Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
Vom Netzwerk:
ergraut/hat sie nicht dreißig Kilo zugelegt.
    »Also.« Er deutet charmant auf meinen Stuhl, und ich setze mich. »Wie waren deine letzten fünfzehn Jahre?«
    »Gut, danke.« Ich lache. »Und deine?«
    »Kann mich nicht beklagen.« Er sieht mich mit demselben schelmischen Grinsen an, das er schon immer hatte. »Okay, mehr muss man nicht wissen. Möchtest du was trinken? Sag nicht, du bist inzwischen abstinent geworden.«
    »Soll das ein Witz sein?« Voller Vorfreude schlage ich die Cocktailkarte auf. Das wird ein großartiger Abend. Ich weiß es jetzt schon. »Mal sehen, was wir hier haben.«
    Zwei Stunden später bin ich aufgekratzt wie lange nicht mehr. Und allerbester Dinge. Ich fühle mich wie ein Sportler im Rausch. Ich fühle mich wie ein Konvertit, der zum rechten Glauben gefunden hat. Das ist es. Das ist es. Zusammen sind Ben und ich unglaublich .
    Okay, ich habe mich also nicht an meinen Entschluss gehalten, was den Alkohol angeht. Aber es war auch ein alberner, kurzsichtiger Entschluss. Ein Abendessen mit einem Exfreund ist eine potenziell angespannte Situation. Es hätte schwierig werden können. Ich dagegen amüsiere mich – mit ein paar Cocktails intus – blendend.
    Es ist doch erstaunlich, was für eine Verbindung zwischen Ben und mir besteht. Es ist, als hätten wir genau da weitergemacht, wo wir aufgehört hatten, als hätte es die letzten anderthalb Jahrzehnte nicht gegeben. Wir sind wieder achtzehn. Wir sind jung und wissbegierig. Tauschen wilde Ideen und alberne Witze und wollen alles entdecken, was die Welt zu bieten hat. Ben fing sofort an, mir von einem Theaterstück zu erzählen, das er in der letzten Woche gesehen hatte, und ich konterte mit einer Kunstausstellung in Paris (behielt aber für mich, dass ich mit Richard da war), und seitdem kennt der Redefluss kein Halten mehr. Es gibt so viel zu erzählen. Es gibt so viele Erinnerungen.
    Wir haben noch nicht die lange Liste des Wer-was-wann? abgehakt. Wir haben noch nichts Näheres über unsere Jobs, frühere Beziehungen und den ganzen langweiligen Scheiß erzählt. Es ist so erfrischend, nicht diesen blöden Laberkram zu hören: »Und was machst du so?« oder »Hast du eine Alt- oder Neubauwohnung?« oder »Hast du fürs Alter vorgesorgt?« Es ist so befreiend .
    Ich weiß, dass er Single ist. Er weiß, dass ich Single bin. Mehr Updates brauchen wir nicht.
    Ben hat erheblich mehr getrunken als ich. Außerdem erinnert er sich an viel mehr als ich, was unsere Zeit in Griechenland angeht. Er weckt in mir alte Erinnerungen, die ich schon begraben hatte. Das mit dem Pokerturnier hatte ich ganz vergessen. Das mit dem untergegangenen Fischerboot hatte ich vergessen. Den Abend, an dem wir mit den beiden Australiern Tischtennis gespielt haben, hatte ich vergessen. Aber sobald Ben mich daran erinnert, habe ich alles wieder vor Augen, blitzartig.
    »Guy und …« Ich rümpfe die Nase und versuche, mich zu erinnern. »Guy und … wie hieß er noch … ach, ja, Bill !«
    »Bill!« Ben lacht und klatscht mich ab. »Natürlich, Big Bill.«
    Ich kann nicht glauben, dass ich in all den Jahren kein einziges Mal an Big Bill gedacht habe. Er war wie ein Bär. Meistens saß er in seiner Ecke auf der Terrasse, trank Bier und sonnte sich. Er hatte unglaublich viele Piercings. Offenbar hatte er sie alle selbst gestochen, mit einer Nadel. Seine Freundin – Pinky – war echt cool, und wir haben alle zugesehen und gejubelt, als er ihr den Bauchnabel gepierct hat.
    »Die Calamari.« Ich schließe kurz die Augen. »Ich habe nie wieder so gut Calamari gegessen.«
    »Und die Sonnenuntergänge«, stimmt Ben mit ein. »Erinnerst du dich an die Sonnenuntergänge?«
    »Die werde ich nie vergessen.«
    »Und Arthur.« Er grinst bei dem Gedanken. »Was für ein Typ.«
    Arthur war der Besitzer der Herberge. Wir haben ihn angebetet und hingen förmlich an seinen Lippen. Er war der coolste Typ, dem ich je begegnet bin, Mitte fünfzig, vielleicht älter, und er hatte schon so ziemlich alles gemacht, vom Studium in Harvard über die Gründung seiner eigenen Firma, die pleiteging, bis hin zu einer Weltumseglung, bei der er auf Ikonos gelandet war und ein Inselmädchen geheiratet hatte. Jeden Abend saß er im Olivenhain, rauchte sich einen und erzählte den Leuten davon, wie er bei einem Mittagessen mit Bill Clinton dessen Jobangebot abgelehnt hatte. Er hatte so viel erlebt. Er war so weise . Ich weiß noch, wie ich mich eines Abends betrunken an seiner Schulter ausgeweint

Weitere Kostenlose Bücher