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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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weiter seine Zeitung, während ich ihn mit wachsender Abneigung betrachte. Mach nur. Lehn dich zurück. Lächle über einen Scherz. Amüsier dich. Warum auch nicht?
    Ich starre ihn so bohrend an, dass ich schon fürchte, ihm gleich Löcher in die Zeitung zu brennen. Eine ältere Dame neben ihm sieht meinen Blick und mustert mich nervös. Ich lächle sie kurz an, um ihr zu zeigen, dass ich nicht ihr böse bin – doch das scheint sie nur noch mehr zu verunsichern.
    »Verzeihung«, sagt sie. »Aber … ist irgendwas?«
    »Bitte?«, sagt Lorcan, der sie missversteht und sich ihr zuwendet. »Nein, nichts …« Da sieht er mich und zuckt vor Schreck zusammen. »Oh. Hallo!«
    Ich warte auf eine hündische Entschuldigung, aber er scheint zu glauben, ein kurzer Gruß würde genügen. Er sieht mich mit seinen dunklen Augen an, und ohne Vorwarnung habe ich plötzlich wieder dieses Bild vor mir: diese schemenhafte Begegnung in dunkler Nacht. Sein heißer Atem an meinem Hals. Wie sich meine Hände in seine Haare krallen. Ich werde knallrot und werfe ihm noch giftigere Blicke zu.
    »Hallo?«, wiederhole ich. »Mehr kriegst du nicht raus? ›Hallo?‹«
    »Ich nehme an, wir nehmen denselben Flug?« Er lässt seine Zeitung sinken und beugt sich interessiert vor. »Hast du Kontakt zu den beiden? Ich muss Ben dringend sprechen. Ich habe Dokumente dabei, für die seine Unterschrift benötigt wird. Aber er reagiert nicht auf meine Anrufe. Er geht mir aus dem Weg. Er geht allem aus dem Weg.«
    Ungläubig starre ich ihn an. Er interessiert sich nur für irgendwelche Deals. Was ist damit, dass sein bester Freund meine Schwester geheiratet hat, in einer blödsinnigen Trotzreaktion, die allein ihm zuzuschreiben ist?
    »Ich habe Kontakt zu Lottie. Nicht zu Ben.«
    »Na.« Er runzelt die Stirn und widmet sich wieder seiner Zeitung. Wie kann er jetzt Zeitung lesen? Ich bin richtig vor den Kopf gestoßen, dass er im Sportteil blättert, nachdem er ein solches Chaos angerichtet hat.
    »Alles okay?« Er sieht mich an. »Du wirkst … als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen.«
    Ich koche vor Wut. Ich merke, dass meine Kopfhaut kribbelt und sich meine Hände zu Fäusten ballen. »Nein, komischerweise nicht«, presse ich hervor. »Nichts ist okay.«
    »Oh.« Als er wieder in seine Zeitung sieht, platzt mir der Kragen.
    »Hör auf, da reinzugucken!« Ich beuge mich vor und reiße sie ihm aus der Hand, bevor mir recht bewusst ist, was ich da tue. »Hör auf damit!« Wütend zerknülle ich die Zeitung und werfe sie auf den Boden. Ich schnaube, und meine Wangen glühen.
    Lorcan starrt die Zeitung an, offensichtlich amüsiert.
    »Mami!«, ruft Noah empört, wenn auch begeistert. »Man wirft nichts auf den Boden!«
    Alle anderen Passagiere haben sich umgedreht und starren mich an. Ganz toll. Und jetzt blickt auch Lorcan auf und schiebt die dunklen Augenbrauen zusammen, als wäre ich ihm ein unergründliches Mysterium.
    »Wo ist das Problem?«, fragt er schließlich. »Bist du sauer?«
    Soll das ein Witz sein?
    »Allerdings!«, bricht es aus mir heraus. »Ich bin tatsächlich ein wenig genervt, nachdem ich die Situation mit Ben und meiner Schwester geklärt hatte und du da reinplatzen und alles kaputt machen musstest!«
    Ich sehe, wie es ihm allmählich dämmert. »Du gibst mir die Schuld?«
    »Selbstverständlich gebe ich dir die Schuld! Hättest du nichts gesagt, wären sie jetzt nicht verheiratet!«
    »Von wegen.« Er schüttelt den Kopf. »Das stimmt nicht. Ben war wild entschlossen.«
    »Lottie meinte, es lag an dir.«
    »Lottie täuscht sich.«
    Er gibt wohl nie nach, oder? Mistkerl.
    »Ich weiß nur, dass ich die Situation geklärt hatte«, sage ich steinern. »Ich hatte alles geregelt. Und dann kamst du.«
    »Du dachtest , du hättest alles geregelt«, korrigiert er mich. »Du dachtest , du hättest alles geklärt. Wenn du Ben so gut kennen würdest wie ich, wärst du dir darüber im Klaren, dass er seine Richtung wechselt wie ein Fisch im Wasser. Irgendwelche Vereinbarungen haben da keinerlei Bedeutung. Beispielsweise die Vereinbarung, entscheidende, zeitlich sensible Dokumente zu unterzeichnen.« Plötzlich klingt der Ärger in seiner Stimme durch. »Man kann ihn festnageln, wie man will. Er entwischt einem trotzdem.«
    »Und deshalb bist du hier?« Ich werfe einen Blick auf seinen Aktenkoffer. »Nur wegen dieser Dokumente?«
    »Wenn der Prophet nicht zum Berg kommen will, muss der Berg alle seine Termine absagen und ins Flugzeug

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