Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Der Lustmolch.
»Ach, unser Zimmer.« Lottie klingt untröstlich. »Das ist eine unglaubliche Geschichte. Wir haben es vorerst aufgegeben. Wir wollen einfach nur den Tag genießen.«
»Okay. Guter Plan.« Erleichtert seufze ich. »Und wie ist es so bei euch? Sonnig?«
»Brütend heiß.« Lottie klingt abgelenkt. »Hör mal, Fliss, erinnerst du dich an das Pärchenquiz, dieses Spiel?«
Ich runzle die Stirn. »Du meinst die Fernsehshow?«
»Genau. Du hattest doch das Brettspiel, oder? Was für Fragen stellen die da?«
»Wieso?«, frage ich verdutzt.
»Wir nehmen an so einem Pärchenquiz teil. Sind die Fragen schwer?«
» Schwer? Nein! Die sind vor allem lustig. Kleinigkeiten. Normale Sachen, wie Paare sie voneinander wissen.«
»Frag mich was.« Lottie klingt ein wenig angespannt. »Üb mit mir!«
»Na gut, okay.« Ich überlege einen Moment. »Was für eine Zahnpasta benutzt Ben?«
»Weiß nicht«, sagt Lottie nach einer Weile.
»Wie heißt seine Mutter?«
»Weiß nicht.«
»Was ist seine Lieblingsspeise, die du für ihn kochst?« Es folgt eine längere Pause. »Weiß nicht«, sagt sie schließlich. »Ich habe ihm noch nie was gekocht.«
»Wenn er ins Theater ginge, würde er lieber Shakespeare, ein modernes Stück oder ein Musical sehen?«
»Ich weiß es nicht!«, heult Lottie. »Ich war noch nie mit ihm im Theater. Ben hat recht! Wir werden verlieren!«
Ist sie noch ganz bei sich? Selbstverständlich werden sie verlieren.
»Meinst du denn, Ben weiß irgend so was über dich?«, frage ich vorsichtig.
»Natürlich nicht! Keiner von uns weiß irgendwas über den anderen!«
»Okay. Also …«
»Ich will auf keinen Fall verlieren«, faucht Lottie wütend. »Da ist dieses Hochzeitsmonster von einer Frau, und die prahlt dermaßen mit ihrer Hochzeit, und wenn ich nichts über meinen Mann weiß und er nichts über mich …«
Dann hättet ihr vielleicht nicht heiraten sollen! , möchte ich schreien.
»Könntet ihr vielleicht … miteinander reden?«, schlage ich schließlich vor.
»Ja! Ja, das ist es«, sagt Lottie, als hätte ich irgendeinen verzwickten Code geknackt. »Wir lernen es auswendig. Gib mir eine Liste von dem, was ich wissen muss.« Sie klingt entschlossen. »Zahnpasta, Name der Mutter, Lieblingsessen … Könntest du mir die Fragen simsen?«
»Nein, kann ich nicht«, sage ich energisch. »Ich hab zu tun. Lottie, wieso um alles in der Welt macht ihr da mit? Wieso liegt ihr nicht einfach am Strand?«
»Ich bin überredet worden. Und jetzt können wir keinen Rückzieher mehr machen, weil es sonst aussähe, als wären wir kein glückliches Paar. Fliss, der Laden hier ist total gaga. Der reinste Flitterwochenzoo.«
Ich zucke mit den Schultern. »Das wusstet ihr doch aber vorher, oder?«
»Schon, ja …« Sie zögert. »Aber mir war nicht klar, dass es dermaßen flitterig werden würde. Überall gibt es nur Liebespaare, und man kann keinen Schritt tun, ohne dass einem gratuliert oder Konfetti über den Kopf gestreut wird. Diese Hochzeitsmonster erneuern jetzt schon ihre Treueschwüre. Die Frau wollte mich sogar überreden mitzumachen.«
Für einen Moment habe ich glatt vergessen, wo ich bin – und auch die ganze Situation. Ich plaudere einfach nur mit Lottie.
»Klingt reichlich übertrieben.«
»Könnte man sagen.«
»Dann mach das Pärchenquiz eben nicht mit.«
»Ich muss aber.« Sie klingt resolut. »Ich mache jetzt keinen Rückzieher mehr. Sollte ich wissen, wo Ben zur Schule gegangen ist und das alles? Was ist mit Hobbys?«
Plötzlich kehrt mein Frust zurück. Das ist doch lächerlich . Sie klingt, als müsste sie etwas auswendig lernen, um die Beamten bei der Einreise zu täuschen. Kurz überlege ich, es ihr genau so zu sagen, jetzt auf der Stelle.
Doch gleichzeitig rät mir mein Instinkt, das nicht am Telefon zu tun. Wir kriegen nur Streit, und sie legt auf und bringt Ben dazu, sie an Ort und Stelle zu schwängern, wahrscheinlich am Strand vor aller Augen, nur um es mir heimzuzahlen.
Ich muss zu ihr. So tun, als wollte ich sie nur überraschen. Ich sehe mich in Ruhe um, lasse sie erst mal in Frieden. Dann nehme ich sie mir zur Seite, um mit ihr zu reden. Ein offenes Gespräch. Ein langes, gnadenloses Gespräch, aus dem ich sie nicht entlassen werde, bis sie die Zusammenhänge begreift. Wirklich begreift.
Dieses Pärchenquiz spielt mir in die Hände. Sie wird in aller Öffentlichkeit auf die Nase fallen. Danach wird sie bereit sein, auf die Stimme der Vernunft zu
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