Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
mit Richard ist Ben ein Traum von einem Mann. Ich habe noch kein einziges Mal an Richard gedacht …
23
Fliss
In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht so zurechtgestutzt gefühlt. Endlich ist mir ein Licht aufgegangen. Ich sehe es ein. Ich sehe, dass ich mich falsch verhalten habe. Hundertprozentig, total, zutiefst, absolut falsch . Wie konnte mich mein Instinkt so täuschen? Wie konnte ich so dumm sein?
Ich fühle mich nicht nur zurechtgestutzt: Ich bin fix und fertig. Am Boden zerstört. Ich stehe auf dem Flughafen von Sofia und lese Lotties Nachricht, während mir ein kalter Schauer über den Rücken läuft, wenn ich bedenke, was ich ihr in den letzten paar Tagen zugemutet habe. Ihre Flitterwochen sind die Hölle – und doch scheint es Ben und sie näher zusammenzubringen als je zuvor.
Bei dieser ganzen Farce ging es um Daniel und mich. Darum, was ich für richtig hielt. Ich habe die Welt durch eine schwarze Brille betrachtet, und Lottie war das unschuldige Opfer. Das einzig Gute ist, dass sie nicht weiß, was ich getan habe, und sie es auch nie erfahren wird. Gott sei Dank.
Ich wende mich wieder Lotties Nachricht zu, ignoriere den Aufruf für die Maschine nach Ikonos. Ich fliege nicht nach Ikonos. Ich werde mich von den Flitterwochen meiner Schwester weiträumig fernhalten. Ich habe schon genug Schaden angerichtet. Ich buche für Noah und mich einen hübschen, gemütlichen Flug zurück nach London. Diese ganze alberne Angelegenheit ist endgültig abgesagt.
Stell dir die beste Ehe der Welt vor. Meine ist besser. Wir harmonieren einfach miteinander, sind voller Pläne. Verglichen mit Richard ist Ben ein Traum von einem Mann. Ich habe noch kein einziges Mal an Richard gedacht, und ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich eigentlich an ihm mochte. Ben hat so wundervolle Pläne für die Zukunft! Er will mit Juri Zhernakoff an gemeinsamen Projekten arbeiten!! Wir wollen reisen und durch die Karibik segeln und dann einen Bauernhof in Frankreich kaufen!! Ben möchte, dass unsere Kinder zweisprachig aufwachsen!!!
Beim Lesen sticht mich der blanke Neid. Dieser Ben klingt wie Superman. Lorcans Meinung über ihn scheint mir geradezu absurd.
Nicht so schön war es leider in der Herberge. Anscheinend war ich damals schuld an dem Feuer. Es lag an meinen Duftkerzen. Das war ein echter Schock. Aber ansonsten sind die Flitterwochen traumhaft. Ich Glückliche!!!!
Schockiert starre ich mein Handy an. Sie ist schuld an diesem Feuer? Diesem Feuer, das ihr Leben verändert hat? Unwillkürlich entfährt mir ein Laut des Entsetzens, und abrupt blickt Richard auf.
»Was?«
»Nichts«, sage ich automatisch. Ich kann ihm ja schließlich nicht Lotties vertrauliche SMS vorlesen. Oder?
Ach, scheiß drauf. Ich muss es jemandem erzählen, der die Zusammenhänge versteht.
»Lottie war selbst schuld an dem Feuer«, sage ich knapp. Zum Glück versteht er sofort, ganz wie ich es mir gedacht habe.
»Das ist nicht dein Ernst.« Ihm fällt die Kinnlade runter.
»Ich weiß.«
»Das ist echt ein Ding. Geht es ihr gut?«
»Sagt sie zumindest.« Ich deute auf das Telefon, aber er schüttelt entschieden den Kopf.
»Sie wird sich nichts anmerken lassen. Bestimmt ist sie aber völlig von der Rolle.« Seine Miene wandelt sich zu fürsorglichem Zorn. »Ist sich dieser Ben darüber im Klaren? Passt er auf sie auf?«
»Ich glaube schon.« Unbeholfen zucke ich mit den Schultern. »Er macht sich ganz gut so weit.«
»Darf ich die SMS mal sehen?«
Ich stutze nur ganz kurz. Wir sind in diesem Abenteuer schon viel zu weit fortgeschritten, um sich jetzt zu zieren.
Er liest die Nachricht schweigend, aber ich sehe ihm an, wie nah sie ihm geht. Ich sehe, dass er sie noch mal liest, und dann ein drittes Mal. Schließlich blickt er auf.
»Sie liebt ihn«, sagt er, und es liegt etwas Brutales in der Art, wie er es sagt, als wollte er sich selbst bestrafen. »Das stimmt, oder? Sie liebt diesen Mann, und ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Ich bin ein solcher Idiot !«
»Richard …«
»Ich hatte diesen albernen Traum, dass ich dort ankomme, ihr sage, was ich für sie empfinde, sie in die Arme nehme und sie mit mir durchbrennt …« Er schüttelt den Kopf, als täte ihm der bloße Gedanke daran weh. »Auf welchem Planeten lebe ich eigentlich? Das muss ein Ende haben. Sofort.«
Ich kann es kaum ertragen zuzusehen, wie er aufgibt, obwohl ich genau dasselbe tue.
»Aber was ist damit, dass du ihr sagen wolltest, was du für sie
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