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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Steve deutet mit dem Pointer auf den Bildschirm, dann hält er inne. »Bevor ich fortfahre, wäre es sinnvoll zu wissen, was Sie genau studieren.« Er sieht sich um. »Selbstverständlich dürften einige Biochemiker unter Ihnen sein …«
    »Es ist doch egal, was sie studieren!« Deborah fällt ihm ins Wort, bevor jemand antworten kann. Zu meiner Überraschung ist sie von ihrem Platz aufgesprungen und steuert auf die Bühne zu. »Ist es nicht ganz egal, was sie studieren?«
    Sie steht unter Spannung, wie eine Geigensaite. Was ist hier los?
    »Nur zu meiner Orientierung«, erklärt Steve. »Wenn alle Biochemiker mal kurz die Hand heben würden …«
    »Aber Sie nehmen doch Studenten aller Fachrichtungen.« Wieder fällt sie ihm ins Wort. »So steht es in Ihren Unterlagen. Also ist es doch egal, oder?«
    Sie wirkt panisch. Ich bin mir sicher, dass hier irgendwas nicht stimmt.
    »Überhaupt irgendwelche Biochemiker?« Verwundert sieht sich Steve unter den schweigenden Studenten um. Normalerweise besteht unser Publikum mindestens zur Hälfte aus Biochemikern.
    Deborah ist kreidebleich. »Könnte ich Sie kurz sprechen?«, sagt sie schließlich und winkt uns zum Bühnenrand. »Ich fürchte …« Ihre Stimme bebt. »Mir ist da ein Missgeschick passiert. Ich habe meine Rundmail den falschen Studenten geschickt.«
    Das ist es also. Sie hat die Biochemiker vergessen. Wie blöd muss man sein? Allerdings wirkt sie dermaßen aufgelöst, dass ich beschließe, nett zu sein.
    »Wir sind da ganz offen«, sage ich tröstend. »Wir interessieren uns nicht nur für Biochemiker. Wir nehmen auch Physiker, Biologen, Wirtschaftswissenschaftler … was ist denn der Studienschwerpunkt dieser Gruppe hier?«
    Schweigen. Deborah kaut auf ihrer Unterlippe herum.
    »Beauty«, nuschelt sie schließlich. »Die meisten werden Visagisten oder Maskenbildner. Ein paar sind Tänzer.«
    Visagisten und Tänzer?
    Mir fehlen die Worte. Kein Wunder, dass sie alle so gestylt und durchtrainiert aussehen. Ich betrachte Steve – er ist dermaßen erschüttert, dass ich am liebsten loslachen möchte.
    »Das ist aber schade«, sage ich. »Steve hielt sie für ein schlaues Völkchen. Er wollte schon allen ein wissenschaftliches Stipendium anbieten. Stimmt’s, Steve?«
    Steve mustert mich mit finsterer Miene und wendet sich Deborah zu.
    »Was soll das hier werden? Wieso halten wir einen Vortrag über berufliche Möglichkeiten in der Pharmaforschung vor einem Saal voll Visagisten und Tänzern?«
    »Es tut mir leid!« Deborah sieht aus, als müsste sie gleich weinen. »Als ich gemerkt habe, was passiert ist, war es schon zu spät. Ich habe Anweisung, mehr erstklassige Unternehmen anzulocken, und Sie sind eine so angesehene Firma, dass ich einfach nicht absagen konnte.«
    »Will irgendwer von Ihnen in der Pharmaforschung arbeiten?«
    Niemand hebt die Hand. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ich bin um sechs Uhr aufgestanden, um pünktlich hier zu sein. Nicht dass ich geschlafen hätte, aber trotzdem.
    »Was wollen Sie dann hier?« Steve droht jeden Moment zu explodieren.
    »Wir müssen an zehn Berufsberatungen teilnehmen, um die entsprechenden Scheine zu bekommen«, sagt ein Mädchen mit wippendem Pferdeschwanz.
    »Das kann nicht wahr sein.« Steve nimmt seine Jacke vom Stuhl. »Für so was habe ich keine Zeit.« Als er wütend aus dem Auditorium stampft, würde ich ihm am liebsten folgen. Noch nie bin ich jemandem begegnet, der so inkompetent ist wie Deborah.
    Andererseits sitzt da immer noch ein ganzer Saal voller Studenten vor mir. Die brauchen alle einen Beruf, wenn auch vermutlich nicht in der Pharmaforschung. Und ich bin extra den ganzen Weg von London hierhergefahren. Ich werde nicht unverrichteter Dinge umkehren und nach Hause fahren.
    »Okay.« Ich nehme Deborah die Fernbedienung ab und trete vor. »Fangen wir noch mal von vorn an. Ich arbeite weder in der Beauty-Branche noch in der Tanz-Branche. Also hätte es nicht viel Sinn, wenn ich Ihnen dazu Ratschläge erteilen würde. Aber ich bin so etwas wie eine Arbeitgeberin. Wie wäre es also, wenn ich Ihnen ein paar allgemeine Ratschläge geben würde? Haben Sie da irgendwelche Fragen?«
    Keiner rührt sich. Dann hebt ein Mädchen in einer Lederjacke zögerlich die Hand.
    »Könnten Sie einen Blick auf meinen Lebenslauf werfen und mir sagen, ob der so in Ordnung ist?«
    »Natürlich. Gute Idee. Möchte noch jemand, dass ich einen Blick auf seinen Lebenslauf werfe?«
    Ein Wald von Armen richtet

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