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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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tippe sie schnell in mein BlackBerry: Wellness in Ewiger Nacht ? Dann blicke ich auf. »Alles okay?«
    »Der Grüffelo ist da. Er sieht stinksauer aus.« Sie schluckt. »Vielleicht sollte ich lieber verschwinden.«
    »Grüffelo« ist der Branchen-Spitzname für Gunter Bachmeier. Er besitzt eine Kette von zehn Luxushotels, lebt in der Schweiz und trägt Übergröße. Ich wusste, dass man ihn für heute Abend eingeladen hatte, aber ich war davon ausgegangen, dass er nicht kommen würde. Nicht nach unserer Kritik seines neuen Hotels in Dubai, dem Palm Stellar.
    »Es wird schon gut gehen. Keine Sorge.«
    »Erzähl ihm nicht, dass ich es war.« Celias Stimme bebt.
    »Celia.« Ich nehme sie bei den Schultern. »Du stehst doch zu deiner Kritik, oder?«
    »Ja.«
    »Na also.« Ich versuche, ihr den Rücken zu stärken, aber sie hat schreckliche Angst. Es ist doch erstaunlich, dass jemand, der so vernichtende, geistreiche Prosa schreibt, gleichzeitig so sanft und sensibel sein kann.
    Hm. Ist das nicht vielleicht ein Thema?
    Ich notiere: Lernen Sie unsere Kritiker persönlich kennen?? Profile??
    Dann lösche ich es wieder. Die Leser wollen unsere Kritiker nicht kennenlernen. Sie wollen nicht wissen, dass » CBD « in Hackney wohnt und nebenher eine angesehene Lyrikerin ist. Sie wollen nur wissen, dass sie für den nicht unerheblichen Teil ihrer Barschaft alles an Sonnenschein/Schnee, weißem Strand/Bergen, Einsamkeit/schönen Menschen, Luxus-Bettwäsche/Hängematten, Haute Cuisine/teuren Club-Sandwiches bekommen, was sie für einen Fünf-Sterne-Urlaub brauchen.
    »Kein Mensch weiß, wer › CBD ‹ ist. Dir kann nichts passieren.« Ich tätschle ihren Arm. »Ich muss mich beeilen.« Schon hetze ich wieder den Flur entlang. Ich betrete das Atrium und sehe mich um. Es ist eine große, luftige Halle – der einzige eindrucksvolle Raum bei Pincher International –, und jedes Jahr schlagen unsere räumlich arg eingeschränkten Redaktionsassistenten vor, das Atrium in Büros umzuwandeln. Aber bei der Feier zur Preisverleihung hat es seinen großen Auftritt. Ich sehe mir die Halle an, hake im Stillen einzelne Punkte ab. Gigantischer Zuckerguss-Kuchen in Form eines Zeitschriftencovers, den niemand anrühren wird: ist da. Kellner, die Gläser verteilen: sind da. Tisch mit Pokalen: ist da. Ian von der IT -Abteilung kauert vor dem Podium und fummelt am Teleprompter herum.
    »Alles okay?« Eilig laufe ich hinüber.
    »Super.« Er springt auf. »Ich hab die Rede reingeladen. Möchten Sie einen Soundcheck?«
    Ich erklimme die Bühne, stelle das Mikrofon an und konzentriere mich auf das Display.
    »Guten Abend!« Ich spreche lauter. »Ich bin Felicity Graveney, Chefredakteurin der Pincher Travel Review , und ich heiße Sie willkommen zu unserer dreiundzwanzigsten jährlichen Preisverleihung. Und was war das für ein Jahr!«
    An Ians höhnischem Blick sehe ich, dass ich etwas enthusiastischer klingen sollte.
    »Schnauze«, sage ich, und er grinst. »Ich habe achtzehn Preise zu vergeben …«
    Was viel zu viele sind. Jedes Jahr gibt es dieselbe endlose Auseinandersetzung darum, von welchen Preisen wir uns trennen sollten, aber dann trennen wir uns von keinem.
    »Blabla … okay, gut.« Ich stelle das Mikro aus. »Bis später.«
    Als ich den Flur entlanghaste, sehe ich Gavin, unseren Verleger, am anderen Ende. Er begleitet eine unverkennbare Wampe in den Fahrstuhl. Ich sehe, wie sich der Grüffelo umdreht und mir einen ultrabösen Blick zuwirft. Während sich die Türen schließen, hält er vier stummelige Finger hoch.
    Ich weiß, was das bedeutet, aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Sein neues Hotel hat von uns vier Sterne bekommen statt fünf. Dann hätte er eben ein besseres Hotel bauen sollen. Vielleicht hätte er auf dem Betonsockel seines »preisgekrönten, künstlich angelegten Strandes« etwas mehr Sand verteilen und nicht ganz so überhebliches Personal einstellen sollen.
    Ich gehe in die Damentoilette, sehe in den Spiegel und schrecke zurück. Manchmal bin ich ehrlich schockiert, wenn ich mich betrachte. Sehe ich Angelina Jolie denn wirklich so unähnlich? Seit wann habe ich diese Schatten unter den Augen? Plötzlich finde ich alles an mir zu dunkel. Meine Haare, meine Augenbrauen, meine gelbliche Haut. Ich sollte mir was bleichen lassen. Oder vielleicht gleich alles – alles auf einmal. Bestimmt gibt es irgendwo eine Schönheitsfarm mit einer Ganzkörperbleichwanne. Einmal kurz untertauchen – Mund auf für die

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