Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
spät!« Sie kann zeigen: »Tasse Kaffee?«, »Ich glaube, das ist wichtig«, und »Ich gehe mir ein Sandwich holen.«
»Fliss?«
»Hi, Lottie.« Ich streife meine Schuhe ab und nehme einen Schluck aus meiner Wasserflasche. »Treffen wir uns denn nun nachher auf einen Drink? Lerne ich Ben kennen?«
Am anderen Ende herrscht Schweigen. Wieso herrscht Schweigen? Lottie schweigt doch sonst nie.
»Lottie? Bist du da?«
»Rate mal, was passiert ist!« Ihre Stimme klingt gewichtig. »Rate mal!«
Sie klingt dermaßen selbstzufrieden, dass ihr offenbar was ganz Besonderes gelungen ist.
»Ihr heiratet in der Schulkapelle, und der Chor singt › I Vow to Thee, My Country‹, während im ganzen Land die Glocken läuten?«
»Nein!« Sie lacht.
»Du hast eine Hochzeitstorte aus Windbeuteln und Cupcakes gefunden, mit Glitzerzuckerguss?«
»Nein, Dummchen! Wir sind verheiratet!«
»Wie jetzt?« Verblüfft starre ich das Telefon an.
»Ja! Wir haben es getan! Ben und ich haben geheiratet! Gerade eben! Im Standesamt von Chelsea.«
Ich drücke die Plastikflasche so fest, dass das Wasser in die Luft schießt und meinen Schreibtisch einsaut.
»Willst du mir nicht gratulieren?«, fügt sie etwas bockig hinzu.
Ich kann nicht gratulieren, weil ich kein Wort herausbekomme. Mein Mund geht nicht mehr auf. Mir ist heiß. Nein, mir ist kalt. Ich kriege Panik. Wie konnte das passieren?
»Wow«, presse ich schließlich hervor und versuche, ruhig zu bleiben. »Das ist … wie kommt das? Ihr wolltet es doch verschieben. Ich dachte, dass ihr es verschiebt. Das hatten wir doch abgemacht. Dass ihr es verschiebt.«
Ihr solltet es VERSCHIEBEN .
Als Elise mit einer Tasse Kaffee hereinkommt, sieht sie mich besorgt an und macht das »Ist alles okay?«-Zeichen. Leider habe ich keine Geste für »Meine dämliche Schwester hat gerade ihr Leben zerstört«, also nicke ich mit starrem Lächeln und nehme einen Schluck Kaffee.
»Wir konnten nicht warten«, sagt Lottie selig. » Ben konnte nicht mehr warten.«
»Aber ich dachte, du hättest ihn überredet.« Ich schließe die Augen und massiere meine Stirn in dem Versuch, das alles in meinen Kopf zu kriegen. »Was ist mit dem Brautschleier? Was ist mit der kleinen Dorfkirche?«
Wo ist das Hochzeitsmonster geblieben? Am liebsten möchte ich aufstöhnen. Holt das Hochzeitsmonster zurück!
»Ben war total begeistert von der Kirche und allem«, sagt Lottie. »Er hat so was liebenswert Traditionsbewusstes an sich …«
»Aber was ist passiert?« Ich versuche, meine Ungeduld zu zügeln. »Wieso hat er es sich anders überlegt?«
»Es lag an Lorcan.«
»Was?« Ich reiße die Augen auf. »Wie meinst du das, es lag an Lorcan?«
»Lorcan war heute Morgen bei ihm. Er meinte zu Ben, er dürfte mich nicht heiraten und das Ganze sei ein Riesenfehler. Tja, und da ist Ben ausgeflippt! Heute früh kam er in mein Büro gestürmt und meinte, er wollte mich sofort heiraten, und alle anderen könnten ihn mal am Arsch lecken, einschließlich Lorcan.« Lottie seufzt selig. »Es war wirklich romantisch. Alle im Büro haben uns angestarrt. Und dann hat er mich hochgehoben und rausgetragen, genau wie in Ein Offizier und Gentleman , und alle haben gejubelt. Es war unglaublich, Fliss.«
Ich atme schwer, versuche, mich zu beherrschen. Dieser Idiot. Dieser blöde, arrogante, beschissene … Idiot . Ich hatte das Problem gelöst. Es war alles geklärt. Ich hatte die diplomatische Karte perfekt gespielt. Und was hat Lorcan gemacht? Er ist reingestolpert und hat Ben zu einer haarsträubenden Aktion animiert. Kein Wunder, dass Lottie darauf angesprungen ist.
»Zum Glück hatten beim Standesamt welche abgesagt, und deshalb konnten sie uns dazwischenschieben. Den Segen der Kirche holen wir uns später«, sagt sie glücklich. »Und so kann ich beides haben!«
Am liebsten würde ich meine Kaffeetasse durchs Büro schleudern. Oder vielleicht über meinem Kopf ausgießen. Ich kriege so ein flaues Gefühl in der Magengrube. Das Ganze ist auch meine Schuld. Ich hätte es verhindern können, wenn ich ihr erzählt hätte, was Lorcan mir verraten hatte.
Er hat so etwas wie eine verfrühte Midlife-Crisis. Ihre Schwester wird die Leidtragende sein.
»Wo bist du jetzt?«
»Beim Packen! Wir sind schon auf dem Weg nach Ikonos! Es ist so aufregend!«
»Kann ich mir vorstellen«, sage ich kraftlos.
Was soll ich machen? Ich kann nichts machen. Sie sind verheiratet. Es ist passiert.
»Vielleicht kriegen wir ja ein
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