Am liebsten möchte ich mich an irgendeiner Schulter ausweinen. Alles, was ich für gegeben hielt, steht kopf. Meine Ehe ist gescheitert. Ich habe das Feuer selbst gelegt. Versagen – auf ganzer Linie.
Ich sitze da und bin vor lauter Anspannung total verkrampft. Mein Gehirn ist eine wirre, wirbelnde Wolke, durch die vereinzelt schmale Sonnenstrahlen dringen. Als wollten sie mich vorsichtig in die richtige Richtung schieben. Das Problem ist nur …
Das Problem ist folgendes: Ben ist wirklich zum Anbeißen. Und gut im Bett. Und ich bin total spitz. Und vielleicht würde es mir helfen, vorübergehend zu vergessen, dass ich um ein Haar zwanzig unschuldige Studenten umgebracht hätte.
Auch Ben schweigt, blickt über den verdorrten Olivenhain hinweg und wendet sich mir plötzlich zu, mit einem Glitzern in den Augen.
»Ich hatte gerade eine Idee«, sagt er.
»Ich auch«, sage ich.
»Erste und letzte Nummer? Um der alten Zeiten willen?«
»Genau das dachte ich auch. Aber nicht hier.« Ich rümpfe die Nase. »Die Matratzen waren immer eklig.«
»Dann drüben im Hotel?«
»Klingt gut.« Ich nicke und spüre ein Kribbeln der Erregung, ein kleiner Trost in diesem ganzen Elend. Wir haben es uns verdient. Wir brauchen es. Erstens wird es ein krönender Abschluss sein, zweitens wird es mich von meinem Liebeskummer ablenken, und drittens will ich es schon seit drei Wochen, und ich werde noch verrückt, wenn wir es nicht tun. Hätten wir uns wund gevögelt, als wir uns wieder über den Weg gelaufen sind, wäre nichts von alldem passiert. Das will mir eine Lehre sein.
»Ich geh nur eben rein und verabschiede mich von Sarah.« Ben macht sich auf den Weg ins Haus.
Sobald er weg ist, zücke ich mein Telefon. Als ich Ben eben zugehört habe, überkam mich so ein merkwürdiges Gefühl, wie eine Vorahnung. Es war, als könnte ich spüren, dass Richard gerade an mich dachte, irgendwo auf dieser Welt. Es war so intensiv, dass ich fast schon damit rechne, Richards Namen auf meinem Display zu finden. Meine Finger zittern, als ich die Tasten drücke, und mein Herz rast vor keimender Hoffnung.
Natürlich ist da nichts. Kein Anruf, keine Nachricht, rein gar nichts, auch nicht nachdem ich zweimal alles durchgescrollt habe. Ich bin verrückt. Warum sollte da was sein? Richard ist in San Francisco und voll und ganz mit seinem neuen Leben beschäftigt. Er fehlt mir, aber ich fehle ihm nicht.
Meine Stimmung legt eine solche Bruchlandung hin, dass mir gleich wieder die Tränen kommen. Warum denke ich an Richard? Er ist weg. Weg . Er wird mir keine Nachricht schicken. Er wird mich nicht anrufen. Ganz zu schweigen davon, dass er einmal um den Globus fliegen würde, um mir seine ewige Liebe zu gestehen und zu sagen, dass er mich schließlich doch heiraten will (meine insgeheime, alberne Wird-nie-passieren-Fantasie).
Trübsinnig scrolle ich durch meine anderen Nachrichten und merke, dass ich haufenweise SMS von Fliss bekommen habe. Ich krümme mich schon, wenn ich nur ihren Namen lese. Sie hat mich vor dieser Ehe gewarnt. Sie hatte recht. Warum hat sie eigentlich immer recht? Die Vorstellung, ihr die Wahrheit sagen zu müssen, ist zu quälend. Zu erniedrigend. Ich kann das nicht … jedenfalls noch nicht.
Ich fange eine SMS an und merke, dass ein verzweifelter, kindlicher Trotz in mir hochkocht, der Drang, ihr zu zeigen, dass sie sich getäuscht hat.
Hi Fliss. Alles super hier. Du glaubst es nicht: Ben verkauft seine Firma an Juri Zhernakoff, und wir besuchen ihn auf seiner Jacht!!
Es ist der blanke Hohn. Friede, Freude, Eierkuchen. Alles Lüge. Meine Finger fügen eine weitere Lüge hinzu:
Ich bin so froh, dass ich Ben geheiratet habe.
Eine Träne tropft auf mein BlackBerry, aber ich ignoriere sie und schreibe weiter.
Wir sind so glücklich zusammen. Einfach perfekt.
Immer mehr Tränen tropfen herab. Grob wische ich an meinen Augen herum. Dann fangen meine Finger wieder an zu tippen, und diesmal kann ich gar nicht aufhören:
Stell dir die beste Ehe der Welt vor. Meine ist besser. Wir harmonieren einfach miteinander, sind voller Pläne. Verglichen
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